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Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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sah, war die Befehlszentrale unterm Hochmoor, die sie vor kurzem noch durchmessen hatten. Aber sie sah auf einmal nicht mehr so geleckt aus.
    »Ich muß mein Urteil über den Roboter dauernd ändern«, murmelte Superhirn. »Zwischen dem Stich, den er heute vormittag gekriegt hat, und seiner Vernichtung, heute nacht, hat er seine Arbeit großenteils programmgemäß verrichtet. Draußen hat er Kabel gelegt, und die wird er an die Hauptkraftzentrale der Bodenstation angeschlossen haben. Und in die Befehlszentrale strömt Luft mit Zusatzstoffen durch die Klimaanlagen: Seht ihr die schleierartigen Wolken? Die Temperatur erhöht sich. Sie hat sich stufenweise erhöht, damit er Gelegenheit gehabt hätte, ins Raumschiff zurückzukehren und zu starten. Aber da hat ihn sein Elektrogeist wieder verlassen, und er ist ins Moor hinausgelaufen.«
    »Und wir sitzen jetzt hier!« brummte Gérard. »Warum brausen wir nicht ab?«
    »Alle Hebel sind bereits auf Start, du Schaf!« sagte Henri ruhig. Inzwischen vollzog sich vor den Augen der Besatzung – im Bild genau sichtbar – die gespenstische Auflösung der Raumfahrtbasis Marac.
    »Mensch, daß die Kunststoffe überhaupt glühen!« wunderte sich Prosper.
    »Wenn Metall glüht, zerfließt und zerfällt der Kunststoff mit«, erklärte Superhirn. »Seht mal – die Schuppen auf den Eisenteilen! Das nennt man verzundern. Aus Aluminium wird Tonerde und ...« Er unterbrach sich, denn das Bild begann zu wandern.
    »Monitor bewegt sich auf der Rampe seewärts!« meldete Bordkommandant Henri, ein SilhouettenSichtzeichen beobachtend. »Monitor jetzt auf Drehplatte. Das Schiff richtet sich auf zum Senkrechtstart!«
    Davon merkte freilich niemand etwas. Denn Monitor besaß ein künstliches Schwerkraftzentrum, so daß im Kommandoraum und Lastenteil »oben« und »unten« sich nicht veränderten, also für die Insassen alles gewissermaßen stets waagerecht blieb, wohin auch immer die Spitze des Raumschiffs wies. Alle Nutzräume, auch die Messe, die Küche, das Freizeit-Center, das Bordlabor und die Schlafkabinen, waren wie die Luftblase in der Wasserwaage. Die Waage konnte man drehen, wie man wollte, die Luftblase veränderte ihre Lage nicht.
    Die jungen Raumfahrer saßen jetzt bequem, fast gemütlich, in schrägen, drehbaren Sesseln. Micha hielt den Hund an sich gepreßt. Henri und Superhirn – der eine auf dem Platz des Bordkommandanten, der andere auf dem des Flugingenieurs – starrten gespannt auf eine sonderbare, runde Fläche, die wie eine Tischplatte wirkte. Das war der Himmelsvisor. Er sollte ihnen einen Blick ins All ermöglichen.
    »Aber ich denke, wir wollen runter in die Meerestiefe!« rief Micha.
    »Der Professor wird das berechnet haben!« antwortete Henri. »Wir machen einige Erdumkreisungen, dann tauchen wir wieder in die Atmosphäre und an der vorgesehenen Stelle ins Meer ein.«
    Superhirn warf Henri einen Blick zu, dann sagte er leichthin: »Legt euch lieber ein Stündchen aufs Ohr. Ihr könnt uns ja nachher ablösen!«
    Nach einigen Minuten war Superhirn mit Henri in der Kommandozentrale allein. Alle übrigen schliefen im Wohnteil. »Du hast doch was, oder?« fragte Henri.
    »Und ob!« murmelte Superhirn. »Ich will nur die anderen nicht kopfscheu machen. Wir sitzen hier in einem Pulverfaß!«
    »Im Augenblick läuft doch alles prima!«
    Doch Superhirn tippte auf das Pult mit den winzigen, unaufhörlich blinkenden Ziffern und Buchstaben: »Treibstoffverlust!« sagte er ernst. »Monitor fliegt ja nicht mit Treibstoffen gewöhnlicher Raumschiffe. Es benutzt Hyperkomprimate, deren Zusammensetzung Charivaris Geheimnis ist. Normale Treibstoffe könnten Monitor weder die unerhörten Reichweiten noch seine Verwendung als Allzweckfahrzeug gestatten.«
    »Hyperkomprimate?«
    »Na ja – auf engstem Raum zusammengedrückte Energien«, erklärte Superhirn. »Kraftpakete, die automatisch in den Antriebteil gefördert werden und trotz ihrer Winzigkeit einen irrsinnigen Schub entwickeln.«
    »Der scheinbar lächerlich geringe Verlust, der auf dem Pult signalisiert wird, könnte also trotzdem höchste Gefahr bedeuten?« fragte Henri.
    Superhirn nickte. »Das Komische ist nur: Der Start ist gelungen, und der Treibstoffverlust erhöht sich nicht. Ich schätze, das Leck ist automatisch behoben worden. Mich wundert nur, daß die Schrift nicht verschwindet!«
    »Vielleicht hat der Roboter falsch reagiert«, vermutete Henri.
    »Ja«, Superhirn runzelte die Stirn, »und das hat er sicher mehrfach

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