Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
düster. »Achtet auf seine Miene! Er macht ein angestrengtes Gesicht. Er hat alles um sich vergessen. Er kämpft wie in einem abgeschlossenen Raum! Kein Laut dringt an sein Ohr!«
»Woher willst du das wissen?« Henri war außer sich. »Schnell, wir müssen ihm helfen!«
»Wartet!« befahl Superhirn scharf. »Seht mal, was der Hund macht!«
»Er steht auf den Hinterbeinen und zappelt mit den Vorderpfoten!« jammerte Tati. »Er will zu Micha ...«
»... aber es geht nicht!« vollendete Superhirn hart. »Wir hören Loulous Bellen – aber das Schreien Michas hören wir nicht!«
»Loulou, komm her!« lockte Tati. »Komm her!« Winselnd gehorchte das Tier. Micha aber kam nicht von der Stelle.
Superhirn sprang über den Graben. »Henri, du folgst mir!« rief er. »Ihr anderen bleibt drüben und holt Hilfe, wenn wir nicht wieder rüberkönnen!«
»Wen? Wen sollen wir holen?« erkundigte sich Gérard.
»Meinetwegen die Feuerwehr aus Marac – oder Soldaten!« erwiderte Superhirn. Henri dicht hinter sich, rannte er auf Micha zu. Plötzlich sagte er: »Nanu, ist das Wind?«
Henri prallte auf ihn. »Weiter doch!« rief er ungeduldig. »Mensch, ich laufe gegen Watte! Nein, au!«
Superhirn drehte sich um und rieb sich die Stirn. Er blickte hoch. »Ist von oben irgend etwas runtergekommen?«
»Nein!« antwortete Henri. Aber auch er blieb so plötzlich stehen, als sei er gegen eine Wand geprallt: Er federte sogar zurück! Beide Jungen starrten einander an.
»Was macht ihr denn da?« hörten sie Tati rufen. »Helft Micha! Micha ist hingefallen!«
»Hingefallen?« Superhirn sah zu dem Kleinen hin. »Er sitzt erschöpft auf der Erde. – Hallo! Micha! Kannst du mich denn nicht hören?«
Der Kleine, das sah man am Zucken seines Körpers und an seinem verzerrten Gesicht, atmete schwer; er war am Ende seiner Kraft.
»Er antwortet nicht auf unser Rufen«, stellte Superhirn fest. »Er kann uns nicht hören, das sag ich ja die ganze Zeit!«
Wieder versuchte er, auf Micha zuzuschreiten. Doch jedesmal prallte er gegen eine unsichtbare Wand. Henri erging es ebenso.
»Gérard, Prosper, Tati!« schrie Superhirn. Kommt über den Bach! Hier ist eine Sperre, die keiner sehen kann! Wir müssen versuchen, sie zu durchstoßen!«
Die drei kamen angekeucht.
»Unsichtbares Hindernis?« zweifelte Gérard.
»Tatsächlich!« schnaufte Prosper. »ich komme einfach nicht weiter! Ich renn wohl gegen 'ne Glaswand an. Aber erst ist's wattig, dann verdichtet es sich; zuletzt ist's wie 'ne Mauer!«
»Aber man sieht nichts!« rief Henri. »Wenn's wenigstens Glas wäre! Glas würde spiegeln! Aber ich kann von oben nach unten gucken, von links nach rechts, wie immer ich will – ich sehe den Widerstand nicht!«
Plötzlich stand Micha dicht vor ihnen: er machte ein hoffnungsvolles Gesicht, als glaubte er, daß die Gefährten ihn aus der merkwürdigen Falle befreien könnten.
»Sein Mund bewegt sich, er redet!« bemerkte Gérard. »Er ist nur eine Armlänge von uns entfernt, aber wir hören ihn nicht!«
»Micha – verstehst du uns?« schrie Tati so laut sie konnte. »Wenn du uns verstehst, ruf 'ja'! Ruf ganz laut 'ja'!«
Der Kleine schrie anscheinend verschiedenes. Die anderen lauschten. Doch es herrschte tiefe Stille. Dabei bewegte sich Michas Mund wie rasend, und sein Gesicht lief rot an. Offenbar brüllte er wie ein Verrückter.
»Fauler Zauber!« wiederholte Prosper außer sich.
»Ruhig« sagte Superhirn: »Das ist alles andere, mein Junge, nur nicht faul! Das ist was Teuflisches! Los, versuchen wir gemeinsam, ein Loch in die unsichtbare Wand zu brechen. Werfen wir uns dagegen! Eins, zwei – los!«
Die vier Jungen und das Mädchen durchbrachen den unsichtbaren Watteschleier und prallten gegen das sonderbare Nichts wie gegen eine Stahlplatte.
Gérard rutschte zu Boden. Ächzend rieb er sich die linke Schulter. Prosper massierte sich den schmerzenden rechten Arm. Tati hielt sich wimmernd die Stirn. »Und ich hätt mir beinahe die Zähne eingerannt«, murmelte Henri.
Superhirn stieß noch einmal mit dem Fuß gegen die unsichtbare Wand. »Zwecklos« meinte er. »Ich hole meinen Bogen und Pfeile. Vielleicht kann ich damit etwas anfangen!«
Während der Pudel bellend an der unheimlichen Absperrung hochsprang, lief Superhirn zu der Stelle zurück, an der sie gerastet hatten.
»Was Neues?« fragte er, als er wiederkam.
»Nichts. Henri hat festgestellt, daß man weder links noch rechts an dieser – Glaswand vorbeikann«, berichtete
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