Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
es so deutlich, daß ich danach Zeichnungen anfertigen konnte. Ich war ganz verblüfft, wie rasch das ging, und ich habe über meine Zeichenkunst ganz schön gestaunt: Die Bilder wirken wie Fotos!«
»Du hast doch hoffentlich keinerlei Funk dazu benutzt?« fragte Superhirn schnell. »Diese Bilder – ich sehe sie mir gleich an – sind nicht etwa Funkfotos?«
»Nein«, beeilte sich Henri zu versichern. »Ich bin doch nicht blöd! Was denkst du denn? Ich weiß sehr wohl, daß Charivaris Bodenstation und wir keine Funkverbindung aufnehmen dürfen, damit die Piraten nichts abhören oder mitsehen könnten.«
»Gut. Nun zum Professor!« Superhirn rückte das Glas zurecht, um Henris Meldung zu prüfen. »Was war weiter?«
»Ich sagte schon – nach der ersten Erdumkreisung benutzte ich den Gedankenstrahler noch einmal. Charivaris stumme Antwort war: ich halte mich kaum noch aufrecht. Die alte Wunde und die Gehirnerschütterung – es geht zu Ende!«
»Mensch«, rief Superhirn, »Wir hätten das mehr beachten sollen! Die Piraten hatten ihn übler zugerichtet, als wir dachten! Statt dessen sind wir Hals über Kopf in das Raumschiff gerannt, um seine meuternden Leute zu verfolgen! Ich glaubte, er sei wenigstens fähig, uns von der Bodenstation aus zu lenken!«
Henri nickte trübe. »Wir waren voreilig. Tati hätte ihn erst gesund pflegen sollen. Den Meteor hätten wir auch später noch jagen können. Was machen wir nun?«
»Vor allem geraten wir nicht in Verzweiflung«, erwiderte Superhirn. »Und noch eins, Henri: Was immer geschehen sein mag – es bleibt unser Geheimnis. Die anderen dürfen kein Sterbenswort davon erfahren. Wenn sie auftauchen, scheuchen wir sie ins Freizeit-Center zurück – oder in die Bordküche. So, nun still. Diese Gedankenlupe zeigt einen schwachen Brennpunkt!«
Superhirn starrte auf das dicke Glas und bemühte sich, seine Gedanken in stumme Sätze zu fassen.
»Hallo, Professor! Professor Charivari«, dachte er Wort für Wort. »Henri sagt mir, Sie melden sich nicht mehr! Hallo! Hören Sie mich noch? Empfangen Sie diese Gedanken?«
Eine bange Weile verging.
Aber kein fremder Gedanke strahlte in sein Hirn. Also mußten die Lebensgeister des Professors tatsächlich erloschen sein. Die telepathischen Augenhaftschalen, die Charivari für diese Art von Nachrichtenübermittlung trug, hätten sonst wenigstens noch Gedankenfetzen gesendet. Eben wollte er das Gerät abstellen, als der Brennpunkt etwas schärfer wurde. Gleichzeitig hatte Superhirn eine Vision des Professors: Charivari lag reglos über seinem Schreibtisch. Und es kam ein Gedanke: bin so schwach, so schwach ...«
Superhirn zuckte vor Freude zusammen. Der Professor war also doch nicht tot!
Aber bevor Superhirn hoffnungsvoll aufatmen konnte, verblaßten Vision und Gedankenbruchstücke. Der Junge nahm nur noch seine eigenen Gedanken wahr. Ober den Telepathor kam nichts mehr, nichts, nichts. Auf der anderen Seite des Sendeweges, unten in Charivaris Bodenstation, hinter den Augenhaftschalen des Professors, war sozusagen alles dunkel.
»Was ist?« fragte Henri bedrückt.
»Nichts«, sagte Superhirn tonlos. »Du hast recht, es ist aus. Er ist zwar noch einmal aus der Bewußtlosigkeit erwacht, aber es war wohl ein letztes Aufflackern. Seine Haftschalen strahlen nichts mehr aus, und unser Telepathor schweigt!«
»Jetzt haben wir keine Verbindung zur Erde mehr«, murmelte Henri. »Wer leitet uns hinunter?«
Superhirn lachte trocken. »Das frage ich mich auch! Dies ist zwar keine gewöhnliche Raumkapsel, die umständlich aus dem Meer geborgen werden muß, sondern ein nahezu ortsunabhängiges Allzweckfahrzeug. Wir können damit fliegen und aufsetzen wie mit einer Verkehrsmaschine, über den Ozean rutschen wie mit einem Luftkissenboot und tauchen wie mit einem U-Boot. Aber wir sind an diesem Ding nicht ausgebildet, und ohne den wahren Lenker, den Professor, sehe ich schwarz!«
»Der eine Bruder Charivaris leitet die Mondstation«, überlegte Henri, »der andere die Unterwasserstation auf der Erde. Wenn wir uns nun mit einem der beiden in Verbindung setzten?«
»Der Professor muß einen Grund gehabt haben, daß er uns dazu mit keiner Silbe und keinem Gedanken riet«, meinte Superhirn stirnrunzelnd. »Vielleicht hat er gefürchtet, die Besatzungen der Mond-und Unterseestation könnten ebenfalls verrückt spielen und seine Brüder genauso überwältigen, wie es die Meuterer mit ihm taten. Sicher hat er fest damit gerechnet, daß wir Meteor
Weitere Kostenlose Bücher