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Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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kühlen, indirekten Licht.
    Hinter der Schranktür befand sich eine Leiter, die in die Ofenattrappe der alten Hütte hinaufführte. Mochte die Hütte jetzt auch ein Trümmerhaufen sein, weil der Professor sie nach dem Kampf mit den Meuterern durch versehentlichen Tastendruck zerstört hatte, der Eingang war uneinnehmbar. Er war durch verfestigte Luft gegen jede Menschengewalt geschützt.
    Charivari sprach einen Wort-Code in ein verstecktes Mikrofon, so daß sich die Schranktür öffnete. Zum Schließen benutzte er auf der anderen Seite – am Fuß der Leiter dieselben Worte. Ebenfalls mit einem Wortschlüssel öffnete er die Verfestigung des Ausgangs oberhalb der Leiter. Er sagte zwar nicht »Sesam öffne dich« wie Ali Baba im Märchen, aber er gebrauchte eine Wortfolge, die er einmal vorwärts und einmal rückwärts sprach. Die Luftpanzerung wich auch nicht durch »Spuk«, sie wurde durch einen eingebauten Sprachanalysator gelöst.
    Mit dem Stock stieß er die Herdringe hoch und zur Seite – und stieg durch den Ofen in die Trümmer der Hütte.
    Das erste, was er sah, war ein Feuerwehrmann, der ihn anstarrte, als sei er ein Geist.
    »Guten Tag«, lächelte der Professor. Mit geübten Griffen hob er die Herdringe auf, rückte sie auf dem Ofen zurecht und setzte das runde Mittelstück ein. Rasch sprach er die Verfestigungsformel. Das eingebaute Mikrofon löste daraufhin über den Sprachanalysator die neuerliche Luftpanzerung rund um den Eingang aus.
    »Was ist das?« stammelte der Feuerwehrmann. »Himmel, wer?«
    Doch schon bahnte sich der Bauer Dix einen Weg durch die Hüttentrümmer.
    »Herr Professor!« Er lachte beinahe närrisch. »Was meinen Sie, wie lange wir Sie suchen! Mir fällt ein Stein vom Herzen – so schwer wie der größte Felsen von Marac!« Er wandte sich an den Feuerwehrmann, der noch immer wie angewurzelt dastand: »Haben Sie den Professor gefunden?«
    »Ich?« Der Feuerwehrmann strich verwirrt über sein Lippenbärtchen. »Ja – nein! Ich habe ihn nur als erster gesehen! Ich sah, wie er aus dem Ofen stieg.«
    »Aus dem Ofen?« lachte der Bauer Dix. »Mann, mir scheint, hier spinnt allmählich jeder! Seit die Küstenwache gestern ihre komische Meldung gemacht hat, sieht alle Welt in Marac Gespenster! Ein Sturm hat die Hütte vernichtet, was sonst? So ein Sturm im Hochmoor ist kein sanftes Lüftchen – wer wüßte das besser als ich, der das Gelände an den Professor verkauft hat! Ich habe ihn oft genug gewarnt, und ich habe ihm auch immer wieder gesagt, daß die Steilküste und der Strand wegen ihrer Todesgefahren verrufen sind. Aber das hat ihm nichts ausgemacht. Nicht wahr, Herr Professor?«
    »Gewiß, lieber Dix, gewiß!« lächelte der Professor. Er gab sich den Anschein der Schüchternheit und Weltfremdheit. »Mir lag daran, meine Studien so ungestört wie möglich durchzuführen, deshalb wählte ich diesen Platz ...« Ein wenig täppisch drehte er sich nach allen Seiten und betrachtete die Trümmer. »Ein Wirbelsturm, nicht wahr ... Ich muß wohl sehr lange bewußtlos unter den Brettern gelegen haben.«
    »Unmöglich!« meldete sich der Feuerwehrmann nun ganz entschieden. »Wir haben jedes Brett umgedreht, den Möbelkram auf einen Haufen getan und überhaupt kein einziges Trümmerstück auf dem anderen gelassen. Es kann nicht sein, daß der Professor darunter lag. Er ist aus dem Ofen gestiegen – aus diesem Ding, das als einziges so fest steht, als sei es hundert Meter tief in die Erde gerammt!«
    Wieder lachte der Bauer Dix. »Ich sage ja, alle Welt sieht Gespenster! Woher sollte denn die Wunde am Kopf des Professors stammen, wenn nicht von einem Balken, der ihn unter sich begrub?«
    »Der Balken hat wohl auch gleich das Pflaster mitgeliefert«, versetzte der Feuerwehrmann schlagfertig.
    Charivari faßte sich an die Stirn. »Wie man's nimmt«, lächelte er. »Als ich hinter dem Ofen wieder zu mir kam, fühlte ich den Schmerz. Noch am Boden habe ich mich selber versorgt. Ein Gesteinsforscher, dessen Hobby es ist, in den Klippen herumzusteigen, trägt vorsichtshalber immer ein Pflaster in der Tasche!«
    »Na, klar!« rief Dix. »Ich möchte nur wissen, wo das Aufräumungskommando seine Augen gehabt hat!«
    Der Feuerwehrmann murmelte etwas. Er trat an den Ofen heran und versuchte ihn zu öffnen. Als ihm das nicht gelang, schüttelte er den Kopf. Dann sah er den Bauern an und lachte.
    »Sie haben recht. Hier im Hochmoor sieht man Gespenster. Das hat meine Großmutter schon immer gesagt.«

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