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Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Geochronologe, Fachmann für die Altersbestimmung von Gesteinen. Es tut mir leid, daß ich die Herren nicht zu einer Tasse Tee einladen kann ...« Er lächelte trübe. »Aber Sie sehen ja selbst. Ein Wirbelsturm hat mein Haus zerstört. Übrigens wäre es sowieso zu klein gewesen, um Sie alle aufzunehmen.«
    »Danke, danke«, sagte der Minister. »Was ich fragen wollte: Waren Sie die ganze Zeit hier?«
    »Aber natürlich! Wo sollte ein alter Gelehrter sein, wenn nicht an der Stätte seiner bescheidenen Forschungen? Allerdings – nach dem Wirbelsturm muß ich lange bewußtlos gewesen sein.«
    »Wirbelsturm?« rief einer der Regierungsbeamten. »Herr! Sind Sie Meteorologe, daß Sie das so ohne weiteres behaupten können? Fragen Sie die Küstenwacht und andere Beobachter! Erkundigen Sie sich beim Leiter des Zivilschutzes oder beim Chef der Abwehr, was die zu Ihrem Wirbelsturm meinen!«
    Ho, das klang gefährlich – doch Charivari begriff, daß es nicht gegen ihn, sondern gegen seine Ansicht gerichtet war. Im übrigen sah man, die Herren waren schlechter Laune. Anscheinend hatten weder der Peilwagen noch die Schiffe, noch die Hubschrauber irgendeine aufschlußreiche Meldung machen können.
    »Lassen wir Vermutungen aus dem Spiel«, begann der Leiter des Zivilschutzes, nachdem er sich vorgestellt hatte. »Als einziger Bewohner dieser hochgelegenen Stelle wären Sie der beste Zeuge für die Vorgänge von gestern. Haben Sie nichts Auffälliges bemerkt?«
    Professor Charivari tat, als dächte er nach. »Nein«, sagte er dann. Er bemühte sich, seiner Stimme einen entschuldigenden Klang zu geben. »Ich war wie immer in meine Arbeit vertieft. Die Ergebnisse meiner Gesteinsforschungen schreibe ich nämlich täglich auf.«
    Einer der Beamten unterbrach ärgerlich: »Natürlich! Immer dasselbe mit den Gelehrten! Wenn sich so einer in seine Arbeit vergräbt, kann die Welt untergehen! Wahrscheinlich hat er noch nicht mal den Einsturz seiner Hütte gemerkt!«
    »Ehrlich gesagt – nein«, lächelte der Professor sanft. »Aber wenn ich auch einmal etwas fragen darf: Was soll denn eigentlich gewesen sein?«
    »Recht eigenartig, wenn der sonderbare Sturm und das andere zwei Dinge waren«, meinte der Leiter des Zivilschutzes. »Nun ja – aber davon verstehen Sie nichts. Sie sind ja nur Gesteinsforscher.«
    »Einen Moment«, unterbrach ein schmaler, kleiner Herr. »Mein Name ist Roger Chambre, vielleicht kennen sie mich, Herr Professor. Ich bin der Direktor des Staatlichen Strahlenforschungs-Instituts. Haben Sie an Ihren Gesteinsproben jemals Radioaktivität festgestellt?«
    »Das war mir mit meinen bescheidenen Mitteln nicht möglich«, erwiderte Charivari scheinbar verlegen.
    Einige der Männer grinsten verstohlen. Dieser Kahlschädel mit dem Strippenbart und dem komischen Stock sah wirklich nicht aus, als könne er mit modernen Geräten umgehen. Der Minister lächelte nicht. Er musterte den Professor eine Weile schweigend. Plötzlich sagte er:
    »Charivari – Professor Doktor Brutto Charivari! – Ihr Name war vor Jahren in allen Zeitungen. Haben Sie nicht im Himalaya-Gebiet, am Südpol und irgendwo in den Weltmeeren Forschungen angestellt? Ich erinnere mich – es hieß sogar, Sie hätten die Schätze versunkener spanischer Schiffe gehoben!«
    »Nicht ich, sondern meine Brüder«, erklärte der Professor schnell. »Ja, ich hatte zwei Brüder: Doktor Bianco Charivari und Dr. Enrico Charivari. Das waren berühmte Abenteurer. Vor einigen Jahren sind sie im Himalaya verschollen.«
    Das war eine glatte Notlüge. Charivari konnte dem Minister ja nicht verraten, daß er die gehobenen Schätze für den Bau seiner Stationen verwendet hatte – genau wie das am Südpol gefundene Gold – und daß Bianco Charivari den geheimen Stützpunkt auf der Rückseite des Mondes leitete, während Enrico Charivari die Erdunterwasserstation im Stillen Ozean befehligte.
    »Tja, aber – um auf Ihre Frage zurückzukommen, Herr Professor«, sagte der Minister höflich. »Ihre Hütte scheint wirklich einem Sturm zum Opfer gefallen zu sein. Ich höre den ganzen Morgen nichts anderes von den Einheimischen, als daß das Hochmoor ein meteorologisch sehr merkwürdiges Gebiet ist. Ein örtliches Gewitter mag ein übriges getan haben. An einigen Stellen ist das Gras stark versengt. Zudem machen auch die vielen Mulden, die wie frische Krater wirken einen verblüffenden Eindruck.«
    Wieder zuckte der Professor mit keiner Wimper. Die versengten Stellen und die

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