Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
ewig vor dem unsichtbaren Hindernis abzappeln! Oder?«
Charivari nickte bedächtig. »Stimmt! Ich kann das ganze Gebiet über der Bodenstation so abschirmen wie diesen Ofen. Ich hätte es längst tun können. Doch nach allem, was sich seit der Meuterei hier abgespielt hat, wollte ich bei den Einwohnern von Marac kein Mißtrauen erwecken. Daß Herr Dix etwas Besonderes an dem Ofen aufgefallen ist, ist schon schlimm genug. Touristen sind besonders neugierig ...«
Er schwieg und strich sich den dünnen Bart.
»Der Funkverkehr zwischen uns und Monitor würde zum Beispiel ihre Transistorradios stören«, überlegte Martin.
»Nein, das nicht«, murmelte Charivari. »Aber diese Leute filmen und fotografieren alles. Ich könnte das durch eine Strahlenkanone verhindern. Doch dann würden sie mit ihren verdorbenen Filmen allesamt nach Marac rennen und den Fotohändler verantwortlich machen. Hm! Ich muß mir etwas ausdenken, das die Leute zwingt, von selber das Feld zu räumen. Eine dumme Kleinigkeit. Aber an Kleinigkeiten hängt jetzt alles. Paß auf! Du gehst in das Zeltlager und siehst dich da ein bißchen um.«
»Und was tun Sie inzwischen?« fragte Martin.
»Ich steige in die Bodenstation hinunter, befehle Monitor, sich auf Erdumlaufbahn zu halten, und hole mir etwas aus meinem Labor.«
»Was denn?« forschte Martin neugierig.
»Das wirst du bald sehen«, antwortete der Professor und blinzelte.
Das Hochmoor wird belagert
Bevor Herr Dix die Hütte des Professors umgebaut hatte, war sie nur eine windschiefe Bretterbude mit einem Moosdach gewesen. Zwischen zerzausten Büschen an die grasige Erde geduckt, hätte sie keine bessere Tarnung haben können.
In der Mitte des Hochmoors standen zudem Schilder »Halt! Privatbesitz! Betreten des Steilufers lebensgefährlich!« Der Strand darunter galt als »Todesstrand«. Dort, bei den unheimlichen
»Heulenden Steinen«, war das Baden wegen des Sogs im Wasser polizeilich verboten. Auch darauf wiesen Schilder hin.
Die Bevölkerung von Marac hatte sich stets danach gerichtet. Das Hochmoor, besonders der Küstenteil, war verrufen. Die Alten wußten Geschichten zu erzählen, die sie schon von ihren Urgroßeltern gehört hatten: Spukgeschichten, die selbst den Jüngeren kalte Schauer über den Rücken jagten. Nicht der Wind, so hieß es, heule durch die Felslöcher. Vielmehr höre man das Gejammer ertrunkener Fischer. Auch die Strömung sei nicht so zu erklären, wie es die Lehrer immer täten. Meeresgeister, glaubten die Alten, zögen den Schwimmenden hinaus auf See und drückten ihn unter Wasser.
Die Gefährlichkeit des Ufers und der Aberglaube der Bevölkerung hatten Professor Charivaris geheimes Werk geschützt. Doch nun sah Martin buntgekleidete Zeltlager-Touristen unbekümmert um die Schilder über den Bach hüpfen und auf die Hütte zustreben, die der Bauer Dix mit weißen Kunstfaserplatten verkleidet hatte.
»He, du da! Junge!« rief ein Mann. »Ist das ein Lokal?«
»Ein – was?« fragte Martin. Er legte die Hand hinters Ohr und tat, als höre er nicht recht.
»Wunderbar, wie das Häuschen da so strahlend weiß in der Abendsonne liegt«, schnaufte eine dicke Frau. Sie ließ sich von ihrem riesigen Mann hinterherziehen. »Ach, so ein Ferienhaus Das wäre was!«
Alle blieben einen Augenblick stehen. »Die Wände sind so leuchtend blau!« rief eine andere Frau mit ihrer meckernden Stimme begeistert.
»Blau? Was ist blau, wer ist blau?« spottete ein dicker Mann mit einem Notizbuch in der Hand.
»Vielleicht haben Sie eine blaue Brille auf, wie? Das Haus ist rot! Leuchtend rot! In der Sonne glühen die Wände wie Rubin. ja, sie funkeln richtig! Haha, man will mir einreden, da wohne ein armer Forscher! Ein Millionär hat sich dort niedergelassen! Wahrscheinlich ein Scheich! Wer kann sich denn solche leuchtenden Hauswände leisten?«
»Schwarz!« widersprachen zwei junge Mädchen wie aus einem Munde.
Danach rief die eine: »Die Wand ist kanarienvogelgelb!« und die andere: »Silbern ist sie! Sie ist silbern!«
Statt kopfschüttelnd das Weite zu suchen, rannte die ganze Gruppe direkt auf die Hütte zu. Dort standen mittlerweile schon andere Leute aus dem Zeltlager. Auch sie stritten sich über die Farbe der Außenwände! Opas, Omas, Eltern, Tanten, Onkels, Mädchen und Jungen ...
»Orange!« – »Rot! Tomatenrot!« – »Meergrün!«
In einem Augenblick, in dem das Gezanke durch eine allgemeine Atempause unterbrochen wurde, ertönten die ruhigen Worte: »Aber meine
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