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Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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achtjährige Bruder Micha – befanden sich auf der abenteuerlichsten Ferienfahrt der Welt. Zu ihnen gehörte übrigens auch ein junge, der als letzter hinzugekommen war, bald aber die wichtigste Rolle übernommen hatte: Marcel, vierzehn Jahre alt, spindeldürr, ein blonder »Eierkopf« mit großen, dicken, runden Brillengläsern. Weil er so viel wußte und so unwahrscheinlich klug war, nannten ihn die anderen Superhirn.
    »Ich für meinen Teil habe genug erlebt«, sagte Tati. »Das mit den paar Stunden mehr oder weniger ist 'n schöner Trost! In ein paar Stündchen kann in einem Raumschiff mehr geschehen als in ein paar Jahren auf der Erde! Ich wollte wirklich, ich wäre schon unten!«
    »Ein bißchen dauert es noch«, erklärte Superhirn.
    »Wieso?« begehrte Tati auf. »Du hörst doch: Ich habe genug!«
    »Erst muß Marac in Position kommen. Du weißt doch, daß sich die Erde dreht. Sie dreht sich auch unter uns. Erst wenn sie sich so weit gedreht hat, daß wir auf unserer Umlaufbahn Marac überfliegen würden, können wir hinabtauchen. Wenn wir aber jetzt zum Landen ansetzen wollten, würden wir in Asien herunterkommen, nicht aber in Frankreich, wo wir hinwollen!«
    »Schön, das weiß ich – aber wie lange dauert das noch?« wollte Tati wissen.
    »Beim nächsten Umlauf ist es soweit«, antwortete Superhirn. »So in anderthalb Stunden sind wir in Marac.«
    Henri und Superhirn – der eine auf dem Platz des Bordkommandanten, der andere auf dem des Flugingenieurs – blickten auf eine sonderbar flimmernde glatte und runde Fläche, die wie eine Tischplatte wirkte. Das war der Himmelsvisor. Er ermöglichte ihnen indirekt aus dem lautlos dahinsausenden Raumschiff heraus einen Ausblick ins All.
    Die ganze Besatzung saß bequem, fast gemütlich in gewaltigen Drehsesseln. Da das Raumschiff mit künstlicher Schwerkraft ausgestattet war und alle betretbaren Räume an Bord immer waagerecht blieben – wie sich das Raumschiff auch wenden mochte –, konnten sie sich so frei bewegen wie in einer Bodenstation. Aber das Gefühl des Unheimlichen blieb. Wohl trug niemand einen Raumanzug wie die Astronauten in den bisher bekannten Kapseln. So, wie sie im Hochmoor gezeltet hatten, in Trainingsanzügen, in Jeans und Pullis, waren sie durch eine Verkettung sonderbarer Geschehnisse an Bord des Superraumschiffs Monitor gelangt. Micha hielt den kleinen Pudel auf dem Schoß, als säße er irgendwo in einem fremden Haus. Denn die Umgebung hier war kalt und unwohnlich. Sie schien auf den ersten Blick nur aus Drehknöpfen, Schaltern, Hebeln, Tasten, farbigen Meßgläsern, Bildschirmen und anderen rätselhaften Dingen zu bestehen. Nein, die fünf Jungen, das Mädchen und der Pudel Loulou saßen wahrhaftig nicht in einem Kinderzimmer. Und das Ganze war auch kein Traum!
    Nichtsahnend hatten sie im Hochmoor bei Marac an der Atlantikküste gezeltet, als ihnen der Professor Dr. Brutto Charivari begegnet war. Nichts weiter als ein kauziger Privatgelehrter – dafür hielten ihn die Leute. Er bewohnte eine Hütte bei den Klippen, zu denen sich niemand hinwagte. Er behauptete, ein Gelehrter zu sein, der das Alter von Gesteinen bestimmte. In Wahrheit leitete er seine eigene geheime Raumfahrt-Bodenstation, die sich unter dem Hochmoor befand. Seine beiden Brüder befehligten die ebenso geheimen Untersee-und Mondstationen. Charivaris Mitarbeiter in der Geheimbasis Marac hatten gemeutert und waren mit dem Schwesterschiff des Monitor, dem Meteor, geflohen. Der Professor – im Kampf mit den Meuterern verletzt – war nicht in der Lage gewesen, die Piraten selbst zu verfolgen. Gestützt auf Superhirns Klugheit und auf die Lenkhilfen seiner Bodenstation, hatte er den Monitor zur Jagd auf die Piraten angesetzt, eine Verfolgungsjagd, die nun das Raumschiff Rotor von der Unterseestation übernommen hatte.
    »Achtung – Bildschirm zwei!« meldete jetzt Gérard.
    Schnell hoben Kommandant Henri und Flugingenieur Superhirn ihre Blicke von der Sichtplatte. Alle starrten wie gebannt auf die linke Seite des Kommandoraums.
    Nun, das kannten sie inzwischen: Die Mattscheibe wirkte auf einmal wie ein Fenster, durch das das leibhaftige Grauen hereinschaute. Aus Halbschatten, Schatten und Zwielicht entwickelte sich immer deutlicher ein Gesicht. Die Umrisse des Kopfes erinnerten an eine Salatgurke. Der spitze Schädel war völlig kahl. Die Augenbrauen des Mannes schienen zwei dicke schwarze Striche zu sein, unter denen die gespenstisch flimmernden Augen fast verschwanden.

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