Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
Kurven, Zickzacklinien, verschlungene Kreise und ineinander verschachtelte Quadrate liefen. Aber es gab keine Bildfunkverbindung mit den Freunden im Monitor.
»Ob die Piraten das Raumschiff geschnappt haben?« erkundigte sich Martin heiser. Charivari schüttelte den Kopf. »Ich hatte vorhin über Funk ein Gespräch mit meinem Bruder Bianco Charivari, der die geheime Mondstation leitet. Er berichtete mir, daß das Raumschiff der Unterseestation – die mein anderer Bruder befehligt – die Piraten gefangen habe. Außerdem sind unsere neuen Nachrichtensatelliten in Betrieb. Sie werden von der Mondstation aus kontrolliert, und sie haben weder die Position des Monitor dorthin gestrahlt noch irgendeine Bildaufzeichnung weitergegeben. Solche Signale oder Aufzeichnungen können übrigens auch hier und in der Unterseestation meines Bruders Enrico Charivari empfangen werden.«
»Aber wenn nun eine Weltraumbehörde davon Wind bekommen und sich eingeschaltet hat?«
überlegte Martin laut.
Wieder schüttelte der Professor den Kopf. »Wir senden nach einem Sprech-und Bildfunksystem, das keine normale Bodenstation und keine Sternwarte enträtseln kann. Unsere Raumschiffe sind nur voneinander und von unseren privaten Geheimstationen aus ortbar. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was mit dem Monitor passiert sein sollte. Zuletzt hatte ich eine nahezu optimale Bild-und Sprechfunkverbindung mit Henri – das war, als du hinausgingst, um den Abzug der Leute zu beobachten. Henri meldete, er sei als Wache im Befehlsraum. Das war das letzte, das ich hörte.«
»Und Sie sahen Henri auf dem Bildschirm?« fragte Martin.
»So deutlich, wie ich dich jetzt sehe!« erwiderte Charivari. »Jetzt habe ich sämtliche Geräte und Instrumente überprüft. Sie sind alle in Ordnung. Nun hilft nur noch eins: Ich muß meine Gedankenstrahlerbrille aufsetzen und Gedanken aussenden! Gedankenübertragung zwischen mir und dem Monitor – ich meine, zwischen mir und der Raumschiffbesatzung – ist stets das letzte, manchmal sogar das beste Mittel. Außer meinen Brüdern weiß niemand, daß dieses Raumschiff einen Telepathor, ein Gedankenempfangs-und – ausstrahlungsgerät, hat.«
Er setzte die telepathische Brille auf, die sich äußerlich nicht von einer gewöhnlichen Lesebrille unterschied. Martin beobachtete ihn gespannt.
Charivari hatte sich in seinem Drehsessel zurückgelehnt und starrte mit geweiteten Augen ins Leere. Der junge wußte: jetzt sendete er seine Gedanken aus. In ungeheurer Konzentration formte er die ungesprochenen Fragen: »Monitor ... Was ist los? Empfangt ihr meine Gedanken? Warum meldet ihr euch nicht über Bild-und Sprechfunk? Weshalb seid ihr nicht zu orten? Wie ist eure Position? Was zeigen die Instrumente an?« Nun runzelte er die Stirn. Seine Augen schienen hinter den Brillengläsern zu blitzen. Und es war nicht schwer zu erraten, daß er den Gedankenbefehl gab: »Meldet euch über euren Telepathor!«
Es vergingen etwa fünf Minuten. Charivari nahm die Brille ab. Er war total erschöpft. »Keine Antwort«, seufzte er,
»Und das heißt?« fragte Martin bange.
»Daß auch der Gedankenstrahler an Bord gestört ist«, erwiderte Charivari tonlos. »Vielleicht sogar zerstört!«
»Dann ...« Martin schluckte, »dann wäre Monitor vielleicht doch ge-geplatzt ...«
Der Professor antwortete nicht.
Wie Charivari zu Martin gesagt hatte: Während der letzten Bild-und Sprechfunkverbindung war an Bord des Raumschiffs noch alles in bester Ordnung gewesen.
Henri saß im Kommandoraum vor dem Himmelsvisor, seine Schwester Tati, der kleine Bruder Micha und die Freunde Prosper und Gérard hockten im Kasino und aßen die leckersten Sachen, die die automatische Bordküche hergegeben hatte. Der Zwergpudel war damit beschäftigt, eine riesige Leberwurst zu verschlingen. Und Superhirn lag nebenan in seiner bequemen Schlafkoje.
»Ich möchte ja gern wieder im Hochmoor zelten«, sagte Micha, »aber die Bordküche würde ich gern mitnehmen!«
»Ich möchte lieber mal selber was zubereiten«, meinte das Mädchen. »Ich freue mich richtig, wenn wir wieder in Marac sind.«
»Du kannst sagen, was du willst!« krähte Micha. »Wenn wir erst wieder auf der Erde zelten, kann ich weder Zitrone-noch Sahne-oder gefüllte Bonbons von den Bäumen schütteln!«
Da wurde Tati energisch. »Micha bekommt bis zur Landung keinen einzigen Bonbon mehr. Er hat heute mindestens schon ein halbes Pfund vertilgt.«
»Ach, Tati!« jammerte der Kleine.
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