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Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Herrschaften! Worum geht es denn hier? Streit? Streit an einem so herrlichen Feriennachmittag? Vielleicht gestatten Sie mir, daß ich den Vermittler spiele. Charivari ist mein Name. Dr. Brutto Charivari, Professor, Geochronologe ...«
    Alle anderen überragend, stand der kahlschädelige Professor mit seinem lackschwarzen dünnen Kinnbart zwischen den Leuten.
    »Sie sind der Besitzer?« fragte ein junger Mann mit erstaunten Augen. »So. Dann werden Sie uns sagen können, welche Farbe Ihre Hauswände haben! Bitte, äußern Sie sich! Äußern Sie sich über die Farbe jeder einzelnen Wand!«
    Der Professor lächelte heiter. Mit sanfter, fast einschmeichelnder Stimme erklärte er: »Ich wüßte nicht, was ich mich da viel zu äußern hätte, junger Mann. Das Haus ist weiß! Es ist rundherum weiß! Daran gibt es überhaupt nichts zu zweifeln! Fragen Sie den Bauern Dix, der hat die Faserplatten angebracht!«
    Wie vor den Kopf geschlagen, entfernten sich die Leute. Der Professor lachte leise. »Die werden schon wieder gesprächig werden«, meinte er. »Spätestens am Abend, wenn sie den Schreck verwunden haben. Sie werden sich wieder streiten. Bis morgen mittag brechen sie das Lager ab und verschwinden. Das heißt allerdings, ich muß da noch ein bißchen nachhelfen.«
    »Nun erklären Sie mir bitte, wie Sie das gemacht haben!« bat Martin. »Ich falle sonst vor Spannung um!«
    »Mit einem besonderen Apparat habe ich einfach das Farbensehen der Leute durcheinandergebracht«, erklärte Charivari. »Du weißt doch, daß wir Farben so empfinden, wie wir sie für echt halten. Dabei ist das angeblich weiße Glühlampenlicht eigentlich rötlich, wenn man es auf einer korrekten Farbaufnahme einfängt. Aber das ist nur ein einfaches Beispiel. Lassen wir das. So – jetzt gehe ich noch einmal hinunter in die Bodenstation und rufe das Raumschiff Monitor. Wie ich eben hörte, ist an Bord alles in Ordnung. Unsere Freunde müssen noch ein Weilchen auf der Erdumlaufbahn bleiben.«
    »Aber was ist, wenn wir die Leute nicht wegkriegen?« wollte Martin wissen.
    »Verlaß dich darauf, es klappt«, beruhigte der Professor den besorgten Jungen. Martin schlenderte über das Hochmoor und beobachtete das Gewimmel bei der alten Bruchsteinkapelle. Mit Hilfe zweier Arbeiter aus Marac waren viele Touristen dabei, das Quellwasser in eine lange Holzrinne zu leiten. Etwas weiter entfernt wurden Holzkabinen errichtet.
    Aha, dachte Martin, die Häuschen! Na, das sah aber wirklich so aus, als richte man diese Campingstelle nicht nur für ein paar Wochen ein. Der Bauer Dix mochte sagen, was er wollte: Aus diesem Ausweichplatz konnte für das nächste Jahr sehr leicht ein festes Campinglager Der Himmel war mittlerweile so hell geworden, daß Martin die Wagen und Zelte genau sah. Noch regte sich darin keine Menschenseele, aber probeweise konnte man ja ruhig mal den Knopf des kleinen Kästchens betätigen.
    Einen Augenblick später unterdrückte Martin einen Ausruf der Verblüffung: Autos, die vorher blau gewesen waren, erschienen ihm auf einmal gelb. Gelbe wurden rosa oder rot. Ein orangefarbenes Zelt bekam das Aussehen eines schmutzigen Lappens, ein anderes wurde giftgrün. Auch das Gras hatte sich verwandelt; eben noch grün, schillerte es gespenstisch silberviolett. Und die Bruchsteinkapelle wirkte plötzlich wie das Wrackstück eines zinnoberroten Dampfers, das eine Gigantenfaust hierhergeworfen haben mochte!
    Martin ließ den Knopf des Kästchens hin und her spielen. Die Farben wurden dichter, wechselten, begannen zu schillern und zu flackern.
    Er sprang auf, lief einmal um das Lager herum und suchte sich einen gut geschützten Beobachtungsposten vor dem Gelände des Professors.
    Und schon kam eine dicke Gestalt aus einem der Zelte gekrochen, um sich in der Holzrinne zu waschen. Martin erkannte den Mann, der gestern das Notizbuch geschwenkt hatte. In welchen Farben mochte er die Umwelt jetzt wohl erblicken?
    Der Dicke blieb stehen und rieb sich die Augen. Er drehte sich im Kreise und griff sich an den Kopf, völlig verwirrt von dem, was sich vor seinen Augen abspielte. Da ertönte ein schriller Schrei. Eine Frau stand plötzlich neben dem Dicken. Ihr Blick war auf einen Wagen gerichtet, der sich in Martins Augen hellgelb darstellte.
    »Mein Auto ist schwarz!« schrie sie. »Gestern war es noch kornblumenblau! Wer hat das gemacht? Und wer hat die Ruine grün angemalt? Hilfe – Hilfe! Eine Bande von Farbklecksern hat das Lager überfallen!«
    Martin

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