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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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von zu Hause.«
    »Und Sie müssen noch weit?«
    »Nein«, sagte der Fremde. »Ich glaube, ich bin da, wo ich hin wollte.«
    »Sie meinen.«, sagte Enoch und ließ die Frage unausgesprochen.
    »Ich meine, genau hier«, erklärte der Fremde, »auf dieser Treppe. Ich habe einen Mann gesucht, und ich glaube, dieser Mann sind Sie. Ich wußte nicht, wie er hieß oder wo ich ihn suchen mußte, aber ich wußte doch, daß ich ihn eines Tages finden würde.«
    »Aber mich«, sagte Enoch erstaunt. »Warum suchten Sie nach mir?«
    »Ich suchte einen Mann mit vielen Eigenschaften. Er muß auch zu den Sternen hinaufgesehen und sich gefragt haben, was sie sind.«
    »Ja«, sagte Enoch, »das habe ich getan. In vielen Nächten, beim Biwak im Freien, lag ich in meine Decken eingehüllt und sah zum Himmel hinauf, betrachtete die Sterne und fragte mich, was sie sind, wie sie dort hinaufkamen, und vor allem, warum sie dort hängen. Ich habe manche Leute sagen hören, jeder einzelne sei eine Sonne wie die unsrige, aber davon weiß ich nichts.«
    »Es gibt manche, die sehr viel darüber wissen«, sagte der Fremde.
    »Sie vielleicht«, meinte Enoch, ein wenig spaßend; denn der Fremde sah nicht aus wie ein Mensch, der sehr viel Wissen mit sich herumtrug.
    »Ja, ich«, erwiderte der Fremde. »Obwohl ich nicht so viel weiß wie andere.«
    »Manchmal habe ich mich gefragt«, sagte Enoch, »wenn die Sterne Sonnen sind, ob es nicht auch andere Planeten und andere Wesen auf ihnen geben könnte.«
    Er erinnerte sich, nachts an einem Lagerfeuer mit den anderen geredet zu haben, zum Zeitvertreib. Und einmal hatte er davon gesprochen, daß vielleicht Leute auf Planeten bei anderen Sonnen lebten, aber die Kameraden hatten ihn ausgelacht und tagelang verspottet, und er hatte nie mehr davon gesprochen. Es war auch nicht wichtig; denn er glaubte selbst nicht im Ernst daran; mehr als Grübelei war es nicht gewesen.
    Und jetzt sprach er wieder davon, vor einem Fremden.
    Er wunderte sich darüber.
    »Sie glauben das?« fragte der Fremde.
    »Es war nur ein müßiger Gedanke«, meinte Enoch.
    »Gar nicht müßig«, sagte der Fremde. »Es gibt andere Planeten und andere Wesen. Ich bin eines davon.«
    »Aber Sie.«, rief Enoch und verstummte plötzlich.
    Denn das Gesicht des Fremden riß auseinander, begann abzufallen, und darunter erhaschte er einen Blick auf ein anderes Gesicht, das kein menschliches Gesicht war.
    Und während sich noch das falsche Menschengesicht von diesem anderen ablöste, zuckte ein riesiger Flächenblitz über den Himmel, der Donner schien das Land zu erschüttern, und aus der Ferne hörte er das Rauschen des Regens, der von den Bergen herabstürmte.

7
     
     
    So hatte es angefangen, dachte Enoch, vor beinahe hundertzehn Jahren. Die Phantasie am Lagerfeuer war Wirklichkeit geworden, und die Erde hatte einen Platz auf den galaktischen Karten gefunden, als Transitstation für viele Wesen, die von Stern zu Stern reisten. Fremde einst, aber jetzt gab es keine Fremden mehr. In welcher Gestalt auch immer, mit welchem Ziel auch immer, sie alle waren Lebewesen.
    Er wandte sich wieder der Eintragung für den 16. Oktober 1931 zu und überflog sie. Dort, kurz vor dem Schluß, stand der Satz:
     
    >Ulysses sagt, die Thubaner vom Planeten VI seien vermutlich die größten Mathematiker in der Galaxis. Sie haben, wie es scheint, ein Zahlensystem entwickelt, das allen anderen weit überlegen ist und besonders für Statistikzwecke außergewöhnlich wertvoll sein soll.<
     
    Er klappte das Buch zu, saß still da und fragte sich, ob die Statistiker von Mizar X mit der Arbeit der Thubaner vertraut waren. Wahrscheinlich, dachte er; denn auch ihre Mathematik war teilweise sehr unkonventionell.
    Er schob das Tagebuch zur Seite und holte das Diagramm aus einer Schublade. Er breitete es auf dem Schreibtisch aus und studierte es grübelnd. Wenn er nur sicher sein könnte, dachte er. Wenn er nur die Mizar- Statistik besser verstünde. Zehn Jahre hatte er an diesem Diagramm gearbeitet, alle Faktoren anhand des Mizar- Systems überprüft und noch einmal nachgerechnet, kontrolliert und verglichen, um entscheiden zu können, ob er wirklich die richtigen Faktoren einsetzte.
    Er hob die geballte Faust und hämmerte damit auf den Schreibtisch. Wenn er nur sicher sein, wenn er nur mit jemandem sprechen könnte. Aber davor war er zurückgeschreckt; denn das hieße die Nacktheit der Menschen zu zeigen.
    Er war immer noch ein Mensch. Merkwürdig, dachte er, daß er Mensch

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