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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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jetzt daran, wie er auf der Treppe gesessen und sich überlegt hatte, daß er allein war, daß ein neuer Anfang gemacht werden mußte, wie ihm klargeworden war, daß er einem neuen Anfang nicht ausweichen konnte, daß er ganz von vorne anfangen und sein Leben neu aufbauen mußte.
    Und hier war plötzlich dieser neue Anfang - wunderbarer und schrecklicher als alles, was er sich hätte erträumen können.

11
     
     
    Enoch legte die Nachricht ab und schickte die Bestätigung hinaus:
     
    Nr. 406302. Empfangen. Kaffee auf dem Feuer. Enoch.
     
    Er schaltete die Maschine auf neutral und ging hinüber zum Flüssigkeitstank Nr. 3, den er vor dem Weggehen aufgestellt hatte. Er überprüfte Temperatur und Flüssigkeitshöhe und vergewisserte sich noch einmal, daß der Tank unter dem Materialisator unverrückbar befestigt war.
    Von dort aus ging er zum anderen Materialisator, dem amtlichen und Not-Materialisator in der Ecke, und überprüfte ihn gründlich. Er war in Ordnung, wie immer, aber vor jedem Besuch seines Freundes Ulysses überprüfte er ihn. Auch wenn er einen Defekt entdeckt hätte, wäre ihm nichts anderes übriggeblieben, als der Galaktischen Zentrale einen dringenden Hilferuf zu schicken. Über den regulären Materialisator wäre dann jemand erschienen, um ihn zu reparieren.
    Der amtliche und Not-Materialisator war genau, was sein Name besagte. Er wurde nur für amtliche Besuche des Personals in der Galaktischen Zentrale oder in Notfällen benutzt. Er konnte nicht von der Station aus gesteuert werden.
    Ulysses, als Inspektor für diese und einige andere Stationen, hätte den amtlichen Materialisator ohne vorherige Ankündigung jederzeit benützen können. Aber in all den Jahre, seit er die Station besuchte, hatte er nie vergessen, sein Kommen vorher mitzuteilen, erinnerte sich Enoch mit einer Spur von Stolz. Das war eine Höflichkeit, die man allen anderen Stationen im großen galaktischen Netzwerk vielleicht nicht zuteil werden ließ.
    Heute abend, dachte er, mußte er Ulysses von den Spionen erzählen, die ihn belauerten. Vielleicht hätte er schon früher etwas sagen müssen, aber er hatte nicht gerne zugeben wollen, daß sich die Menschen für die Galaxis als Problem erweisen könnten.
    Hoffnungslos, dachte er, diese Besessenheit, die Bewohner der Erde als gut und vernünftig hinzustellen. In vieler Beziehung waren sie weder das eine noch das andere; vielleicht lag es daran, daß sie noch nicht ganz erwachsen waren. Sie waren klug und tüchtig, manchmal auch leidenschaftlich und sogar verständnisvoll, aber in anderen Dingen versagten sie kläglich.
    Wenn sie die Chance hätten, dachte Enoch, wenn sie jemals eine Chance bekämen, wenn man ihnen nur sagen dürfte, was draußen im Weltraum geschieht, dann würden sie sich zusammennehmen, würden sich qualifizieren und im Lauf der Zeit in die große Fraternität der Sternbewohner aufgenommen werden.
    Dann konnten sie ihren Wert beweisen und sich auszeichnen, denn sie waren noch jung und voller Energie - manchmal vielleicht sogar zu energisch.
    Enoch schüttelte den Kopf und ging zu seinem Schreibtisch. Er nahm das Postbündel und zog es aus der Schnur, mit der Winslowe es zusammengebunden hatte.
    Da waren die Tageszeitungen, eine Wochenzeitung, zwei Zeitschriften - >Nature< und >Science< - und der Brief.
    Er schob die Zeitungen beiseite und nahm den Brief zur Hand. Luftpost, aus London, den Namen in der Rückanschrift kannte er nicht. Er fragte sich, warum ihm ein Unbekannter aus London schrieb. Übrigens war jeder, der aus London oder irgendeiner anderen Stadt schrieb, für ihn ein Unbekannter. Er kannte keinen Menschen in London oder irgendwo sonst auf der Welt.
    Er schlitzte den Umschlag auf, breitete das Blatt vor sich aus und zog die Tischlampe heran:
     
    »Sehr geehrter Herr,
    ich nehme an, daß Sie mich nicht kennen; ich bin Redakteur bei der britischen Zeitschrift >Nature<, die Sie seit so vielen Jahren beziehen. Ich verwende nicht den Briefkopf der Zeitschrift, weil ich persönlich an Sie schreiben möchte, was Sie mir hoffentlich nicht übelnehmen.
    Es wird Sie interessieren, zu erfahren, daß Sie unser ältester Abonnent sind. Seit über neunzig Jahren stehen Sie auf unserer Abonnentenkartei.
    Ich weiß zwar, daß mich das eigentlich nichts angeht, aber ich frage mich trotzdem, ob Sie persönlich unsere Veröffentlichungen während dieses langen Zeitraums bezogen haben, oder ob möglicherweise Ihr Herr Vater oder einer Ihrer nahen Verwandten der

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