Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
Vom Netzwerk:
während das Wesen selbst weiterzog, bis es sein Ziel erreichte und den Zweck seiner Reise erfüllen konnte.
    Und diese Zwecke, dachte Enoch - die vielen Absichten der vielen Wesen, die durch die im Weltraum verteilten Stationen geleitet wurden? Manchmal hatten ihm Reisende den Grund ihrer Fahrt verraten, aber von den meisten erfuhr er nichts - noch hatte er kein Recht darauf, es zu erfahren. Er war nur der Aufseher.
    Er starrte den Holzblock an und stellte sich vor, wie erfreut Winslowe sein würde. Solches Holz fand man selten.
    Was würde Winslowe denken, wenn er wüßte, daß seine geschnitzten Figuren aus Holz erwuchsen, das auf viele Lichtjahre entfernten, unbekannten Planeten gewachsen war? Winslowe mußte sich oft gefragt haben, woher das Holz stammte. Aber er hatte nie eine Bemerkung gemacht deswegen. Und er wußte wohl, daß an diesem Mann, der jeden Tag zum Briefkasten kam, etwas Merkwürdiges war. Aber auch danach hatte er sich nie erkundigt.
    Freundschaft nennt man das, dachte Enoch.
    Auch das Holz, das er in der Hand hielt, war ein Beweis der Freundschaft - Freundschaft der Sterne für den bescheidenen Aufseher einer abgelegenen und hinterwäldlerischen Station in einem der Spiralarme, weit vom Zentrum der Galaxis.
    Anscheinend hatte sich mit den Jahren herumgesprochen, daß dieser Aufseher exotische Hölzer sammelte - und Holz wurde geliefert. Nicht nur von den Wesen, die er als seine Freunde betrachten durfte, sondern auch von völlig fremden.
    Er legte das Holz auf den Tisch und ging zum Kühlschrank, nahm ein Stück Käse heraus, den ihm Winslowe vor ein paar Tagen besorgt hatte, dann ein kleines Päckchen Obst, das ein Reisender von Sirrah X tags zuvor gebracht hatte.
    »Analysiert«, hatte er ihm gesagt. »Sie können es unbesorgt essen. Es schadet Ihrem Metabolismus nicht. Es ist herrlich. Wenn es Ihnen schmeckt, bringe ich beim nächstenmal mehr mit.«
    Aus dem Schrank neben der Kühltruhe nahm er einen kleinen, flachen Laib Brot, Teil der Nahrung, die ihm die Galaktische Zentrale regelmäßig lieferte. Es hatte einen würzigen, nußartigen Beigeschmack.
    Er stellte das Essen auf den Tisch, die Kaffeemaschine auf den Herd und kehrte an seinen Schreibtisch zurück.
    Der Brief lag noch dort; er faltete ihn zusammen und legte ihn in eine Schublade.
    Er nahm die braunen Hüllen von den Zeitungen und legte sie aufeinander. Aus dem Stapel zog er die >New York Times< und ließ sich damit in seinem Lieblingssessel nieder.
    >Neue Friedenskonferenz vereinbart< verkündete die Schlagzeile.
    Die Krise schwelte schon seit über einem Monat, die neueste in einer langen Reihe von Krisen, die seit Jahren die Welt in Atem hielten. Das Schlimmste daran war, dachte Enoch, daß die meisten künstlich erzeugte Krisen waren, bei denen die eine oder andere Seite im unerbittlichen Schachspiel der Machtpolitik - seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Gange - Vorteile zu erkämpfen hoffte.
    Die Artikel in der >Times< klangen beinahe verzweifelt, ja fatalistisch, als wüßten die Verfasser, vielleicht auch die Diplomaten und alle anderen Beteiligten, sehr wohl, daß der Konferenz kein Erfolg beschieden sein würde - wenn sie nicht gar die Krise verschlimmern mußte.
    >Unterrichtete Kreise in der Hauptstadt< - schrieb ein Mann aus dem Washingtoner Büro - >sind nicht davon überzeugt, daß die Konferenz eine Auseinandersetzung um die strittigen Fragen hinauszögern oder die Aussichten auf eine friedliche Lösung verbessern kann. Man verbirgt vielerorts nicht die Besorgnis, die Konferenz könne statt dessen die Kontroverse stärker anheizen, ohne als Ausgleich Wege aufzuzeigen, die einen Kompromiß erreichbar erscheinen lassen. Nach übereinstimmender Ansicht politischer Beobachter soll eine Konferenz zur Abwägung der Tatsachen und Argumente dienen, aber nur wenige sehen in der Einberufung zu dieser Konferenz Fingerzeige auf ein erfolgreiches Weiterkommen.<
    Die Kaffeemaschine begann zu heulen, Enoch warf die Zeitung weg und hastete zum Herd, um sie wegzunehmen. Er holte eine Tasse aus dem Schrank und ging zum Tisch.
    Bevor er zu essen begann, holte er das Diagramm aus seinem Schreibtisch und breitete es auf dem Tisch aus. Wieder einmal fragte er sich, ob es gültig war, wenn es auch manchmal Sinn zu ergeben schien.
    Er hatte es nach der Mizar-Statistik-Theorie entworfen und war angesichts der Art seines Themas gezwungen worden, manche Faktoren zu verschieben, manche Werte zu ersetzen. Er fragte sich zum tausendstenmal,

Weitere Kostenlose Bücher