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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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ihm durch diesen Provinzialismus etwas.
    Aber es lag nicht in seinem Wesen, der Erde den Rücken zu kehren. Dafür liebte er sie zu sehr - mehr wahrscheinlich, als die anderen Menschen, die keinen Blick auf ferne Welten hatten werfen können. Ein Mensch muß irgendwo hingehören, sagte er sich, er muß treu sein dürfen. Die Galaxis war zu groß für ein einzelnes Wesen.
    Eine Lerche segelte in den Himmel, er sah ihr nach und wartete auf den trillernden Gesang, der aus ihrer Kehle sprühen und von der Bläue herabtropfen mußte. Aber das Lied blieb aus, es war nicht Frühling.
    Er stapfte die Straße hinauf, und vor sich sah er mit einem Male die Station, hoch aufgerichtet auf der Kuppe.
    Komisch, dachte er, daß er sie nur als Station, nicht als Heim sah, aber sie war das erste ja länger als das zweite.
    Sie hatte eine Art häßlicher Massivität an sich, als habe sie sich auf dieser Kuppe festgesetzt und gedenke für immer dort zu bleiben.
    Sie würde natürlich auch bleiben, wenn man das wollte, solange man wollte. Nichts könnt ihr etwas anhaben.
    Auch wenn er eines Tages gezwungen sein sollte, in ihren Mauern zu bleiben, würde die Station allen Bemühungen widerstehen. Man konnte sie nicht abreißen, nicht zerstören, nicht beschädigen. Es gab nichts, was die Menschen tun konnten. All seine Spione, seine Überlegungen, seine Analysen würden dem Menschen außer dem Wissen, daß auf der Kuppe ein höchst ungewöhnliches Gebäude existierte, nichts einbringen. Es vermochte bis auf eine ThermonuklearExplosion alles zu überstehen - und vielleicht auch diese.
    Er trat in den Hof, schaute sich um nach der Baumgruppe, in der er den Blitz gesehen hatte, aber jetzt zeigte sich dort nichts mehr.

10
     
     
    In der Station pfiff die Nachrichtenmaschine klagend vor sich hin.
    Enoch hing die Flinte an die Wand, legte die Post und die kleine Figur auf den Schreibtisch und hastete durch den Raum zu der pfeifenden Maschine. Er drückte den Knopf und die Taste, und das Pfeifen hörte auf.
    Auf der Platte las er:
     
    >Nr. 406302 an Station 18 327. Komme heute abend, nach eurer Zeit. Stell den Kaffee heiß. Ulysses.<
     
    Enoch grinste. Ulysses und sein Kaffee! Er war der einzige unter den Fremden, dem von Nahrung und Getränken der Erde etwas behagte. Andere hatten sie zwar versucht, aber nicht öfter als ein- oder zweimal.
    Seltsam, das mit Ulysses, dachte er. Sie hatten sich von Anfang an gemocht, von diesem Gewitternachmittag an, als sie auf der Verandatreppe saßen und die Maske menschlicher Züge vom Gesicht des fremden Wesens fiel.
    Es war ein schreckliches Gesicht gewesen, ohne Ebenmaß, abstoßend, das Gesicht eines grausamen Clowns. Und Enoch fragte sich, wie er auf diesen Gedanken kam, denn kein Clown ist grausam. Aber hier war einer, der es sein konnte - das farbige Muster des Gesichts, die harten, gespannten Kiefer, der schmale Mundschlitz.
    Dann sah er die Augen. Sie waren groß und weich und verstehend, und sie wandten sich ihm zu, wie wenn ein anderes Wesen seine Hände in Freundschaft ausstreckt.
    Der Regen war über die Landschaft herangefegt, hatte auf das Dach des Geräteschuppens getrommelt, und dann brausten sie heran, steile Wasservorhänge, die wütend auf den Staub einhämmerten, der den Hof bedeckte, während überraschte, durchnäßte Hühner hastig einem Unterschlupf zustrebten.
    Enoch sprang auf, ergriff den Arm des Fremden und zog ihn auf die Veranda, unters Dach.
    Sie standen einander gegenüber - Ulysses hatte die Hände gehoben und die zerrissene Maske weggezogen, einen haarlosen Schädel freilegend - und das bemalte Gesicht. Ein Gesicht, wie das eines wilden Indianers mit Kriegsbemalung, nur, daß man hier und dort clownhafte Züge bemerkte, als solle das Ganze die groteske Albernheit des Krieges lächerlich machen. Während er das Gesicht noch anstarrte, wußte Enoch, daß das keine Farbe war, sondern die natürliche Färbung dieses Wesens, das von irgendwo aus den Sternen hierhergekommen war.
    Was ihn sonst auch immer bewegt haben mochte, Enoch zweifelte nicht im geringsten daran, daß dieses seltsame Wesen nicht der Erde zugehörte. Es war nicht menschlich. Es mochte menschliche Gestalt haben, zwei Arme, zwei Beine, einen Kopf, ein Gesicht. Aber es trug gleichsam eine Aura der Nicht-Menschlichkeit, beinahe eine Negation der Menschlichkeit.
    In alten Zeiten hätte man es vielleicht als Dämon angesehen, dachte er, aber die Zeit war vorbei - wenn auch in manchen Gegenden noch nicht so ganz

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