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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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das unsere zu erklären. Zuerst muß man Polaris kennen.«
    So war das also, dachte Enoch. Er hätte es eigentlich wissen müssen. In der Galaxis gab es so viel Wissen, und er kannte so wenig davon, begriff kaum etwas von den Dingen, die er wußte.
    Es gab Menschen auf der Erde, die sich damit zurechtgefunden hätten. Menschen, die bis auf ihr Leben alles geben würden, das Wenige zu wissen, was er wußte, um es anzuwenden.
    Draußen zwischen den Sternen lag ein riesiges Wissensmaterial, zum Teil eine Ausweitung dessen, was auch die Menschheit wußte, manches auf Angelegenheiten bezogen, von denen der Mensch nichts ahnte, angewendet für Zwecke, die sich der Mensch nicht einmal vorstellen konnte. Diese Höhen der Wissenschaft würde der Mensch nie erreichen, wenn er sich selbst überlassen blieb.
    Noch hundert Jahre, dachte Enoch. Wieviel würde er in weiteren hundert Jahren lernen? In tausend?
    »Ich ruhe jetzt«, sagte der Fremde. »Nette Unterhaltung.«

12
     
     
    Enoch drehte dem Tank den Rücken und hob den Holzblock auf. Etwas Flüssigkeit war herabgeträufelt und glitzerte auf dem Boden.
    Er trug das Holz zu einem der Fenster und betrachtete es. Es war schwer, schwarz und glatt und an einer Ecke hing noch ein Stückchen Rinde. Es zeigte Sägespuren. Jemand hatte es so zurechtgeschnitten, daß es in den Tank paßte, wo sich der Thubaner ausruhte.
    Er entsann sich eines Artikels in einer der letzten Zeitungen, in der ein Wissenschaftler die Meinung vertreten hatte, daß sich auf einer flüssigen Welt keine Intelligenz entwickeln könne.
    Aber der Wissenschaftler irrte sich, denn die Thubaner hatten sich zu überaus intelligenten Wesen entwickelt, und es gab noch andere flüssige Welten, die zum galaktischen Bund gehören. Der Mensch würde vielen Ansichten abschwören müssen, dachte er. Der Lichtgeschwindigkeit als Grenze, zum Beispiel.
    Wenn sich nichts schneller als das Licht bewegen könnte, so wäre das galaktische Transportsystem unmöglich.
    Man darf den Menschen nicht tadeln, mahnte er sich, weil er die Lichtgeschwindigkeit als Grenze betrachtet. Nur auf Beobachtung vermochte der Mensch - und jedes andere Lebewesen - sein Denken zu stützen. Da die menschlichen Wissenschaften bislang nichts gefunden hatten, was sich schneller bewegte als das Licht, mußte der Grundsatz gelten, daß nichts eine größere Geschwindigkeit entwickeln würde oder könnte.
    Die Impulsraster, die diese Wesen von Stern zu Stern trugen, wirkten ungeachtet der jeweiligen Entfernung augenblicklich.
    Er dachte darüber nach, aber er mußte selbst zugeben, daß es schwerfiel, daran zu glauben.
    Vor wenigen Augenblicken noch hatte das Wesen im Tank sich in einer anderen Station in einem anderen Tank aufgehalten, und der Materialisator hatte sein Gefüge aufgebaut - nicht nur das seines Körpers, sondern auch seiner Vitalkraft. Dann hatte der Impulsraster beinahe augenblicklich die Abgründe des Weltraums übersprungen, zum Empfänger in dieser Station, wo anhand dieses Gefüges Körper, Verstand, Erinnerung und Leben des Wesens dupliziert wurden, das jetzt viele Lichtjahre entfernt leblos dalag. Und der neue Körper, der neue Verstand, hatten sich im Tank geformt - zu einem gänzlich neuen Wesen, dem alten jedoch genau entsprechend, so daß Identität und Bewußtsein bewahrt blieben und das Wesen nach allen Gesichtspunkten ein und dasselbe war.
    Es gab Beschränkungen für die Impulsraster, aber mit Geschwindigkeit hatte das nichts zu tun, denn die Impulse vermochten die gesamte Galaxis mit nur geringer Verzögerung zu durchqueren. Unter gewissen Umständen neigten die Raster jedoch dazu, auseinanderzufallen - deshalb bedurfte es vieler Stationen - Tausender. Wolken aus Staub oder Gas oder Gebiete hoher Ionisierung schienen die Raster zu zerteilen, und in Sektoren der Galaxis, wo diese Bedingungen herrschten, wurden die Entfernungen zwischen den einzelnen Stationen stark verringert, um eine getreue Übermittlung zu ermöglichen. Manche Gebiete mit hoher Konzentration verzerrender Gas- oder Staubpartikel mußten sogar umgangen werden.
    Enoch fragte sich, wieviel tote Leiber des im Tank ruhenden Wesens im Lauf seiner Reise in anderen Stationen zurückgeblieben waren - wie dieser Leib nach wenigen Stunden leblos in seinem Tank liegen würde, sobald der Raster wieder hinausgeschickt war, von den Impulswellen getragen.
    Eine lange Spur von Toten, dachte er, jeder einzelne zerstört durch Säure, hinabgewaschen in tief verborgene Tanks,

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