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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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vergangen, die man den Thaumaturgen von Alphard XXII verdankte.
    In einer früheren Zeit, bei anderer Gemütsverfassung, wäre das Schwarze Magie gewesen, aber damit hatte sie nichts zu tun. Es handelte sich weit eher um die Manipulation gewisser natürlicher Aspekte des Universums, von denen die Menschheit nichts ahnte. Aspekte, die der Mensch vielleicht nie entdecken würde.
    Denn zumindest im Augenblick fehlte die geistige Einstellung, die Forschungen auf diesem Gebiet ermöglicht hätte.
    »David fand, daß wir nicht in Ewigkeit so weitermachen können«, sagte Mary. »Eines Tages mußten wir uns eingestehen, was wir wirklich sind.«
    »Und die übrigen?«
    »Es tut mir leid, Enoch. Auch die anderen.«
    »Aber du? Wie ist es mit dir, Mary?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Bei mir ist es anders. Ich liebe dich sehr.«
    »Und ich.«
    »Nein, das meine ich nicht. Begreifst du denn nicht! Ich liebe dich.«
    Er saß erstarrt, sah sie an, und die Welt war von einem ungeheuerlichen Dröhnen erfüllt, als rase sie in atemberaubendem Flug dahin.
    »Wenn nur alles so geblieben wäre wie am Anfang«, fuhr sie fort. »Damals freuten wir uns unseres Daseins, unsere Gefühle waren gering, und wir kamen uns sehr glücklich vor. Wie kleine Kinder, die im Sonnenschein herumtollen. Aber dann wurden wir plötzlich erwachsen. Ich vor allen anderen.«
    Sie lächelte ihn an; ihre Augen standen voll Tränen.
    »Nimm es nicht so schwer, Enoch. Wir können.«
    »Liebes«, sagte er, »ich habe dich vom ersten Tag an geliebt. Vielleicht schon zuvor.«
    Er streckte die Hand aus, zog sie aber schnell zurück.
    »Ich wußte nichts«, gab sie zurück. »Ich hätte dir nichts sagen sollen. Du konntest leben damit, bis du wußtest, daß ich dich auch liebe.«
    Er nickte stumm.
    Sie senkte den Kopf. »Mein Gott, das haben wir doch nicht verdient. Wir haben nichts getan, um das zu verdienen.«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. »Wenn ich dich nur berühren könnte.«
    »Wir können so weitermachen wie bisher«, meinte er. »Du kannst mich besuchen kommen, sooft du willst. Wir können.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Keiner von uns könnte das aushalten.«
    Er wußte, daß sie recht hatte. Er wußte, daß alles vorbei war. Fünfzig Jahre lang waren sie und die anderen zu Besuch gekommen. Das Märchenland war zertrümmert, der Zauberbann gebrochen. Er würde allein zurückgelassen werden - einsamer als je zuvor.
    Sie würde nie wiederkommen, und er würde sich nie mehr dazu bringen können, sie zu rufen, selbst wenn es ihm möglich wäre; er hatte seine Schattenwelt, seine Schattenliebe, die einzige seines Lebens, verloren.
    »Leb wohl, Liebes«, sagte er.
    Aber es war zu spät. Sie war schon fort.
    Und von weit her, so schien es ihm, konnte er das stöhnende Pfeifen hören, das eine Nachricht ankündigte.

13
     
     
    Sie hatte gesagt, daß sie sich eingestehen mußten, was sie wirklich waren.
    Und was waren sie? Nicht, wofür hielt er sie, sondern - was waren sie? Als was sahen sie sich? Denn sie wußten vielleicht besser Bescheid als er selbst.
    Wohin war Mary gegangen? Als sie dieses Zimmer verließ - in welche Leere verschwand sie? Gab es sie noch? Wenn ja, welche Existenz führte sie? Würde sie irgendwo aufbewahrt bleiben, wie ein kleines Mädchen seine Puppe in einer Schachtel aufbewahrt?
    Er versuchte sich diese Leere vorzustellen, aber es war das Nichts, und wenn das stimmte, würde ein dorthin versetztes Wesen eine Existenz im Nicht-Existierenden sein. Nichts - weder Raum noch Zeit, weder Luft, noch Farbe noch Sehen, ein nie endendes Nichts, das notwendigerweise außerhalb des Universums zu liegen hatte.
    Mary! schrie es in ihm auf. Mary, was habe ich dir angetan?
    Und die Antwort lag vor ihm, hart und brutal.
    Er hatte sich mit Dingen befaßt, die er nicht verstand. Er hatte die noch größere Sünde begangen, zu glauben, daß er sie beherrschte. Dabei hatte er den Ablauf zwar in Gang setzen können, ohne aber die Konsequenzen zu übersehen.
    Schöpfertum schloß die Verantwortung in sich, und er war nicht gerüstet, mehr als die moralische Verantwortung für seine Tat zu tragen, aber moralische Verantwortung war völlig nutzlos, solange sie nicht mit der Fähigkeit, die Geschehnisse wiedergutzumachen, gekoppelt war.
    Sie haßten ihn, und er nahm es ihnen nicht übel, denn er hatte sie hinausgeführt, ihnen das verheißene Land der Menschlichkeit gezeigt und sie dann wieder weggezerrt. Er hatte ihnen alles

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