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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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darum, daß sie nie mehr wiederkam. Es war besser für sie beide.
    Wenn er nur wüßte, wo sie jetzt sein mochte. Wenn er nur sicher sein könnte, daß sie soviel wie tot war und nicht von ihren Gedanken gequält wurde.
    Er hörte das Pfeifen der Maschine und hob den Kopf, aber er stand nicht auf.
    Seine Hand tastete nach dem Kaffeetisch neben dem Sofa, auf dem die auffälligeren Dinge standen, die ihm die Reisenden zum Geschenk gemacht hatten.
    Er hob einen Würfel auf, der aus einem seltsamen Glas oder aus durchsichtigem Stein zu bestehen schien, und umfaßte ihn mit den Händen. Er starrte hinein und sah ein winziges Bild, dreidimensional und mit allen Einzelheiten einer Märchenwelt. Eine groteske Szenerie zeigte sich, ein nie gesehener Wald, und durch die Luft herabsinkend, wie ein Teil davon, ein Schauer juwelenhaften Schnees, im violetten Licht einer großen blauen Sonne funkelnd und glitzernd. In der Lichtung tanzten Wesen, die eher Pflanzen und Tieren glichen, aber sie bewegten sich mit einer Grazie, die ihm ans Herz griff. Dann war die Märchenszene weggewischt, und eine andere Welt zeigte sich - eine wilde und einsame Gegend, mit grimmigen, steil aufragenden Klippen vor einem roten, zornigen Himmel, während große Flugwesen an den Klippen entlang flatterten. Und von tief unten, aus einer Entfernung, die man nicht zu schätzen vermochte, drang das einsame Donnern eines dahinstiebenden Flusses herauf.
    Er stellte den Würfel auf den Tisch zurück. Er fragte sich, was das wohl war, das man in seinen Tiefen sah. Es ließ sich mit den Blättern in einem Buch vergleichen, auf jeder Seite das Bild einer anderen Gegend zeigend, ohne je zu verraten, wo diese Welt sein mochte. Am Anfang hatte er stundenlang hineingestarrt und die Bilder wechseln sehen. Kein Bild glich auch nur annähernd dem anderen, und sie schienen ohne Ende zu sein. Man hatte das Gefühl, keine Bilder, sondern die Szenerie in Wirklichkeit vor sich zu haben, jederzeit in Gefahr, den Halt zu verlieren und mit dem Kopf voran hineinzustürzen.
    Aber der Reiz verblaßte schnell, denn es war sinnlos, ohne Ende auf Szenerien zu starren, die keine Identität besaßen. Sinnlos für ihn, natürlich, dachte er, sicherlich aber nicht für den Bewohner von Enif VI, der ihm den Würfel gegeben hatte. Der Würfel mochte von großer Bedeutung und unschätzbarem Wert; sein, ohne daß er, Enoch, es ahnte.
    So war es mit vielen Dingen, die er besaß. Sogar diejenigen, die ihm Vergnügen machten, wandte er vielleicht falsch an.
    Aber es gab einige, deren Wert er begriff und schätzte, wenn sie ihm meist auch nicht viel nützten. Da war die winzige Uhr, die Ortszeit für alle Sektoren der Galaxis anzeigend; sie war zwar interessant und unter gewissen Umständen lebenswichtig, aber praktischen Wert hatte sie für ihn nicht. Und der Parfümmischer, wenn man diesen Namen gebrauchen durfte, mit dem man jeden beliebigen Geruch erzeugen konnte. Man brauchte nur das Gemisch herzustellen, das Gerät einzuschalten, und der Raum nahm den Geruch an, bis man wieder abschaltete. Er hatte viel Spaß damit gehabt und erinnerte sich an den Tag im Winter, als er nach langen Experimenten den Geruch von Apfelblüten gefunden und einen ganzen Tag im Frühling gelebt hatte, während draußen ein Schneesturm wütete.
    Er streckte die Hand aus und nahm ein anderes Stück - ein wunderschönes Ding, das ihn oft beschäftigte, wofür er aber nie eine Verwendung gefunden hatte - wenn es dazu überhaupt geschaffen war. Es mochte ein Kunstwerk sein, etwas Schönes, nur zum Ansehen. Aber es fühlte sich so an - wenn man so sagen durfte -, als habe er eine bestimmte Funktion zu erfüllen.
    Es war eine Pyramide aus Kugeln, eine über der anderen. Etwa dreißig Zentimeter hoch, von wunderbarer Symmetrie, jede Kugel in anderer Farbe - nicht aufgemalt, sondern so schimmernd und wahr, daß man instinktiv begriff, wie die Farbe jeder Kugel eigentümlich war.
    Nichts ließ erkennen, daß eine klebstoffartige Substanz die Kugeln festhielt. Die Pyramide sah wahrhaftig so aus, als habe jemand die Kugeln nur aufeinandergestellt.
    Die Maschine pfiff immer noch, er hatte Arbeit zu leisten. Er durfte nicht herumsitzen und den Nachmittag vertrödeln. Er stellte die Kugelpyramide auf den Tisch, stand auf und ging zur Maschine hinüber.
    Die Nachricht lautete:
     
    >Nr. 406302 an Station 18327. Bewohner von Vega XXI Ankunft um 16532.82. Abreise unbestimmt. Kein, Gepäck. Nur Gehäuse, Ortsbedingungen.

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