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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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Bestätigend Enoch fühlte sich glücklich, als er das las. Es war schön, wieder einmal einen Hazer hier zu haben. Seit über einem Monat war keiner mehr in die Station gekommen.
     
    Er konnte sich noch an den ersten Tag erinnern, als er zum erstenmal Hazern begegnet war. Sie waren zu fünft erschienen. Das mußte 1914 oder 1915 gewesen sein, dachte er. Der Erste Weltkrieg, den alle den großen Krieg nannten, war entbrannt.
    Der Hazer würde etwa um dieselbe Zeit wie Ulysses eintreffen, und sie konnten zu dritt einen angenehmen Abend verbringen. Es kam nicht oft vor, daß zwei gute Freunde hier gleichzeitig auftauchten.
    Er wunderte sich ein bißchen darüber, daß er den Hazer als Freund betrachtete, denn wahrscheinlich war er diesem Wesen noch nie begegnet. Aber das machte nichts, denn ein Hazer, jeder Hazer, war sein Freund.
    Er rollte das Gehäuse unter einen Materialisator und überprüfte die Anlage, kehrte zur Nachrichtenmaschine zurück und schickte die Bestätigung hinaus.
    Die ganze Zeit störte ihn irgendeine Erinnerung. War das 1914 gewesen, oder etwas später?
    Er zog eine Schublade aus dem Schrank und fand Vega XXI; das erste Datum dort war der 12. Juli 1915. Er nahm eines der Tagebücher aus dem Regal und trug es zum Schreibtisch. Er blätterte darin, bis er die Eintragung fand.

14
     
     
    >12. Juli 1915 - Heute nachmittag - 15.20 Uhr - erschienen fünf Wesen von Vega XXI, die ersten ihrer Art, in der Station. Sie sind Zweibeiner und Humanoide, und man gewinnt den Eindruck, daß sie nicht aus Fleisch bestehen - als sei Fleisch etwas zu Grobstoffliches für sie -, aber sie sind natürlich aus Fleisch wie wir alle. Sie glühen, zwar nicht in einem sichtbaren Licht, aber sie besitzen eine Aura, die sie überallhin begleitet.
    Sie stellten eine sexuelle Gruppe dar, erfuhr ich, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich das richtig verstanden habe. Sie waren glücklich und liebenswürdig, und sie wirkten ein wenig amüsiert, nicht aus irgendeinem besonderen Grund, sondern gleichsam durch das Universum selbst belustigt, als genössen sie einen kosmischen, ganz privaten Scherz, der allen anderen verborgen blieb. Sie machten Ferien und waren unterwegs zu einem Festival - wenn das auch nicht der richtige Ausdruck dafür sein mochte - auf einem anderen Planeten, wo sich viele Lebensformen zu einem einwöchigen Karneval versammelten. Wie oder warum man sie eingeladen hatte, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Es mußte eine große Ehre sein, aber sie schienen es als Vorrecht aufzufassen. Sie waren sehr glücklich, sorgenlos und außergewöhnlich selbstsicher, aber wenn ich jetzt so daran zurückdenke, möchte ich annehmen, daß sie sich immer in diesem Zustand befinden. Ich war ein wenig neidisch.
    Den Anweisungen gemäß hatte ich Hängematten installiert, damit sie sich ausruhen konnten, aber sie verzichteten darauf. Sie brachten Körbe voll Speisen und Getränke mit, setzten sich an meinen Tisch, begannen zu essen und zu feiern. Sie luden mich ein und wählten zwei Speisen und eine Flasche für mich aus, alles übrige war für meinen Metabolismus zu gefährlich. Das Essen schmeckte herrlich und ungewohnt. Das Getränk glich einem ganz alten Kognak, war von gelber Färbung und nicht dickflüssiger als Wasser.
    Sie fragten mich über mich selbst und meinen Planeten aus, höflich und mit großem Interesse, und sie begriffen alles sehr schnell. Sie erzählten mir, daß sie unterwegs zu einem Planeten seien, dessen Namen ich nie zuvor gehört hatte. Sie unterhielten sich fröhlich und aufgeräumt, ohne mich auszuschließen. Ihrem Gespräch entnahm ich, daß bei dem Festival irgendein Kunstwerk dargestellt werden sollte. Es handelte sich dabei nicht nur um Musik oder Malerei, Inbegriffen waren auch Ton, Farbe, Gefühl und andere Eigenheiten, für die es in unserer Sprache keine Worte zu geben schien. Ich glaubte, so etwas wie eine dreidimensionale Symphonie zu erkennen, wenn das auch nicht der richtige Ausdruck sein mag, komponiert nicht von einem einzelnen, sondern von einer ganzen Gruppe. Es sollte nicht Stunden, sondern Tage dauern und mehr als Zuhören und Zuschauen umfassen. Die Zuhörer saßen nicht einfach da, sondern nahmen aktiv daran teil.
    Ich hätte gerne einige Fragen gestellt, fand aber keine Gelegenheit. Meine Fragen wären ihnen sicher auch albern vorgekommen, obwohl mir das nicht besonders viel ausgemacht hätte. Trotzdem, sie erweckten nie den Eindruck, als sei ich ein Außenstehender, bei

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