Raumstation Erde
ein paar Jahren davon sprachen.
Es gab so viele Dinge, so viele Begriffe, dachte er, die sich in einer irdischen Sprache nicht ausdrücken ließen. Der Talisman war mehr als ein Talisman, und die Maschine, die diesen Namen trug, war mehr als eine bloße Maschine. Abgesehen von gewissen mechanischen Prinzipien hing damit auch eine psychische Konzeption zusammen, vielleicht eine Art psychischer Energie, die man auf der Erde nicht kannte. Das und sehr viel mehr. Er hatte die Literatur über die Spiritualkraft und den Talisman zum Teil gelesen und erkannt, wie weit das menschliche Begriffsvermögen dahinter zurückbleiben mußte.
Der Talisman konnte nur von bestimmten Wesen mit einer bestimmten Art von Verstand und einer unnennbaren Eigenschaft betrieben werden - vielleicht waren damit bestimmte >Seelen< gemeint? >Sensitive< hatte er den Namen für diese Wesen übersetzt, aber auch hier wußte er nicht, ob diese Bezeichnung das Wesentliche traf. Der Talisman befand sich in der Obhut des fähigsten, tüchtigsten oder andächtigsten der galaktischen Sensitiven, die es in einer Art ewiger Progression von Stern zu Stern trugen. Und auf jedem Planeten kamen die Leute, um persönlich und einzeln über den Talisman und seinen Kustos mit der Spiritualkraft Verbindung aufzunehmen.
Er schauderte, als er daran dachte - ein unvorstellbares Gefühl, die Geistigkeit zu erfassen, die die ganze Galaxis, das Universum erfüllte. Die Sicherheit zu haben, dachte er, daß das Leben im großen Plan einen besonderen Platz hat, daß man, so klein, so schwach, so unbedeutend man sein mochte, doch etwas zählte in der Unermeßlichkeit des Raumes und der Zeit.
»Was hast du, Enoch?« fragte Mary.
»Nichts«, sagte er. »Ich habe nachgedacht. Verzeiht. Ich höre zu.«
»Du hast über das gesprochen, was wir in der Galaxis finden könnten«, meinte David. »Zum Beispiel diese merkwürdige Mathematik. Du hast uns einmal davon erzählt, und sie war.«
»Die Arkturus-Mathematik, meinst du«, sagte Enoch. »Ich weiß auch heute nicht viel mehr darüber. Sie ist zu verwickelt. Sie beruht auf Verhaltenssymbolismus.«
»Und die Biologie der Wesen draußen in der Andromeda«, meinte Mary. »Die diese gräßlichen Planeten kolonisieren.«
»Ja, ich weiß. Aber die Erde müßte in ihren geistigen und gefühlsmäßigen Ansichten noch ein bißchen reifer werden, bevor wir den Gebrauch davon machen könnten, der bei den Andromeda-Wesen üblich ist.«
Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken, bei dieser Vorstellung. Ein Beweis mehr dafür, daß er zur Erde gehörte, mit all den Vorurteilen und Ängsten des menschlichen Verstandes. Denn was die AndromedaLeute machten, war vernünftig. Wenn man einen Planeten in seiner augenblicklichen Gestalt nicht kolonisieren kann, dann muß man sich selbst verändern. Man macht sich zu einem Wesen, das auf dem Planeten zu leben vermag. Wenn man ein Insekt zu sein hat - dann macht man sich dazu, oder zu einem Fisch, oder was immer verlangt sein mag. Und man verändert nicht nur den Körper, sondern auch den Verstand, bis er die Probleme bewältigt.
»Die vielen Drogen und Heilmittel«, sagte Mary. »Das medizinische Wissen. Die Galaktische Zentrale hat dir doch einmal ein Päckchen geschickt.«
»Eine Sammlung von Medikamenten, die beinahe jede Krankheit auf der Erde heilen können«, sagte Enoch. »Das war das Schlimmste. Zu wissen, daß sie da oben im Schrank liegen, wirklich hier sind, wo so viele sie brauchen.«
»Du könntest Proben davon an Ärztevereinigungen oder an irgendeine Arzneimittelfabrik schicken«, schlug David vor.
Enoch schüttelte den Kopf. »Daran habe ich natürlich auch gedacht. Aber ich mußte an die Galaxis denken. Ich habe der Zentrale gegenüber eine Verpflichtung. Man hat sich sehr viel Mühe gegeben, die Existenz der Station geheimzuhalten. Da sind auch noch Ulysses und meine anderen Freunde. Ich darf ihre Pläne nicht durchkreuzen. Ich kann nicht den Verräter spielen. Wenn man es sich genau überlegt, ist die Arbeit der Galaktischen Zentrale viel wichtiger als die ganze Erde.«
»Im Zwiespalt der Pflichten«, sagte David, ein wenig ironisch.
»Genau das. Vor vielen Jahren wollte ich wissenschaftliche Abhandlungen schreiben und den entsprechenden Publikationen anbieten. Nicht den medizinischen, versteht sich, davon habe ich keine Ahnung. Die Medikamente sind zwar da, mit Gebrauchsanweisung, aber es sind eben nur soundsoviele Pillen oder Salben oder Pulver. Aber ich lernte andere
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