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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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Dinge. Nicht sehr viel, aber doch Andeutungen einer neuen Richtung. Genug jedenfalls, daß ein anderer damit weitermachen könnte. Jemand, der etwas damit anzufangen weiß.«
    »Aber hör mal«, meinte David, »das hätte doch nie geklappt. Du hast keine technische Ausbildung, kein Studium hinter dir. Die Zeitschriften veröffentlichen deine Artikel nicht, wenn du keinen Namen hast.«
    »Das ist mir auch klar. Deswegen habe ich ja nie etwas geschrieben. Ich wußte sofort, daß es keinen Zweck hat. Den Zeitschriften kann man keine Schuld geben. Sie haben auch ihre Verantwortung und können ihre Seite nicht jedem x-beliebigen öffnen. Selbst wenn man die Artikel der Veröffentlichung für wert befunden hätte, wäre man gezwungen gewesen, festzustellen, wer ich bin. Und das hätte sie zur Station geführt.«
    »Auch wenn du damit durchgekommen wärst, hättest du kein reines Gewissen haben können«, sagte David. »Vorhin sagtest du, du hättest der Galaktischen Zentrale gegenüber loyal zu sein.«
    »Wenn ich in diesem speziellen Fall Erfolg gehabt hätte«, erklärte Enoch, »wäre vielleicht alles in Ordnung gegangen. Solange man nur Ideen zur Diskussion stellt und sie von Wissenschaftlern der Erde weiterentwickeln läßt, entsteht der Galaktischen Zentrale kein Nachteil. Das Hauptproblem wäre natürlich gewesen, die Quelle geheimzuhalten.«
    »Trotzdem«, meinte David, »du hättest nicht viel preisgeben dürfen. Ich meine, du hast ja im großen und ganzen nicht viel Material, das meiste liegt doch außerhalb der üblichen Denkgewohnheiten.«
    »Sicher«, sagte Enoch. »Die Gehirntherapie von Mankalinen III, zum Beispiel. Wenn die Erde davon wissen dürfte, könnte man zweifellos Hinweise auf eine erfolgreiche Behandlung von Neurotikern und Geistesgestörten finden. Wir könnten alle Heilanstalten auflösen. Sie wären unnötig. Aber niemand als die Leute auf Mankalinen III könnten uns diese Wissenschaften klarmachen. Ich weiß nur, daß sie deswegen berühmt sind. Ich habe nicht die geringste Ahnung, worum es dabei überhaupt geht.«
    »Wovon du eigentlich sprichst, das sind die namenlosen Wissenschaften«, warf Mary ein, »an die man hier überhaupt noch nie gedacht hat.«
    »Wie wir, vielleicht«, sagte David.
    »David!«
    »Es hat keinen Sinn so zu tun, als wären wir Menschen«, brauste David auf.
    »Doch, das seid ihr«, sagte Enoch gepreßt. »Für mich seid ihr es. Die einzigen, die ich habe. Was ist eigentlich los, David?«
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, zu sagen, was wir wirklich sind«, erwiderte David. »Eine Illusion. Geschaffen und herbeigerufen für einen einzigen Zweck mit dir zu sprechen und die wirklichen Menschen zu ersetzen, die du nicht haben kannst.«
    »Mary!« rief Enoch, »du denkst doch nicht auch so! So darfst du nicht denken?«
    Er streckte die Arme aus, ließ sie wieder fallen - entsetzt, als ihm klarwurde, was er gewagt hatte. Zum erstenmal hatte er versucht, sie zu berühren. Es war das erstemal, in all den Jahren, daß er es vergessen hatte.
    »Entschuldige, Mary. Das hätte ich nicht tun sollen.«
    Er sah Tränen in ihren Augen.
    »Wenn du es nur könntest«, sagte sie. »Oh, wenn du es nur könntest!«
    »David«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    »David ist gegangen«, erwiderte Mary.
    »Er wird nicht wiederkommen.«
    Mary schüttelte den Kopf.
    »Was ist los, Mary? Was geht hier vor? Was habe ich getan?«
    »Nichts«, erwiderte Mary, »außer, daß wir den Menschen schon zu ähnlich sind. Keine Marionetten, keine hübschen Puppen mehr, sondern richtige Wesen. Ich glaube, David erträgt das nicht - nicht daß er ein Mensch, sondern daß er als Mensch immer noch im Schatten ist. Es spielt keine Rolle, solange wir Puppen waren, damals fühlten wir nichts.«
    »Mary, bitte«, sagte er, »Mary, bitte verzeih mir!«
    Sie neigte sich ihm zu, und ihr Gesicht wurde von tiefer Zärtlichkeit aufgehellt. »Es gibt nichts zu verzeihen«, flüsterte sie. »Wir sollten dir dankbar sein, du hast uns aus Liebe geschaffen, und es ist herrlich zu wissen, daß man geliebt und gebraucht wird.«
    »Aber ich schaffe euch doch jetzt nicht mehr«, flehte Enoch. »Früher, vor langer Zeit, da mußte ich. Aber jetzt nicht mehr. Ihr kommt aus freiem Willen zu mir.«
    Wie viele Jahre? fragte er sich. Fünfzig mindestens. Mary war die erste gewesen, danach kam David. Von all den anderen waren sie die ersten, die ihm am nächsten standen.
    Und vorher waren Jahre im Studium jener namenlosen Wissenschaft

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