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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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Alte hatte von einer merkwürdigen Ethik gesprochen, zugleich unvernünftig und komisch, bei einer Rasse von Pflanzenwesen entwickelt, der er auf einem abgelegenen Planeten begegnet war. Der alte Hazer hatte ein paar Gläser getrunken und war in großartiger Form.
    Plötzlich war er, mitten im Satz, verstummt und in sich zusammengesunken. Enoch griff nach ihm, aber bevor er ihn zu fassen vermochte, war der Hazer auf den Boden geglitten.
    Der goldene Nebel war von seinem Körper gewichen und der Leib lag da, eckig, knochig und verzerrt, ein schreckliches, fremdes Gebilde, gleichzeitig mitleiderregend. Schrecklicher als alles, was ihm bisher vorgekommen war, schien es Enoch.
    Lebend war es ein wunderbares Geschöpf gewesen, aber im Tod wurde es zu einem Haufen häßlicher Knochen mit schuppigpergamentartiger Haut. Es war der goldene Nebel, dachte Enoch entsetzt, der die Hazers so wunderbar, so schön erscheinen ließ, so vital, so lebendig und so von Würde erfüllt. Der goldene Nebel war ihr Leben, und sobald er fortgenommen wurde, erwiesen sie sich als abstoßende Schreckensgestalten.
    Konnte es sein, daß der goldene Dunst ihre Lebenskraft war, und daß sie ihn wie einen Mantel trugen, als eine Art Verkleidung? Trugen sie ihre Lebenskraft außen, im Gegensatz zu allen anderen Lebewesen?
    Der Bergwind heulte in den Verzierungen am Giebel, und durch die Fenster konnte Enoch Wolkenfetzen vor dem Mond vorüberhuschen sehen, der halbhoch am östlichen Himmel stand. Es war kalt und einsam in der Station.
    Enoch ging steif durch das Zimmer zur Nachrichtenmaschine. Er stellte eine direkte Verbindung mit der Galaktischen Zentrale her und wartete, die Maschine mit beiden Händen umklammernd.
    >Bitte melden<, sagte die Zentrale.
    So kurz und objektiv es ging, meldete Enoch, was geschehen war.
    Auf der anderen Seite gab es kein Zögern, keine Fragen. Nur einfache Anweisungen, wie diese Situation zu behandeln sei. Der Vega-Bewohner mußte auf dem Planeten verbleiben, wo er gestorben war, sein Leib war nach den dort üblichen Sitten zu behandeln. So schrieb es das Gesetz auf Vega vor, ebenso der Ehrenkodex dieser Wesen. Ein Veganer mußte bleiben, wo er fiel, und dieser Ort wurde für immer zu einem Teil von Vega XXI. In der ganzen Galaxis gab es solche Planeten, sagte die Zentrale.
    >Der Brauch hier ist< - tippte Enoch -, >die Toten zu begraben<
    >Dann begraben Sie den Veganer.<
    >Wir lesen ein paar Absätze aus unserem Heiligen Buch.<
    >Lesen Sie einen für den Veganer. Können Sie das alles allein tun?<
    >Ja. Aber normalerweise macht so etwas bei uns ein Religionsdiener. Unter den gegebenen Umständen wäre das aber nicht sehr klug.<
    >Einverstanden. Sie können das ebensogut machen.< >Ja.<
    >Es ist am besten so.<
    >Erscheinen Freunde oder Verwandte zum Begräbnis?< >Nein.<
    >Sie werden verständigt?<
    >Formell ja. Aber sie wissen es bereits.<
    >Er ist doch erst vor wenigen Augenblicken gestorben.< >Sie wissen es trotzdem.<
    >Wie steht es mit einer Sterbeurkunde?<
    >Nicht nötig. Sie wissen, woran er gestorben ist.<
    >Sein Gepäck? Er hatte einen Koffer.<
    >Behalten Sie ihn. Er gehört Ihnen. Eine Anerkennung für die Dienste, die Sie dem Toten erweisen. Auch das ist Gesetz.<
    >Aber vielleicht enthält er wichtige Dinge.<
    >Sie behalten den Koffer. Ihn zurückzuweisen, würde das Andenken an den Toten beleidigen.<
    >Sonst noch etwas? Ist das alles?<
    >Das ist alles. Verhalten Sie sich so, als wäre der Veganer einer von Ihnen.<
    Enoch schaltete die Maschine auf neutral, kehrte zu dem Toten zurück. Er erschreckte davor, ihn anzufassen. Er war so unrein und abstoßend, eine Travestie des schimmernden Wesens, das sich kurz vorher mit ihm unterhalten hatte.
    Er liebte die Hazers, seit er sie kannte, er bewunderte sie, hatte sich auf jeden ihrer Besuche gefreut. Und jetzt stand er da, ein zitternder Feigling, der einen Toten nicht zu berühren vermochte.
    Es war nicht nur das Entsetzen allein, denn in den vielen Jahren seiner Tätigkeit in der Station hatte er Schreckliches genug in den Erscheinungen fremder Lebewesen gesehen. Aber es war ihm gelungen, diese Empfindung zu unterdrücken, die äußere Erscheinung für nichts zu achten, alles Leben als brüderliches Leben, alle Wesen als gleichberechtigt anzuerkennen.
    Es war etwas anderes, begriff er, ein unbekannter Faktor. Dabei war dieses Wesen doch sein Freund gewesen, mahnte er sich. Und als toter Freund durfte er Liebe erwarten.
    Blindlings trieb er sich an. Er bückte sich

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