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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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dem sie einige Stunden verbrachten. Gelegentlich unterhielten sie sich in der Sprache ihres Planeten, einer der schönsten, die ich jemals gehört habe, aber die meiste Zeit benützten sie jenes Idiom, das von einer Anzahl humanoider Rassen verwendet wird, einer Art Pidginsprache zum alltäglichen Gebrauch, und man tat das sicher aus Höflichkeit mir gegenüber. Sie waren eindeutig die zivilisiertesten Wesen, die mir je begegnet sind.
    Ich sagte, daß sie glühten, und damit meinte ich wohl eine seelische Qualität. Irgendwie schien sie ein goldener Nebel zu umgeben, der beglückte, was er berührte - beinahe, als bewegten sie sich in einer besonderen Welt, die außer ihnen noch keiner entdeckt hatte. Am Tisch schien ich in diesen Nebel eingehüllt, und ich spürte ein tiefes Glücksgefühl in mir.
    Sie hatten nur zwei Stunden Zeit, die so schnell vergingen, daß ich sie zur Abreise mahnen mußte. Bevor sie gingen, legten sie zwei Pakete auf den Tisch, die für mich bestimmt waren, bedankten sich für meinen Tisch - eine seltsame Art des Dankes-, verabschiedeten sich, traten in das große Gehäuse, und ich schickte sie weiter. Selbst als sie fort waren, schien der goldene Nebel im Raum zu haften, und es dauerte Stunden, bis er sich völlig auflöste. Ich wäre gerne mit ihnen nach dem fernen Planeten zu ihrem Festival gereist.
    Eines der Pakete enthielt ein Dutzend Flaschen des kognakähnlichen Getränks, und die Flaschen selbst waren Kunstwerke, keine zwei von derselben Art, geformt aus Diamanten. Jede einzelne davon dürfte von unschätzbarem Wert sein, alle zeigen zahlreiche eingravierte Symbole, deren Schönheit kaum zu beschreiben ist. Und in der anderen Schachtel war eine - nun, mangels eines anderen Namens muß man das wohl als Musikbox bezeichnen. Der Kasten besteht aus Elfenbein, altem, gelblichem Elfenbein, glatt wie Seide, bedeckt von diagrammatischen Schnitzereien, die eine Bedeutung haben müssen, von der ich nichts weiß. Auf dem Deckel ein Kreis mit einer Meßskala. Als ich den Kreis auf den ersten Skalenstrich einstellte, ertönte Musik, und vielfarbiges Licht durchflutete den Raum, als sei er mit unzähligen Farben erfüllt; von irgendwoher kam ein Hauch des goldenen Nebels. Aus der Schachtel drangen auch Düfte, die den Raum erfüllten, drang Fühlen, Leidenschaft, wie man das auch nennen mag - jedenfalls etwas, das einen erfaßte und traurig oder froh machte, je nachdem, was zu der Musik, zu den Farben und den Düften paßte. Aus diesem Kasten kam eine Welt, in der man die Komposition durchlebte - mit ganzem Herzen, mit allem Gefühl, allem Glauben, dessen man fähig war. Ich bin überzeugt davon, eine Aufzeichnung der Kunstform vor mir zu haben, von der sie sprachen. Der Kasten enthält nicht nur eine Komposition, sondern 206; denn so viele Markierungen sind vorhanden. In den kommenden Tagen werde ich sie alle spielen und ihnen Namen geben, um so auch Wissen zu gewinnen, nicht nur Vergnügen.<

15
     
     
    Die zwölf Diamantflaschen, längst geleert, standen in funkelnder Reihe auf dem Kaminsims. Die Musikbox, eines seiner wertvollsten Besitztümer, war in einem Schrank untergebracht, wo ihr nichts zustoßen konnte. Enoch dachte wehmütig daran, daß er in all den Jahren trotz regelmäßiger Benützung noch nicht die ganze Reihe von Kompositionen durchgespielt hatte, zu viele von den ersten verlangten nach Wiederaufführung.
    Die Hazers waren wiedergekommen, alle fünf, immer wieder, denn sie schienen an dieser Station, vielleicht sogar an ihrem Aufseher, Gefallen zu finden. Sie hatten ihm geholfen, die Vega-Sprache zu erlernen, hatten ihm Manuskripte mitgebracht und vieles andere; sie waren ohne jeden Zweifel die besten Freunde unter den fremden Lebewesen, Ulysses ausgenommen. Dann blieben sie plötzlich aus. Er fragte sich nach dem Grund und erkundigte sich nach ihnen, wenn andere Hazers in der Station eintrafen. Aber er erfuhr nie, was aus ihnen geworden war.
    Er wußte jetzt viel mehr über die Hazers und ihre Kunst - ihre Traditionen und Gebräuche, über ihre Geschichte - als damals im Jahre 1915. Aber er war immer noch weit davon entfernt, viele von den Dingen zu begreifen, die für sie alltäglich waren.
    Viele Hazers hatten sich seither bei ihm eingefunden, und an einen erinnerte er sich besonders deutlich - an den alten Weisen, den Philosophen, der auf dem Boden neben dem Sofa gestorben war. Sie hatten auf dem Sofa gesessen, hatten sich unterhalten - er wußte sogar noch, worüber. Der

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