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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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den Zwischenfall totschweigen, um das Projekt nicht zu gefährden. So etwas haben sie noch nie getan. Sie sind sehr stolz und fühlen sich in ihrer Ehre getroffen trotzdem waren sie um des allgemeinen Wohls willen bereit, die Schande hinzunehmen. Aber die Geschichte kam ans Tageslicht - wahrscheinlich durch geschickte Spione. Der Veganer, der heute abend herkommt, ist ein offizieller Vertreter, der einen offiziellen Protest einzulegen hat.«
    »Bei mir?«
    »Bei dir, und durch dich bei der Erde.«
    »Aber die Erde ist doch nicht betroffen. Man weiß ja überhaupt nichts.«
    »Natürlich nicht. Soweit die Galaktische Zentrale betroffen ist, bist du die Erde. Du vertrittst sie.«
    Enoch schüttelte den Kopf. Eine merkwürdige Denkweise. Aber er durfte eigentlich keine Überraschung empfinden. Mit solchen Dingen hatte er rechnen müssen. Sein Horizont war zu eng.
    Es war auch unsinnig, von einer Aufgabe der Station zu reden. Das ließ jede Vernunft vermissen. Das Projekt wäre damit nicht erledigt. Vernichtet wäre allerdings jede Hoffnung, die er für die Menschheit gehegt haben mochte.
    »Selbst wenn man die Erde aufgeben würde«, meinte er, »könntet ihr doch zum Mars umziehen und dort eine Station bauen. Wenn in diesem Sonnensystem eine Station erforderlich ist, kann sie doch auch auf einem anderen Planeten stehen.«
    »Du verstehst immer noch nicht«, sagte Ulysses. »Diese Station ist nur ein Angriffsziel, eine Bresche, ein Anfang. Die eigentliche Absicht ist, das Projekt zu torpedieren, die dafür aufgewandte Zeit und Mühe einem anderen Projekt zuzuwenden. Wenn sie uns zwingen können, auch nur eine Station aufzugeben, sind wir erledigt. Alle unsere Motive, unsere Urteilsfähigkeit wird man in Zweifel ziehen.«
    »Selbst wenn nun das Projekt torpediert wäre«, meinte Enoch, »kann doch keine Gruppe mit Sicherheit darauf zählen, daß sie dabei gewinnt. Die Frage, wo Zeit und Energie Anwendung finden sollen, wäre doch neu zu beantworten. Angenommen, die gegnerischen Kräfte tragen den Sieg davon. Sie müssen sich doch dann untereinander bekriegen.«
    »Das stimmt natürlich«, gab Ulysses zu, »aber jeder hat dann schließlich die Chance, herauszuholen, was er will, daran glaubt er jedenfalls. So, wie die Dinge jetzt liegen, gibt es diese Chance überhaupt nicht. Auf jeden Fall muß für sie vorher das Projekt fallen. Eine Gruppe am Rand der Galaxis will sich in die dünnbesiedelten Bezirke eines bestimmten Randgebietes ausdehnen. Man glaubt dort immer noch an eine alte Legende, wonach sie von Einwanderern in diesem Randbezirk abstammen. Man möchte diese Legende zum eigenen Ruhm in Geschichte verwandeln. Eine andere Gruppe will einen kleinen Spiralarm besetzen, weil irgendwo geschrieben steht, zahllose Jahrhunderte früher hätten ihre Ahnen unentzifferbare Nachrichten aufgefangen, die aus dieser Richtung stammen sollen. Im Lauf der Jahre wurde die Geschichte immer mehr ausgeschmückt, bis man davon überzeugt war, in diesem Spiralarm müsse eine Rasse von Geistesriesen zu entdecken sein. Und dann besteht natürlich immer das Bestreben, tiefer in den Galaxiskern einzudringen. Du mußt dir darüber im klaren sein, daß wir erst angefangen haben, daß die Galaxis zum größten Teil unerforscht ist, daß die Tausende von Rassen, die sich zur Galaktischen Zentrale zusammengeschlossen haben, Pioniertaten verrichten. Daß die Zentrale dadurch vielfältigem Druck ausgesetzt ist, versteht sich von selbst.«
    »Das klingt ja, als hättest du wenig Hoffnung, die Station hier auf der Erde erhalten zu können.«
    »Beinahe überhaupt keine«, sagte Ulysses. »Aber was dich persönlich betrifft, so bleibt dir die Wahl. Du kannst hierbleiben und ein gewöhnliches Leben auf der Erde zu Ende führen oder dich auf eine andere Station versetzen lassen. Die Zentrale hofft, daß du dich für uns entscheidest.«
    »Das klingt ja recht ultimativ.«
    »Leider«, sagte Ulysses. »Es tut mir wirklich leid, Enoch, daß ich so schlechte Nachrichten bringe.«
    Enoch saß da wie betäubt. Schlechte Nachrichten! Es war das Ende. Er fühlte nicht nur den Einsturz seiner privaten Welt, sondern auch den aller Hoffnungen der Erde. Wenn die Station verschwand, würde die Erde in den unergiebigen Gebieten der Galaxis verkümmern, ohne Hoffnung auf Hilfe, ohne Gelegenheit, zu lernen, ohne begreifen zu dürfen, was sie in der Galaxis erwartete. Allein und unbedeckt würde die Menschheit den alten Weg gehen und sich unsicher in eine blinde,

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