Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
Vom Netzwerk:
ich wäre also kleinlich, wenn ich den Protest nicht einfach hinnähme.«
    »Tut mir leid, Enoch«, sagte Ulysses. »Das genau meine ich.«
    Enoch schüttelte den Kopf. »Ich habe jahrelang versucht, die Ethik und Ideen aller Wesen zu verstehen, die durch diese Station kamen. Ich habe meine menschlichen Instinkte und Ansichten beiseite geschoben. Ich habe versucht, andere Standpunkte zu begreifen, von denen viele meinen eigenen Meinungen Gewalt antaten. Ich bin froh darum, denn es hat mir Gelegenheit gegeben, die Engstirnigkeit der Erde zu überwinden. Ich glaube, ich habe gewonnen dabei. Aber nichts davon berührte die Erde selbst. Nur ich war betroffen. Diese Sache geht aber die Erde an, und ich muß sie vom Standpunkt eines Menschen aus betrachten. In diesem Sonderfall bin ich nicht einfach der Aufseher einer galaktischen Station.«
    Keiner sagte etwas. Enoch wartete. Die anderen schwiegen.
    Er drehte sich um und ging zur Tür.
    »Ich bin bald wieder zurück«, rief er über die Schulter.
    Er sprach das Wort aus, und die Tür öffnete sich.
    »Wenn Sie einverstanden sind, möchte ich Sie begleiten«, meinte der Hazer ruhig.
    »Fein«, erwiderte Enoch. »Kommen Sie.«
    Draußen war es dunkel. Enoch zündete die Laterne an. Der Hazer beobachtete ihn scharf.
    »Fossilbrennstoff«, erklärte Enoch. »Er brennt an der Spitze eines getränkten Dochts.«
    »Aber es gibt doch sicher Besseres«, sagte der Hazer entsetzt.
    »Sicher. Ich bin eben altmodisch.«
    Er führte ihn hinaus. Die Laterne warf einen kleinen runden Lichtschein auf den Boden.
    »Ein wilder Planet«, sagte der Hazer.
    »Hier ja. Viele Gegenden sind gezähmt.«
    »Mein Planet ist völlig unter Kontrolle«, sagte der Hazer. »Jeder Fußbreit geplant.«
    »Ich weiß. Ich habe mit vielen Vega-Leuten gesprochen, die mir eine Beschreibung gaben.«
    Sie gingen zur Scheune.
    »Wollen Sie umkehren?« fragte Enoch.
    »Nein«, sagte der Hazer. »Ich finde es aufregend. Sind das wilde Pflanzen dort drüben?«
    »Wir nennen sie Bäume«, meinte Enoch.
    »Der Wind weht, wie er will?«
    »Ja. Das Wetter können wir noch nicht steuern.«
    Der Spaten stand innen neben der Tür; Enoch hob ihn auf und machte sich auf den Weg zum Obstgarten.
    »Sie wissen natürlich ganz genau, daß die Leiche fort ist«, sagte der Hazer.
    »Ich bin darauf vorbereitet.«
    »Warum dann die ganze Mühe?«
    »Weil ich Sicherheit haben muß. Das verstehen Sie nicht, nicht wahr?«
    »Sie haben in der Station gesagt, Sie versuchten, uns zu begreifen«, erklärte der Veganer. »Vielleicht sollte sich zur Abwechslung einer von uns bemühen, Sie zu verstehen.«
    Enoch ging auf dem Pfad durch den Obstgarten voran. Sie erreichten den einfachen Zaun um den Friedhof. Das herabhängende Gatter stand offen. Enoch trat ein, und der Vega-Bewohner folgte ihm.
    »Hier hatten Sie ihn begraben?«
    »Das ist unser kleiner Friedhof. Meine Eltern liegen hier, und ich habe ihm neben ihnen einen Platz gegeben.«
    Er reichte dem Veganer die Laterne, ging mit dem Spaten zum Grab und stach in den Boden.
    »Würden Sie die Laterne ein bißchen näher halten?«
    Der Hazer kam heran.
    Enoch ließ sich auf die Knie sinken und scharrte das Laub beiseite. Darunter weiche, frisch aufgeworfene Erde. Am unteren Rand der Vertiefung ein kleines Loch. Als er die Hand über die Erde gleiten ließ, hörte er Klumpen durch das Loch fallen und gegen etwas Hartes prallen.
    Der Hazer hatte die Laterne wieder bewegt, und er konnte nichts sehen. Aber es war nicht notwendig. Er wußte, daß es keinen Sinn hatte, zu graben; er wußte, was er finden würde. Er hätte aufmerksamer sein müssen. Er hätte nicht den Stein aufstellen sollen - aber die Galaktische Zentrale hatte gesagt: >Wie es bei euch Brauch ist.< Und so hatte er es gemacht.
    Er richtete sich auf, blieb aber auf den Knien, spürte die Feuchtigkeit der Erde durch den Stoff.
    »Niemand hat es mir erzählt«, flüsterte der Hazer.
    »Was erzählt?«
    »Vom Gedenkstein. Und was darauf geschrieben steht. Ich wußte nicht, daß Sie unsere Sprache kennen.«
    »Ich habe sie vor langer Zeit gelernt. Es gab einige Manuskripte, die ich unbedingt lesen wollte. Ich fürchte, daß es nicht besonders gut geworden ist.«
    »Zwei falsch geschriebene Wörter«, erwiderte der Hazer, »und eine kleine Ungenauigkeit. Aber das ist unwichtig. Was eine Rolle spielt, eine sehr große sogar, ist, daß Sie als einer von uns dachten, als Sie das schrieben.«
    Enoch stand auf und griff nach der

Weitere Kostenlose Bücher