Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
Vom Netzwerk:
Erläuterungen, nicht eine einzige Zeile. Es gibt niemanden, der davon auch nur das geringste wüßte.«
    »Es gibt aber doch sicher keinen Grund, warum man keinen zweiten bauen könnte«, meinte Enoch. »Keine Tabus, meine ich. Es wäre kein Sakrileg, einen Talisman zu bauen.«
    »Nicht im geringsten«, sagte Ulysses. »Wir brauchen ihn sogar sehr dringend. Wir haben keinen Talisman mehr. Er ist verschwunden.«
    Enoch fuhr hoch.
    »Verschwunden?« sagte er.
    »Verloren«, erwiderte Ulysses. »Gestohlen. Verschwunden. Niemand weiß etwas.«
    »Aber ich hatte nichts.«
    Ulysses lächelte schwach. »Du hast nichts davon gehört. Ich weiß. Über dieses Thema wird nicht gesprochen. Wir dürfen es nicht wagen. Die Leute sollen nichts erfahren. Für eine Weile wenigstens.«
    »Aber wie kann man das geheimhalten?«
    »Das ist nicht schwer. Du weißt, wie das war, wie der Kustos ihn von Planet zu Planet trug und man große Massenversammlungen abhielt, bei denen man den Talisman zeigte und durch ihn Verbindung mit der Spiritualkraft aufnahm. Es hat nie eine bestimmte Reihenfolge des Erscheinens gegeben; der Kustos wanderte einfach von Planet zu Planet. Zwischen den Besuchen mochten hundert Jahre oder mehr vergehen. Die Leute warteten nicht auf den Besuch. Sie wußten einfach, daß er bevorstand, eines Tages.«
    »Auf diese Weise könnt ihr die Wahrheit jahrelang unterdrücken.«
    »Ja«, sagte Ulysses. »Ohne Schwierigkeiten.«
    »Die Führer wissen es natürlich. Die leitenden Persönlichkeiten.«
    Ulysses schüttelte den Kopf. »Wir haben nur wenige verständigt. Diejenigen, denen wir trauen dürfen. Die Galaktische Zentrale weiß natürlich Bescheid, aber wir sind schweigsame Leute.«
    »Warum.«
    »Warum ich es dir sage? Ich weiß, das sollte ich nicht tun. Ich weiß auch nicht, warum ich mich dazu hinreißen lasse. Doch, ich weiß es. Wie fühlt man sich als Beichtvater, Enoch?«
    »Du hast Sorgen«, erwiderte Enoch. »Ich hätte nie gedacht, daß ich das bei dir erleben würde.«
    »Merkwürdig«, meinte Ulysses. »Der Talisman ist schon seit ein paar Jahren verschwunden. Niemand weiß etwas davon - abgesehen von der Galaktischen Zentrale und der - wie würdest du das nennen? - der Hierarchie, vermutlich, der Organisation von Mystikern, die sich um die spirituellen Dinge kümmert. Obwohl niemand etwas weiß, zeigt die Galaxis Abnutzungserscheinungen. Sie fällt auseinander, als sei der Talisman eine Kraft, die unbewußt alle Wesen der Galaxis zusammenhielt, die Einfluß ausübte, auch wenn das keiner ahnte.«
    »Selbst wenn er verlorengegangen ist, müßte er doch seinen Einfluß geltend machen. Er kann ja nicht zerstört worden sein.«
    »Du vergißt, daß er ohne seinen Kustos, ohne den Sensitiven, nicht zu wirken vermag. Die Wirkung liegt ja auch gar nicht an der Maschine. Sie stellt nur ein Bindeglied zwischen dem Sensitiven und der Spiritualkraft dar. Sie ist ein verlängerter Arm des Kustos. Sie vervielfacht seine Fähigkeiten und ermöglicht, seine Funktion zu erfüllen.«
    »Und du glaubst, daß der Verlust des Talismans etwas mit der jetzigen Lage zu tun hat?«
    »Mit der Station hier? Nun, nicht direkt, aber es ist typisch. Früher wären solche Streitigkeiten auf sachliche, ruhige Art geschlichtet worden.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da und lauschten dem Wind.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Ulysses. »Du bist nicht betroffen. Ich hätte dir nichts sagen sollen. Das war indiskret.«
    »Du meinst, daß ich nichts weitergeben soll. Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Das weiß ich«, erwiderte Ulysses. »Daran habe ich gar nicht gedacht.«
    »Meinst du wirklich, daß sich die Beziehungen in der Galaxis verschlechtern?«
    »Früher waren alle Rassen miteinander verbunden«, erklärte Ulysses. »Natürlich gab es Differenzen, aber sie wurden manchmal künstlich und nicht sehr befriedigend überbrückt, und beide Seiten bemühten sich, diese Brücke gangbar zu erhalten. Weil sie es wollten, verstehst du. Es gab eine gemeinsame Absicht, die Verschmelzung einer riesigen Gemeinschaft aller intelligenten Wesen. Wir begriffen, daß wir eine überwältigende Anhäufung von Wissen und Techniken besaßen, daß wir in Zusammenfassung dieses Wissens, dieser Fähigkeiten, etwas zu erreichen vermochten, das weit größer und bedeutsamer sein mußte, als irgendeine Rasse allein zu schaffen hoffen durfte. Wir hatten unsere Schwierigkeiten, gewiß, und unsere Differenzen, wie gesagt, aber wir machten Fortschritte.

Weitere Kostenlose Bücher