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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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eigener Planet aufgegeben werden - gleichgültig, ob er blieb oder sich auf eine andere Station versetzen ließ, die Erde war verloren.
    Wütend klappte er das Buch zu und stellte es an seinen Platz zurück. Er ging zum Schreibtisch.
    Die Erde war verloren, dachte er, wie er selbst, verloren, zornig und verwirrt. Zornig auf das Schicksal - als gäbe es so etwas wie ein Schicksal - und auf die Dummheit. Nicht nur auf die intellektuelle Dummheit der Erde, sondern auch auf die in der Galaxis, auf die schäbige Streitlust, die den Vormarsch der Gemeinschaft aller Wesen zum Stillstand bringen konnte, obwohl er endlich bis in diesen galaktischen Sektor vorgedrungen war. Wie auf der Erde, so in der Galaxis, mochten Anzahl und Kompliziertheit der Apparatur, der würdige Gedanke, Weisheit und Bildung eine Kultur formen, aber noch keine Zivilisation. Um wirklich zivilisiert zu sein, bedurfte es subtilerer Dinge als Apparaturen.
    Er spürte die Spannung in sich, den Drang, irgend etwas zu tun - wie ein Tier im Käfig hin- und herzurennen, hinauszustürmen und zu schreien, bis der Atem versagte, zu zertrümmern, zu zerschmettern, seiner Wut und Enttäuschung auf irgendeine Weise freien Lauf zu lassen.
    Er riß das Gewehr vom Schreibtisch, nahm eine Schachtel Patronen aus der Schublade, zerfetzte die Schachtel und stopfte die Munition in seine Tasche.
    Er blieb für einen Augenblick stehen, das Gewehr in der Hand, und die Stille des Raumes schien gegen seine Ohren zu hämmern. Er fühlte die Eintönigkeit, die Kälte und legte das Gewehr wieder auf den Schreibtisch.
    Wie kindisch, die Wut an der Unwirklichkeit auszulassen, dachte er. Weder Groll noch Wut waren eigentlich berechtigt; denn an Dinge, wie sie sich abgespielt hatten, sollte der Mensch seit langem gewöhnt sein.
    Er lachte leise und griff wieder nach der Waffe.
    Unwirklichkeit hin, Unwirklichkeit her, es würde ihn beschäftigen und für eine Weile aus dem Meer von Problemen befreien, das ihn umtobte.
    Außerdem konnte er das Zieltraining gebrauchen. Seit mindestens zehn Tagen war er nicht mehr im Schießstand gewesen.

28
     
     
    Der Keller war riesengroß. Hinter den Lichtern verlor er sich in einem trüben Nebel, voll Tunnel und Räumen, tief herausgebohrt aus dem Fels, unter der Hügelkuppe.
    Hier standen die massiven Tanks mit den verschiedenen Lösungen für die Reisenden, die Pumpen und Generatoren, nach einem der Menschheit unbekannten Prinzip der Erzeugung von Elektrizität arbeitend, und tief unter dem Boden der Keller die riesigen Lagertanks mit den Säuren und der zersetzten Materie, einst die Körper jener Wesen, die zur Station kamen und ihre nutzlosen Leiber hinterließen, sobald sie ihren Weg fortsetzten.
    Enoch ging an den Tanks und Generatoren vorbei, bis er eine Galerie erreichte, die sich in die Dunkelheit hinein erstreckte. Er fand die Platte und drückte sie. Die Lampen flammten auf. Er ging die Galerie entlang. Zu beiden Seiten befanden sich Metallregale aufgestellt, um die Vielzahl von Gegenständen, Artefakten und Geschenken aufzunehmen, die ihm die Reisenden mitgebracht hatten. Vom Boden bis zur Decke waren die Regale vollgestopft mit einer Schrottsammlung aus allen Teilen der Milchstraße. Vielleicht doch kein Schrotthaufen, dachte Enoch, denn die meisten dienten irgendeinem Zweck, wenn man ihn nur zu verstehen vermochte.
    Am Ende der Regalwand waren die Dinge sorgfältiger und systematischer gelagert, numeriert mit Verweisungen auf eine Kartei und bestimmten Tagebuchdaten. Dies waren Dinge, deren Zweck und Prinzipien er verstand. Manche waren unschuldig, andere von großem potentiellen Wert, wieder andere ohne jede Beziehung zur menschlichen Lebensweise - und es gab auch ein paar, mit roten Markierungen, die Grauen hervorriefen, wenn man nur an sie dachte.
    Er ging die Galerie entlang, und seine Schritte hallten laut in diesem Ort voll fremder Geister.
    Die Galerie verbreiterte sich zu einem ovalen Raum; die Wände hier waren mit einer dicken, grauen Substanz gepolstert, die alle Kugeln in sich aufnahm und keine Querschläger zuließ.
    Enoch trat an eine Schalttafel, die in einer Nische verborgen war. Er griff hinein und drückte einen Hebel nach oben, dann ging er schnell in die Mitte des Raumes.
    Langsam wurde es dunkel, plötzlich flammte Helligkeit auf, und er war nicht mehr im Kellerraum, sondern an einem Ort, den er nie zuvor gesehen hatte.
    Er stand auf einem kleinen Hügel, vor ihm erstreckte sich das Land, sanft abfallend, zu einem

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