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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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zerschlagen.«
    »Das bildet sich Hank ein«, erwiderte Enoch.
    »Bis jetzt ist es noch nicht so schlimm«, meinte der Postbote. »Am Tag und solange sie noch richtig denken können, unternehmen sie nichts. Aber wenn es dunkel wird, lassen sie sich vollaufen und haben keinen vernünftigen Gedanken mehr im Kopf. Es könnte sein, daß ein paar zu dir hinaufkommen.«
    »Er hat ihnen wohl erzählt, daß ich mit dem Teufel verbündet bin.«
    »Das und noch mehr«, sagte Wins. »Ich habe eine Weile zugehört, bevor ich wegfuhr.« Er griff in die Posttasche, fand das Zeitungsbündel, und reichte es Enoch.
    »Enoch, es gibt etwas, das du wissen müßtest, über das du dir vielleicht noch nicht klargeworden bist. Es wäre sehr leicht, eine Menge Leute gegen dich aufzuhetzen - bei der Art, wie du lebst und so. Du bist merkwürdig. Nein, ich meine nicht, daß mit dir etwas nicht stimmt - ich kenne dich und weiß, daß es nicht so ist-, aber Leute, die dich nicht kennen, könnten leicht auf falsche Gedanken kommen. Bis jetzt hat man dich in Ruhe gelassen, weil du ihnen keinen Anlaß gegeben hast, sich aufzuregen. Aber wenn man sich jetzt von Hanks Aufschneidereien aufhetzen läßt.«
    »Du meinst - ein bewaffnetes Angebot?« fragte Enoch.
    Wins nickte stumm.
    »Danke«, sagte Enoch. »Ich bin dir sehr dankbar für die Warnung.«
    »Stimmt es, daß niemand in dein Haus kann?« fragte der Postbote.
    »Eigentlich schon«, gab Enoch zu. »Man kann nicht einbrechen und es nicht niederbrennen. Man kann überhaupt nichts dagegen unternehmen.«
    »Dann würde ich an deiner Stelle heute nacht schön brav zu Hause bleiben.«
    »Vielleicht mach ich’s. Klingt ganz vernünftig.«
    »So«, sagte Wins, »das wäre ungefähr alles. Ich dachte, ich sag’ dir lieber Bescheid. Jetzt muß ich rückwärts auf die Straße zurück. Umkehren kann man hier nicht.«
    »Fahr bis zum Haus. Dort ist Platz.«
    »Bis zur Straße ist’ s nicht weit«, sagte Wins. »Ich schaffs schon.«
    Das Auto rollte langsam rückwärts.
    Enoch sah ihm nach.
    Als es eine Kurve des Weges erreichte, hob er grüßend die Hand, Wins winkte, dann verschwand das Auto hinter dem dichten Gebüsch.
    Enoch drehte sich um und stapfte langsam zur Station.
    Ein Mob, dachte er - guter Gott, ein Mob!
    Ein heulender Mob an der Station, der gegen Türen und Fenster hämmerte und zu schießen begann, würde für die Galaktische Station die letzte geringe Chance, wenn es überhaupt noch eine gab, zunichte machen. Eine solche Demonstration würde ein Argument mehr dafür abgeben, daß die Ausweitung in diesen Spiralarm aufgegeben werden sollte.
    Warum passierte immer alles auf einmal? Jahrelang war nichts geschehen, und jetzt drängte sich alles im Laufe weniger Stunden zusammen.
    Wenn der Mob wirklich erschien, bedeutete das nicht nur, daß das Schicksal der Station besiegelt war, sondern vielleicht auch, daß ihm, Enoch, nichts anderes übrigblieb als das Angebot, Aufseher einer anderen Station zu werden, anzunehmen - wenn man dieses Angebot jetzt nicht plötzlich zurückzog!
    Vielleicht sollte er wieder zur Quelle hinuntergehen und mit Lewis sprechen. Vielleicht konnte man Maßnahmen treffen, um den Mob fernzuhalten. Aber dann mußte er mit einer Erklärung herausrücken und würde vielleicht zu viel ausplaudern. Außerdem, es stand ja nicht fest, daß ein Pöbelhaufen erscheinen würde. Niemand hielt Hank Fishers Erzählungen für besonders glaubwürdig.
    Er blieb wohl doch lieber in der Station und erhoffte das Beste. Vielleicht hielt sich gerade kein Reisender in der Station auf, während der Pöbel sich austobte - falls er kam -, und der Vorfall würde der Galaxis verborgen bleiben. Er konnte ein bißchen Glück gebrauchen.
    Er erreichte das zerbrochene Gatter zum Hof und blieb stehen. Zum erstenmal fragte er sich, was für eine Art Mensch er war. Ein getriebenes Wesen, weder ganz fremd noch ganz menschlich, mit gegensätzlichen Pflichten, begleitet von alten Gespenstern, gleichgültig, was er wählen mochte, die Erde oder die Sterne? Ein kultureller Mischling, der weder die Erde noch die Sterne verstand, beiden etwas schuldete, ohne zu bezahlen? Eine heimatlose, unruhige Kreatur, die weder Gut noch Böse erkennen konnte, weil ihr so viele verschiedene - und logische - Arten von Gut und Böse begegnet waren?
    Durfte er als Mensch gelten - was bedeutete dann die über hundertjährige Verbundenheit mit der Galaktischen Zentrale? Wollte er überhaupt als Mensch gelten?
    Er ging langsam

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