Raumzeit - Provokation der Schoepfung
gewöhnlicher Sterne gleich käme. Und das erschiene ihm völlig abwegig.
Heute wissen wir allerdings, dass die Leuchtkraft einer Supernova tatsächlich so stark sein kann. Zu dieser Auseinandersetzung muss noch nachträglich vermerkt werden, dass Shapley zwar die Größe der Milchstraße überschätzte, dafür aber die Position unseres Sonnensystems in der Milchstraße richtig beurteilte.
Curtis wiederum irrte sich, was die Größenvorstellungen unseres Sonnensystems angeht, doch seine Vorstellung, dass Spiralnebel andere Sternensysteme außerhalb unserer eigenen Galaxis sind, war zutreffend. Nicht lange nach dieser Auseinandersetzung verließ Shapley das Mount-Wilson-Observatorium, um Direktor des Harvard-College-Observatoriums zu werden.
Der wirkliche Durchbruch auf Mount Wilson gelang Edwin P. Hubble (1889 –1953), zum Leidwesen von Shapley, der ihn nicht ausstehen konnte. Er fand ihn arrogant und anmaßend. Vor allem wurmte ihn dessen seiner Meinung nach aufgesetzter Oxford-Akzent. Und das, obwohl Hubble doch genau wie er selbst in Missouri geboren war! Shapley machte niemals ein Hehl aus seiner Überzeugung, dass Hubble, wenn er nachts plötzlich geweckt würde, in unverkennbarem Missouri-Amerikanisch antworten würde.
Hubble selbst trug wenig zu seiner Beliebtheit unter Kollegen bei. Der große Mann mit dem ausgeprägten Kinn, den schmalen Lippen und dem eisigen Blick wirkte auf die meisten unnahbar. Nur seine Freunde waren da anderer Meinung.
Edwin Paul Hubble wurde in Marshfield, Missouri, geboren. Er war das fünfte von sieben Kindern, die unter einem strengen Vater heranwuchsen. Ein Stipendium ermöglichte es dem jungen Hubble, die Universität Chicago zu besuchen. Gleichzeitig trieb er Sport. Er zeigte ein solches Boxtalent, dass man ihn dazu überreden wollte, Profi zu werden. Boxveranstalter träumten von ihm gar schon als weiße Hoffnung im Kampf gegen den schwarzen Schwergewichtler Jack Johnson. Aber Hubble schlug diese Chance aus. Er zog es vor, sein Jurastudium an der englischen Universität Oxford abzuschließen.
Nach Beendigung seiner Studien kehrte er in seine Heimat zurück und praktizierte in Louisville. Aber schon nach einigen Monaten war Hubble von den Rechtswissenschaften gelangweilt und entschloss sich deshalb, noch einmal von vorne anzufangen. Erneut schrieb er sich an der Universität Chicago ein, um nun Astronomie zu studieren. In Yerkes, dem der Universität Chicago angeschlossenen Observatorium, verfasste er dann seine Doktorarbeit.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges folgte er 1919 schließlich seiner Berufung zum Mount-Wilson-Observatorium. Als Erstes befasste er sich mit den »Nebeln«, die er im Milchstraßensystem vermutete. Einige, darunter die Plejaden und Orion, waren ihm schon seit seiner Jugend durch die Lektüre von Jules Verne vertraut. Er brauchte fünf Jahre, um die nahe gelegenen oder galaktischen »Nebel« auszuwerten und in Gruppen einzuordnen.
In Hunderten von Beobachtungen erforschte er die zwei größten, von der Erde aus sichtbaren Spiralnebel: M33 im Triangulum und den Andromedanebel. M33 erscheint uns durch ein Teleskop als nahezu flacher Spiralnebel. Hubble fotografierte ihn wiederholt in klaren Nächten mit dem 2,50-m-Teleskop und benutzte dabei eine neuartige, empfindliche Photoemulsion. Endlich gelang es ihm, den »Nebel« zweifelsfrei in Sterne aufzulösen, unter denen er 35 Cepheiden identifizieren konnte. Mit ihrer Hilfe schätze er die Entfernung von M33, aus der sich einwandfrei ergab, dass es ein selbstständiges Sternensystem außerhalb der Milchstraße ist.
Mit Hubbles Arbeit über den Andromedanebel war schließlich eine entscheidende Hürde genommen. Hubbles Veröffentlichungen machten zum ersten Mal deutlich, dass sich das Universum aus Galaxien zusammensetzt. Galaxien mit ihren unendlich vielen Sternen von unterschiedlichem Alter.
Dieser Entdeckung folgte eine andere auf dem Fuß: die Expansion des Universums. Während er nämlich die ungefähre Entfernung, Größe und Helligkeit einer Reihe von Galaxien bestimmt hatte, vermaß er gleichzeitig deren Geschwindigkeit relativ zur Erde. Eigentlich hatte er nur feststellen wollen, wie schnell sich unsere Sonne innerhalb der rotierenden Milchstraße bewegt. Hubble ging davon aus, dass sich die Bewegungsgeschwindigkeit der Sonne feststellen lässt, wenn andere Sternensysteme als Referenzrahmen dienen. Zu seiner großen Überraschung machte er eine erstaunliche Entdeckung. Nur einige
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