Raumzeit - Provokation der Schoepfung
Reihe von Fragen beantworten konnte.
So zum Beispiel, wie weit die Sterne voneinander entfernt waren, wie schnell ihre gegenseitige Umlaufgeschwindigkeit und nicht zuletzt, wie weit ihre Entfernung von der Erde war.
In Anerkennung seiner Leistung erhielt Shapley 1914 eine Anstellung am kalifornischen Mount-Wilson-Observatorium. Hier untersuchte er die sogenannten Cepheiden mit dem 1,50-m-Teleskop. Das 2,50-m-Teleskop wurde gerade gebaut.
Bei Cepheiden handelt es sich um eine Gruppe veränderlicher Sterne mit besonders intensiver Leuchtkraft, deren Helligkeit sich in regelmäßigen Abständen verändert. Je länger diese Abstände sind, umso größer ist ihre »absolute Helligkeit«. Zur Entfernungsberechnung des Sterns wird dann die »scheinbare Helligkeit« mit der »absoluten« verglichen. Cepheiden werden oft als Meilensteine des Himmels bezeichnet, weil sie auch noch über große Entfernungen zu erfassen sind.
Shapley begann seine Suche nach Cepheiden mit dem 1,50-m-Teleskop in Kugelsternhaufen. Er bestimmte die scheinbare Helligkeit der Cepheiden und die Zeitdauer ihrer jeweiligen Veränderung. Dann verglich er seine Ergebnisse mit Informationen von Russell und denen des dänischen Astronomen Einar Hertzsprung (1873 –1967) über die absolute Helligkeit von Cepheiden und schätzte danach die Entfernungen verschiedener Kugelsternhaufen. Er pickte in jedem der näher gelegenen Kugelsternhaufen die Sterne heraus und verglich deren scheinbare Helligkeit systematisch mit der von Cepheiden. Auf diese Weise konnte er mit der Zeit die absolute Helligkeit von Riesensternen ermitteln.
Er wandte sich von den relativ matten Cepheiden ab und benutzte nunmehr die Riesen als seine »Leuchtfeuer« oder »Standardkerzen«, um weiter entfernte Kugelsternhaufen dort zu ermitteln, wo sich Cepheiden nicht mehr identifizieren ließen.
Shapley hat die Welt der Kugelsternhaufen in einer dreidimensionalen Himmelskarte festgehalten. Sie veranschaulicht, dass diese selbst in einer Art Superkugelsternhaufen angeordnet sind, mit einem Mittelpunkt, der sich nicht etwa in Sonnennähe befindet, sondern Zehntausende von Lichtjahren entfernt, in Richtung des Sternbildes Sagittarius. Shapley leitete daraus einen gemeinsamen Mittelpunkt der Kugelsternhaufen und unserer Milchstraße ab.
Er erkannte auch, dass unser Sonnensystem keinen bevorzugten Platz im Universum einnimmt, sondern lediglich in einem Vorort der Milchstraße beheimatet ist. Damit hatte Shapley recht. Doch er irrte sich in Bezug auf die Größe der Milchstraße, deren Durchmesser er auf 250 000 Lichtjahre schätzte, und auch auf unser Sonnensystem, das er 50 000 Lichtjahre vom Zentrum entfernt vermutete. Später sollte sich allerdings herausstellen, dass der Durchmesser der Milchstraße bei 100 000 Lichtjahren liegt und dass sich unsere Sonne mit ihren Planeten 30 000 Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße befindet.
Die von Shapley geschätzte Größe der Milchstraße führte schon bald zu Kollegenquerelen. Besonders der amerikanische Astronom Heber Curtis (1872 –1942) machte Shapley mit seiner Kritik das Leben schwer. Curtis arbeitete am Lick-Observatorium, während Shapley am Mount-Wilson-Observatorium tätig war. Daher wuchs sich das anfängliche Scharmützel der beiden zu einem erbitterten, langjährigen Krieg aus. Curtis hatte keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, dass ihm das Shapley’sche Modell der Milchstraße in seiner übertriebenen Größe geradezu lächerlich erschien.
Er vertrat zu Recht die Ansicht, wonach Spiralnebel andere Sternensysteme, ähnlich unserer Milchstraße, seien. Um den Streithähnen eine Möglichkeit zu geben, ihre Meinungsverschiedenheiten in aller Öffentlichkeit auszutragen, arrangierte die National Academy of Science in Washington eine Diskussion. Die Reise dorthin legten die Kontrahenten gemeinsam zurück. Dabei hielten sie sich unterwegs mühsam an nichtssagendes Geplauder, um ihr Pulver nicht vorzeitig zu verschießen. Die Veranstaltung fand am 26. April 1920 statt, bei der auch Albert Einstein anwesend war.
Curtis packte Shapley gleich bei seiner Behauptung, Spiralnebel befänden sich innerhalb unseres Sternensystems. Dieser konterte sofort mit dem Argument, dass durch die Supernova von 1885 im Andromedanebel bewiesen sei, dass dieser Spiralnebel kein eigenständiges Sternensystem sein könnte. Denn sonst würde das ja bedeuten, dass die Leuchtkraft eines einzigen explodierenden Sterns der von Hunderten von Millionen
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