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Raus aus dem Har(t)z IV!

Raus aus dem Har(t)z IV!

Titel: Raus aus dem Har(t)z IV! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Meier
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dies der richtige Weg sein konnte.
     
    Aber jetzt galt es erst einmal wach zu werden. An diesem Tag standen unangenehme, aber wie wir schnell erkannt hatten, notwendige Wege an. Mit dem Überschreiten der Marke von 20.000 Euro beschlossen wir, dass wir dieses Projekt ‚offiziell‘ machen wollten; uns aus der Arbeitslosigkeit verabschieden und es zum Gewerbe empor heben wollten. Der Idee quasi den Ritterschlag erteilen. Uns allen war bei dem treffen dieser Entscheidung auch bewusst, dass es eine Entscheidung ohne Rückkehr war. Würden wir, angestachelt durch die Erfolge der ersten Wochen, dennoch scheitern, so bedeutete dies weder Arbeitslosengeld noch andere Zuwendungen. Dann bleibe nur der Gang in den Hartz, in den vierten um genau zu sein. Aber vermutlich spielte uns auch der Umstand in die Hände, dass die Laufzeit des Arbeitslosengeldes ohnehin nur noch wenige Wochen betragen würde und dann ohnehin der Gang in das Gebirge drohen, dass uns zu viel zu sterben und zu wenig zum Leben offerieren würde. Also auf zur Arbeitsagentur und die Papiere auf den Tisch knallen. Dieser Gedanke schaffte es dann doch schließlich, mich mit der dafür notwendigen Mischung aus übermüdeter Aggression und dem morgendlichen Scharfsinn auszustatten, den ich bei Frau Schimmelpfennig brauchen würde. Der Gedanke, ihr jetzt meine ‚Kündigung‘ zu präsentieren, lief in meinem Inneren ein kleiner Reichsparteitag ab. Ich würde meine Kündigung von der Arbeitsagentur einreichen. Dabei fühlte ich mich schon viel besser und unter der Dusche überlegte ich mir schon, wie ich diesem Brummer entgegentreten würde.
    ***

 
    Im Wartezimmer der Arbeitsagentur war es noch nicht so überlaufen, wie ich es aus dem vergangenen Termin in Erinnerung hatte. Dem Termin, bei dem ich meine drei neuen Freunde und zukünftige Geschäftspartner kennen lernte. Meine Nummer würde die nächste sein und ich war innerlich dankbar dafür, nicht als erste in das Büro des Majors Schimmelpfennig eintreten zu müssen. Sollte sie doch einen anderen zum Frühstück verspeisen. Ich saß in diesem Wartezimmer und wartete darauf, dass der Vorgänger bei Frau Schimmelpfennig aus ihrem Büro kommen würde. Meine Nummer war die nächste, die aufgerufen werden würde. Meine Stimmung war geradezu euphorisch. Endlich diesem Zwang entfliehen und den Fängen dieser Agentur bekommen. Mein Leben konnte ich auch ohne diese Anstalt meistern, das haben mir die vergangenen Wochen gezeigt. Hätte ich diesen Mut nicht aufgebracht, ich wäre zugegeben sicher dankbar dafür, überhaupt Unterstützung zu erhalten. Doch welche Unterstützung sollte das sein, mit Geld jeden Monat ruhig gestellt zu werden und zu hören zu bekommen, dass man eigentlich zu alt sei und bitte dankbar über dieses Almosen sein dürfte. Unterstützung würde für mich anders aussehen. Eine Beschäftigung erhalten, wieder einen Sinn im Leben zu erhalten. Was war das denn für ein Aufschwung,  der da froh immer wieder im Fernsehen verkündet wurde, wenn er nicht ganz unten, bei den Betroffenen ankam, sondern nur darin bestand, mit Zahlen und der Statistik zu spielen? Alles nur, um das Volk ruhig zu stellen, dachte ich mir. Da, die Tür ging auf! Das Büro der Schimmelpfennig öffnete sich und jetzt wäre ich an der Reihe. Ohne auf meinen Aufruf zu warten, nahm ich die Türklinke meines Vorgängers in die Hand und trat zielstrebig in das Büro von Frau Schimmelpfennig ein. Ich glaube, das hätte ich lieber gelassen. Denn ich erwischte sie, als sie gerade in ein Brot biss, dass zwischen den zusammengeklappten Scheiben ein halbes Schwein zu enthalten schien. Schwein auf Toast, auch eine gute Mischung.  „ Sachen se ma, tickts jetze bei Ihnen da im Öberstübschen? “ fauchte sie mich mit vollen Mund an, so dass dabei die Brocken wie abgefeuertes Luftabwehrgeschütz aus ihrem Mund geflogen kamen auf mich einhagelten. „ Gönn se nisch warden, bis ich sie off rufen lasse? Sie genn isch doch. Sie sin doch die arrogante Zigge, die misch hier beleidischt hat, wa? “ schrie sie in einem Ton, der besser auf einem Kasernengelände aufgehoben wäre. Vor meinem inneren Auge erhielt ihr aufgedunsenes Gesicht ein Hitlerbärtchen, was mich in diesem Augenblick das Fürchten lehrte. „Frau Schimmelpfennig, ich wollte Sie beim letzten Mal nicht beleidigen.“ versuchte ich sachlich zu beschwichtigen. „ Aber Sie sehn doch, dass isch jetze esse, wa? “ Der Hitler mit Mega- Brüsten und Fettleibigkeit wollte sich nicht

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