Raus aus dem Schneckenhaus
die zwei unterschiedlichen Aufmerksamkeitsrichtungen auf Ihr Befinden? Beurteilen Sie jeweils, wie viel Prozent Ihrer Aufmerksamkeit nach innen, auf die eigene Person, und nach außen, auf die Aufgabe und auf die soziale Umwelt, gerichtet waren (zusammen 100 Prozent). Sie sollten versuchen, im Laufe der Zeit immer mehr dahin zu kommen, dass Ihre Selbstaufmerksamkeit in sozialen Situationen weniger als 50 Prozent beträgt (es geht nicht darum, die Selbstbeobachtung völlig zu vermeiden).
Ein weiteres Experiment: Lassen Sie sich einmal bei einer Präsentation, einem Vortrag oder einer Rede auf Video aufnehmen, um sich dann selbst am Bildschirm zu beobachten. Sie können dann Ihre Vorstellungen über Ihr Erscheinungsbild mit dem tatsächlichen Erscheinungsbild vergleichen. Sie werden sich wundern: An Ihrem Äußeren werden Sie kaum etwas Auffälliges wahrnehmen, obwohl Sie sich lebendig daran erinnern können, wie schlecht es Ihnen körperlich ergangen ist. Wenn Sie sich selbst auf diese Weise von außen betrachten, können Sie erleben, wie wenig Ihr Äußeres von Ihrem Inneren verrät. Ihr Videofeedback wird Ihnen beweisen, dass Sie auf andere besser wirken, als Sie aufgrund Ihres unguten Gefühls erwartet hatten.
Horrorszenarien vermeiden: Bleiben Sie im Hier und Jetzt
Wir leben gedanklich oft in der Vergangenheit oder in der Zukunft und viel zu wenig in der Gegenwart. Angst ist immer auf die Zukunft gerichtet und wird genährt durch Katastrophenfantasien. Wir möchten Sie fragen: Wie sehr leben Sie in der Zukunft? Was befürchten Sie? Wie sehr leben Sie in der Vergangenheit und grübeln darüber, was Sie durch andere bereits erlitten haben? Versuchen Sie mal etwas anderes: Bleiben Sie mit Ihrer ganzen mentalen Kraft in der Gegenwart, im Hier und Jetzt, im gegenwärtigen Augenblick, beim momentanen Handeln . Auf diese Weise können Sie wahrnehmen, was jetzt gerade passiert, anstatt sich lebhaft vorzustellen, was alles passieren könnte . Konzentrieren Sie sich auf das, was in sozialen Kontakten gerade geschieht, und leben Sie mit allen Sinnen in der momentanen Situation.
Denken Sie daran, dass es vollkommen menschlich ist, Fehler zu machen. Akzeptieren Sie die Möglichkeit der Blamage und des Scheiterns,dann müssen Sie sich nicht ständig bemühen, jedes Versagen unbedingt zu verhindern. Sie können nicht wissen, was in einer bestimmten Situation sein wird und was die anderen tatsächlich über Sie denken. Trotz bester Vorbereitung kann einmal etwas schiefgehen. Selbst bei maximalem Erfolg ist eine neidlose Anerkennung der anderen nie garantiert. Achten Sie darauf, was Sie im Moment tun können, um Ihr Vertrauen in die Zukunft zu stärken. Nutzen Sie die Chance und konzentrieren Sie sich auf das, was Sie jetzt machen können. Sie können nur in der Gegenwart handeln, um sich gut auf die Zukunft vorzubereiten. Unterstützen Sie Ihr Handeln durch aufbauende Selbstgespräche , wie etwa: »Ich gebe jetzt mein Bestes. Es läuft ganz gut, ich vertraue darauf, dass es so weitergeht.«
Wenn Sie doch beginnen, über das Bevorstehende nachzudenken, achten Sie darauf, wann Ihre Gedanken von einigermaßen sinnvollen Überlegungen zu völlig unfruchtbarem Grübeln ausarten. Motivieren Sie sich dann selbst, zum Handeln zurückzukehren, indem Sie sich z. B. sagen: »Ich merke, dass ich jetzt wieder endlos zu grübeln anfange, ich konzentriere mich daher auf die Situation. Ich beobachte mein Gegenüber noch ein wenig und treffe dann die Entscheidung, ein Gespräch zu beginnen, ohne zu wissen, ob ich eine Antwort bekommen werde. Ich lasse mich überraschen, was wirklich passieren wird, ohne vorher alles Mögliche durchzudenken. Ich weiß, dass Grübeln über die möglichen Folgen eine Form der Kontaktvermeidung ist, die ich jetzt bleiben lassen will.«
Schritt 3 – Akzeptanztraining: Nehmen Sie Ihre sozialen Ängste an und verfolgen Sie konsequent Ihre Ziele
In diesem Schritt geht es darum, Ihre sozialen Ängste als momentan gegeben zu akzeptieren, ohne sich deswegen für immer mit ihnen abfinden zu müssen. Kämpfen Sie nicht ständig gegen sie an, sondern tun Sie das, was Ihren Werten und Zielen entspricht und der Verwirklichung Ihrer Ideale und Absichten dient. Lassen Sie Ihre Angst machenden Gedanken und Empfindungen zu, aber konzentrieren Sie sich auf Ihre Wünsche nach sozialem Kontakt. Achten Sie auf das, was Sie erreichen möchten, ohne das Gefürchtete zu viel zu beachten oder gar vermeiden zu wollen. Es geht nicht
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