Raus aus dem Schneckenhaus
und nicht einfach nur Negatives vermeiden möchten.
Zahlreiche psychologische Studien bestätigen übereinstimmend, dass Verdrängung das Gegenteil von dem bewirkt, was man erreichen möchte: Alle Gedanken, Vorstellungen und Gefühle, die Sie unterdrücken, verharren länger und stärker in Ihrem Bewusstsein. Das kostet viel Energie, die Ihnen dann bei der Umsetzung Ihrer Ziele fehlt. Wenn Sie in sozialen Situationen ständig gegen unangenehme körperliche und seelische Zustände sowie Ängste ankämpfen, beschränken Sie Ihr Leben auf die Kontrolle der letztlich unkontrollierbaren Gedanken und Gefühle. Sie verlieren dabei alles aus den Augen, was Ihnen wichtig ist. Weil Sie sich von Ihren Befürchtungen gefangen nehmen lassen und Sie ständig bemüht sind, die Angst zu beseitigen, kommen Sie gar nicht dazu, bedeutsame Sozialkontakte aufzunehmen. Angstvermeidung ist Gefühls- und Erlebnisvermeidung . Wenn Sie Angst machenden Situationen ausweichen, bringen Sie sich um die Chance bereichernder Erfahrungen.
Sind Sie bereit, sich auf neue oder unsichere Situationen einzulassen, weil Sie etwas Bestimmtes erreichen und erleben möchten? Sobald Sie dazu bereit sind, ist Angst nicht mehr das entscheidende Gefühl, das Ihr Erleben und Verhalten bestimmt und Sie zu Vermeidung oder Flucht drängt. Oder verfolgen Sie das irreale Ziel, im Umgang mit anderen völlig angstfrei sein zu wollen? Dann leben Sie nach dem schädlichen Motto: »Man muss sich bei allem, das im Leben gut ist, auch immer gut fühlen.« Sie kennen diese Ratschläge: »Don’t worry, be happy«, »Sorge dich nicht, lebe«, »Denk positiv«, »Sei gelassen und locker.« Diese gut gemeinten Empfehlungen verursachen nur Stress und verstärken Ihr Gefühl der Unfähigkeit.
Aus innerer Unsicherheit Angst vor anderen Menschen zu haben, ist ganz normal und muss noch nichts mit psychischer Krankheit zu tun haben. Doch auch ganz normale Ängste können zu einer behandlungsbedürftigen sozialen Phobie werden, wenn immer wieder dieselben unwirksamen Problemlösungsversuche angewandt werden: wenn versucht wird, die Ängste zu kontrollieren und allen unangenehmen Empfindungen auszuweichen, anstatt sie zuzulassen und dadurch zu bewältigen. Gefühle wie Angst können nicht durch logische Analysen und großen Willenseinsatz »weggemacht« werden. Deshalb: Stellen Sie sich der Angst! Aber nicht, um sie unter Kontrolle zu bringen, auch nicht mit der Absicht, dass nach einiger Zeit der Konfrontation ein Gewöhnungseffekt (Fachausdruck Habituation ) eintreten soll, sondern weil Ihnen ein bestimmtes Ziel wichtig ist.
Fällt es Ihnen schwer zu akzeptieren, dass Sie das Denken und Verhalten der anderen Menschen in Bezug auf Ihre Person nicht beeinflussen können? Macht es Ihnen zu schaffen, dass Sie nie wirklich wissen können, was die anderen über Sie denken? Sie können die Meinung anderer nicht kontrollieren und niemanden zwingen, Ihnen gegenüber wohlgesinnter zu sein. Nehmen Sie Ihre diesbezügliche Hilflosigkeit und Ohnmacht an, anstatt ständig auf andere einen guten Eindruck machen zu wollen. Sie bekommen dadurch mehr Energie, so zu handeln, wie es Ihren Zielen und Bedürfnissen entspricht.
Den Körper achtsam wahrnehmen: Beobachten Sie sich ohne Bewertung
Der Begriff Achtsamkeit (engl. mindfulness ) kommt von der buddhistischen Meditationspraxis her und umfasst eine nicht analysierende, nicht beurteilende, bewusst annehmende Haltung gegenüber den eigenen inneren Reaktionen, die Lenkung der Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment und das Nicht-Reagieren auf Gedanken und Gefühle (nichts erreichen und nichts bekämpfen wollen). Nehmen Sie Ihr ganzes Befinden (Gefühle, Gedanken, Vorstellungen, Erinnerungen, Befürchtungen, Impulse und körperliche Empfindungen) achtsam wahr, ohne es zu bewerten, und begrüßen Sie Ihre Gefühle, Gedanken, Empfindungen und Vorstellungen (»Da bist du also wieder, mein Herzrasen, mein Schwindel, meine Übelkeit, mein inneres Zittern, meine Furcht, meine Angst vor der Angst, mein Selbstzweifel, meine Traurigkeit, mein Ärger«). Versuchen Sie, Ihre körperlichen Symptome in sozialen Situationen bewusst wahrzunehmen, ohne sie verändern zu wollen. Schätzen Sie dabei Ihre Angst auf einer Skala von 0–10 ein (0 = keine Angst, 10 = maximale Angst). Beobachten Sie, wie die Angst kommt und geht, ohne dass Sie steuernd eingreifen müssen.
Die folgenden Achtsamkeitsübungen verringern Ihre Furcht vor körperlichen Angstsymptomen und
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