Raus aus dem Schneckenhaus
gehen« reicht einfach nicht angesichts der Angst machenden Vorstellungen.
Mentales Training stellt eine wichtige Ergänzung Ihrer positiven inneren Dialoge dar, die über die Sprache erfolgen. Lebhafte Vorstellungsbilder vom Gelingen sozialer Kontakte stärken Ihren Glauben, dass dies in der Realität tatsächlich möglich sein wird. Malen Sie sich im Zeitlupentempo den Weg zum Erfolg aus. Der berühmte amerikanische Hypnotherapeut Milton H. Erickson versetzte seine Patienten gerne in die Zukunft, und zwar in jene Zeit, in der sie ihre Probleme bereits gelöst hatten, und ließ sie dann von diesem Zeitpunkt aus zurückblicken und erzählen, wie sie zum Erfolg gelangt waren.
Ein mentales Training bei Vortragsangst könnte – kurz gefasst – etwa so ablaufen: Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, zu welchem Thema und wo Sie einen Vortrag halten werden. Sie gehen nun den Weg zum Vortragssaal und vergegenwärtigen sich, dass Sie sich gut vorbereitet haben und fachlich kompetent sind. Sie betreten den Raum, kontrollieren die technischen Hilfsmittel, gehen zum Rednerpunkt und blicken in den Saal. Sie sehen die Anwesenden, spüren den Druck ihrer Erwartungen, das Klopfen des Herzens, ein kurzes Schwindelgefühl, ein flaues Gefühl im Magen und eine leichte Mundtrockenheit. Sie kämpfen nicht gegen Ihre körperlichen Zustände an, sondern lassen diese zu als ganz normalen Ausdruck Ihres Lampenfiebers. Sie sind sich sicher, dass Sie etwas zu sagen haben, das die Zuhörer interessieren wird, gestehen sich gleichzeitig eine gewisse Unsicherheit zu, ob Sie auch gut ankommen werden. Sie blicken vom Rednerpult aus in die Menge und sprechen durch das Mikrofon: »Guten Abend, sehr geehrte Damen und Herren. Ich freue mich, dass Sie zu meinem Vortrag so zahlreich erschienen sind.« Dann beginnen Sie mit Ihrem Vortrag. Am Ende antworten Sie auf einige Verständnisfragen und nehmen kritische Reaktionen einiger Zuhörer zur Kenntnis, mit denen Sie gerechnet haben, weil Sie ganz bewusst pointierte Stellungnahmen abgegeben haben.
Nutzen Sie die Möglichkeiten des mentalen Trainings auch für andere Situationen, wie etwa vor Prüfungen, Bewerbungsgesprächen, Beschwerden in Geschäften und Kontaktaufnahmen mit dem anderen Geschlecht. Stellen Sie sich dabei vor, wie Sie möglichst zielgerichtet handeln, ohne Unsicherheit oder unangenehme körperliche Symptome zu unterdrücken. Entwickeln Sie aber kein starres Drehbuch, nach dem in der Realität alles ganz genauso ablaufen muss, denn das wäre keine hilfreiche mentale Vorbereitung, sondern eine Angst vermeidende Sicherheitsstrategie.
Mentales Training können Sie vor sozialen Situationen auch dazu verwenden, sich möglichst lebhaft an Ihre bisherigen Erfolge zu erinnern.Lassen Sie einen Erfolgsfilm aus der Vergangenheit vor Ihrem inneren Auge ablaufen, als würden Sie die Ereignisse erneut erleben. Auf diese Weise spüren Sie ganz deutlich Ihre Fähigkeiten, die Sie früher erfolgreich einsetzen konnten, und gewinnen wieder Vertrauen in Ihre Stärken. Selbst aus Ihren Misserfolgen können Sie durch mentales Training etwas lernen. Vergegenwärtigen Sie sich einmal eine negative Erfahrung, wenden Sie dann jedoch in der Vorstellung Ihre an sich vorhandenen Fähigkeiten und mittlerweile gewonnenen Erkenntnisse zur besseren Bewältigung dieser Situation an und entwickeln Sie einen positiven Ausgang dieser Szene. Auf diese Weise sind Sie für eine ähnliche Situation in der Zukunft gut vorbereitet.
Mentale Konfrontation mit dem Schlimmsten: Lernen Sie, mit Horrorfantasien umzugehen
Angstvorstellungen laufen immer nach dem Motto ab: »Was wäre, wenn …« Bei Menschen mit sozialen Ängsten dreht sich alles um Peinlichkeit, Blamage, Kritik, Fehler, Misserfolg, Versagen und Ablehnung. Angesichts der plastisch-lebhaften Fantasien ist es schwierig, sich einen positiven Ausgang vorzustellen, da er nicht so konkret erscheint wie die gefürchtete Katastrophe. Akzeptieren Sie vorerst einmal Ihre Katastrophenfantasien, ohne sie zu unterdrücken, weil dies viel Energie erfordert, die Ihnen dann bei der Bewältigung möglicher Probleme abgeht. Spielen Sie Ihre schlimmsten Befürchtungen bis zum Ende durch, ohne sich dabei abzulenken. Was könnte passieren, das auf keinen Fall geschehen darf? Was wäre das Schlimmste, die größte Katastrophe? Wie können Sie die gefürchteten Worst-Case-Szenarien überstehen? Was könnten Sie tun, wenn die schlimmsten Befürchtungen tatsächlich
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