Raus aus dem Schneckenhaus
eintreffen? Entwickeln Sie mehrere Varianten, wie Sie nach Blamage, Kritik, Versagen und Ablehnung weiterleben können. Es geht immer irgendwie weiter – das Wie hängt auch von Ihnen und Ihrem Vorstellungsvermögen ab.
Entwickeln Sie das schlimmste Horrorszenario, das Sie sich sonst nicht vorzustellen wagen. Vergegenwärtigen Sie sich die schlimmstmöglichen Folgen, um das bewältigen zu lernen, was Sie sie sich in der Realität derzeit nicht zutrauen. Bleiben Sie dabei mental ganz bewusst für einen längeren Zeitraum als sonst in der Angstsituation und stellen Sie sich neben Ihrem eigenen Verhalten auch die gefürchteten Reaktionen der anderen Menschen ganz anschaulich vor. Welche Reaktionen fürchten Sie am meisten? Was würde es für Sie bedeuten, wenn sich die anderen Ihnen gegenüber tatsächlich so verhalten würden? Auf diese Weise lernen Sie zu erkennen, was Sie in der Realität am liebsten vermeiden möchten. Fragen Sie sich dann abschließend, wie realistisch das von Ihnen visualisierte Katastrophenszenario tatsächlich ist. Wenn Sie auf diese Weise totales Versagen ebenso vorweg tolerieren gelernt haben wie kleinere Fehler, wird es Ihnen leichter gelingen, sich auf die tatsächliche Situation einzulassen, ohne gleich ständig an das Schlimmste denken zu müssen.
Bildhafte Vorstellungen über eine abschreckende Zukunft können Sie auch dazu nutzen, um Ihr Verhalten zu ändern. Wie würde Ihr Leben weitergehen, wenn Sie sich nicht änderten? Lassen Sie innerlich einen Film ablaufen, der zeigt, wie es Ihnen ganz konkret in einem, in fünf und in zehn Jahren gehen wird, wenn Sie so bleiben wie bisher. Wohin werden Ihre Versagens- und Kontaktängste führen? Worauf müssen Sie verzichten? Welche Lebensträume bleiben unerfüllt? Können Sie dazu stehen? Eine derartige Visualisierung der Folgen Ihres gegenwärtigen Verhaltens kann Ihnen helfen, die Entscheidung zu einer Veränderung zu treffen und konkrete Ziele für eine bessere Zukunft zu entwickeln.
Schritt 6 – Abbau von Sicherheitsverhalten: Verlassen Sie sich auf sich selbst statt auf Tricks
Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind,
wagen wir sie nicht – weil wir sie
nicht wagen, bleiben sie unerreichbar.
SENECA
Verzichten Sie im Laufe der Zeit auf alle Sicherheitsmaßnahmen. Sie werden dadurch erfahren, dass soziale Situationen nicht so gefährlich sind, wie Sie befürchtet haben. Lassen Sie sich auf andere Menschen ein, ohne Ihre momentane seelische und körperliche Befindlichkeit zu überspielen. Zeigen Sie sich so, wie Sie sind, und vertrauen Sie auf die Wirkung Ihrer Persönlichkeit, anstatt mithilfe von Tricks ein Bild von sich zu präsentieren, das nicht der Wirklichkeit entspricht. Gestehen Sie sich ein, dass Sie soziale Anerkennung nicht erzwingen können und dass das raffinierteste Sicherheitsverhalten eine gefürchtete Auffälligkeit oder gar Ablehnung nicht verhindern kann.
Sicherheitsmaßnahmen loslassen: Verzichten Sie sukzessive auf alle Hilfsmittel
Sozial ängstliche Menschen greifen zu allen möglichen Mitteln, um einen guten Eindruck auf andere zu machen oder zumindest in keiner Weise unangenehm aufzufallen. Sie setzen sich gleichsam eine Maske auf, um nicht in der Art und Weise erkannt zu werden, wie sie sind. Dadurch geraten sie unter dauernden Stress, dem einmal etablierten falschen Bild in der Öffentlichkeit permanent entsprechen zu müssen. Mithilfe bestimmter Strategien möchten sie ihre wahre Persönlichkeit verbergen, weil sie mit Kritik und Ablehnung rechnen. Die Unsicherheit, was andere über sie denken könnten, ist ihnen unerträglich, sodass sie alles unternehmen, um sich von vornherein in einem günstigen Licht darzustellen.
Belastet es Sie, dass Sie in sozialen Situationen das Denken und Verhalten der anderen Menschen in Bezug auf Ihre Person nicht oder nichtgenug beeinflussen können? Sie wissen, dass Sie keine Kontrolle darüber haben, wie andere Menschen Ihnen gegenüber reagieren werden. Ständig könnte etwas passieren, das Sie als bedrohlich interpretieren. Ihre Sicherheitsmaßnahmen stellen einen (nur scheinbar genialen) Versuch dar, der Kritik zu entgehen. Als sozial ängstlicher Mensch leben Sie mit permanenten Bedrohungsszenarien, denen Sie durch zahlreiche Tricks zu entkommen hoffen. Wenn Ihnen dies tatsächlich gelingt, schreiben Sie Ihr erfolgreiches Auftreten in sozialen Situationen den Hilfsmitteln zu und nicht Ihrer Person und Ihren Fähigkeiten. Dies führt dann dazu, dass Sie sich
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