Raus aus dem Schneckenhaus
Sicherheitsverhalten an den Tag legen. Suchen Sie sukzessive alle Situationen auf, die peinliche körperliche Symptome wie Erröten, Schwitzen oder Zittern auslösen könnten, und erweitern Sie dadurch Ihr Sozialverhalten. Versuchen Sie, die bislang gefürchteten Symptome bewusst zu provozieren, dann verlieren diese ihre Macht über Sie. Handeln Sie nach dem Motto des amerikanischen Psychologen William James: »Tue das, wovor du dich fürchtest, und die Furcht stirbt einen sicheren Tod.«
Symptombezogene Übungen: Tolerieren Sie sichtbare Angstsymptome ohne Gegenstrategien
Stellen Sie sich gezielt allen Situationen, in denen gefürchtete körperliche Symptome auftreten könnten und verzichten Sie dabei auf Ihr bisheriges Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten. Gehen Sie bei Angst vor Händezittern in Lokale, um dort Suppe zu essen, eine Kaffeetasse zu halten und mit dem Glas anzustoßen. Schenken Sie mit einem Krug anderen die gewünschte Flüssigkeit in das Glas oder in die Tasse ein. Schreiben Sie bewusst vor anderen, wenn Sie das Zittern Ihrer Hand oder eine unsichere Strichführung fürchten. Sprechen Sie gezielt vor anderen, wenn Sie sich fürchten, dabei etwa zu stottern.
Es geht nicht darum, körperliche Symptome wie Erröten, Schwitzen oder Zittern, die nicht Ihrer willentlichen Kontrolle unterliegen, »in den Griff« zu bekommen, sondern darum, eine Änderung Ihrer Einstellung vorzunehmen: Tolerieren Sie Ihre subjektiven Schwächen und verfolgen Sie dennoch Ihre Ziele – unbeeindruckt von Ihren momentanen Empfindungen und Gedanken. Auf diese Weise machen Sie die Erfahrung,dass Sie anderen Menschen unabhängig von Ihren Symptomen gegenübertreten können.
Vor derartigen symptombezogenen Übungen sollten Sie sich unbedingt folgende Fragen stellen: Was denken Sie über Menschen, bei denen Sie jene Symptome bemerken, die Sie bei sich selbst fürchten? Halten Sie sie für »psychisch angeschlagen«? Meinen Sie tatsächlich, dass Sie selbst wegen Symptomen wie Erröten, Schwitzen oder Zittern von anderen Menschen als nervenkrank, alkoholkrank oder schwächlich bewertet werden?
Glauben Sie, dass die anderen Ihre Symptome bemerken und kritisch über Sie denken, auch wenn sie nichts davon erwähnen? Leiden Sie darunter, nicht zu wissen, was die anderen über Sie denken? Sagen Sie sich doch: »Wenn die anderen wissen wollen, was mit mir los ist, müssen sie schon danach fragen.« Doch was würden Sie dann wirklich antworten? Überlegen Sie sich eine kurze Antwort, die etwas, aber nicht alles verrät, wie etwa: »Wenn ich nervös bin, werde ich leicht rot oder zittrig, doch das vergeht nach einiger Zeit ganz von allein.« Wenn Sie selbst nicht viel Aufheben wegen Ihrer Symptome machen, werden Sie auch nicht unnötig lange im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Lenken Sie dann den Gesprächsverlauf in eine andere Richtung.
Bezüglich der Symptome sind folgende Selbstgespräche hilfreich:
»Das Erröten (alternativ: Schwitzen, Zittern) kommt und geht. Ich habe es nicht unter Kontrolle. Ich konzentriere mich auf das Gespräch, um meine Ziele zu erreichen.«
»Die anderen können mich nur deshalb in einer peinlichen Situation sehen, weil ich mich dazu entschlossen habe, mich ganz spontan zu verhalten.«
»Die anderen dürfen meine Symptome sehen, sie zeigen nur, dass ich aufgeregt bin. Ich sage und tue, was mir wichtig ist, egal, was die anderen über meine körperlichen Reaktionen denken.«
»Ich habe keinen Einfluss auf die Gedanken anderer Menschen. Wenn sie mich wegen meiner Symptome für schüchtern oder nervös halten, kann ich dies nicht verhindern. Ich möchte jetzt durch meine Präsentation zeigen, was ich weiß und was ich kann.«
Paradoxe Intention: Verstärken Sie absichtlich jene Symptome, die Sie fürchten
Kämpfen Sie nicht gegen die körperlichen Angstsymptome an. Tun Sie absichtlich das, was Sie bisher am meisten gefürchtet haben. Nehmen Sie sich vor, die Symptome nicht nur herauszufordern und dann zuzulassen, sondern sogar noch zu verstärken und zu übertreiben. Dieses Vorgehen wird paradoxe Intention genannt, weil Sie genau das Gegenteil von dem tun, was Sie eigentlich tun möchten, nämlich die Symptome zu vermeiden oder zu unterdrücken. Die Aufgabe lautet, in der Öffentlichkeit absichtlich zu erröten, zu zittern oder zu schwitzen, um den ständigen Kampf dagegen zu unterbrechen. Führen Sie die Symptome auf verschiedene Art und Weise gezielt herbei:
Bei Angst vor Erröten sollten Sie ein
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