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Raus aus dem Schneckenhaus

Raus aus dem Schneckenhaus

Titel: Raus aus dem Schneckenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Morschitzky , Thomas Hartl
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über die aktuelle Situation (die momentane Umgebung), über den Gesprächspartner (sein letztes Wochenende) oder über Ihre Person (Ihre Arbeitssituation) zu reden, aber auch über etwas Vergangenes (ein Erlebnis), gerade Gegenwärtiges (momentane Empfindungen) oder Zukünftiges (bestimmte Pläne). Sprechen Sie anfangs vor allem über Dinge, die Sie in diesem Moment mit Ihrem Gegenüber verbinden, also über etwas, das auch der andere gerade sieht, hört oder spürt. Anknüpfungspunkte für Gespräche über Gemeinsamkeiten sind schnell gefunden: das Wetter, die momentane Situation (Geschäft, Lokal, Behörde, öffentliches Verkehrsmittel, Bushaltestelle, Wartezimmer), das Interesse an bestimmten Produkten, das äußere Erscheinungsbild oder die aktuellen Tagesnachrichten.
    Auf der Ebene der Selbstoffenbarung geht es darum, aus sich herauszugehen und dem Gesprächspartner durch eine persönliche Mitteilung einen Vertrauensvorschuss zu geben. Geben Sie nicht gerne von sich etwas preis nach dem Motto, je weniger die anderen von Ihnen wissen, desto weniger verwundbar sind Sie? Wagen Sie es einmal, etwas Persönliches über sich zu sagen, und der andere wird ebenfalls eher etwas über sich sagen, als wenn Sie ihn ständig nur mit Fragen »löchern«. Sprechen Sie nicht nur über Fakten und Meinungen, sondern äußern Sie dabei auch Ihre Gefühle, um persönlicher und nicht sachlich-kühl zu wirken. Verwenden Sie bei Aussagen über sich selbst das Wort »ich« (senden Sie also Ich-Botschaften) statt des unpersönlichen Wortes »man«. Stellen Sie im Gespräch mehr offene Fragen, die dem anderen verschiedene Antwortmöglichkeiten erlauben, und weniger geschlossene Fragen, die man nur mit Ja oder Nein beantworten kann.
    Auf der Beziehungsebene geht es darum, sich dem anderen zuzuwenden und auf ihn einzugehen. Verstärken Sie den anderen durch nonverbale Signale (Nicken, Zugewandtheit) und verbale Zeichen und ermutigen Sie ihn, weiter über sich zu reden (z. B. durch Aussagen wie: »Das ist aber interessant!«). Zeigen Sie Interesse an den Worten des anderen, indem Sie aktives Zuhören praktizieren: Es geht darum, wertschätzend auf den anderen einzugehen (eine Fähigkeit, die viele schüchtere Menschen auszeichnet) und nicht gleich über sich selbst etwas zu sagen, die Aussagen des anderen zu bewerten oder Verallgemeinerungen vorzunehmen. Sie stellen vielmehr Verständnisfragen, fassen die Aussagen des anderen zusammen, um zu überprüfen, ob Sie ihn richtig verstanden haben, und kommen vielleicht auch auf die Empfindungen des anderen zu sprechen. Der andere wird sich durch ein derartiges Verhalten verstanden fühlen und gerne über sich weitererzählen. Das interessierte Eingehen auf Ihr Gegenüber bewahrt Sie auch davor, dass Ihr schüchternes Verhalten – wie dies sozial ängstlichen Menschen häufig passiert – plötzlich ins Gegenteil umschlägt und Sie in ein Monologisieren über sich selbst verfallen. Machen Sie sich trotz aller Bemühungen nicht zu viel Stress: Für das Gelingen des Gesprächs sind Sie nur zur Hälfte verantwortlich, für die andere Hälfte ist Ihr Gesprächspartner zuständig.
    Auf der Appellebene geht es darum, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse offen auszusprechen und auf die Erwartungen und Forderungen der anderen angemessen zu reagieren, wie wir dies im Abschnitt über Selbstbehauptung näher darstellen werden.
    Zur Intensivierung persönlicher Kontakte mit länger dauernden Gesprächen eignen sich Verabredungen in Lokalen, Einladungen in die eigene Wohnung, Vereinbarungen gemeinsamer sportlicher oder kultureller Aktivitäten oder Besuche von Partys. Es geht dabei nicht darum, dass Sie andere Personen mit allen Mitteln zu engeren Kontakten überreden lernen, sondern vielmehr darum, dass Sie einmal initiativ werden und zumindest die Chance auf engere persönliche Kontakte nutzen.
    In Gruppensituationen führen sich Menschen mit sozialen Ängsten oft als Außenseiter. Sie haben das Gefühl, anders zu sein oder nicht dazuzugehören, und erleben die anderen völlig unzutreffend als verschworene Gemeinschaft, zu der man kaum zugelassen wird. Lösen Sie sich von diesem Mythos, der Sie automatisch außerhalb jeder Gruppe stehen lässt. Betrachten Sie jedes Gruppenmitglied als einzigartiges Individuum, das sich von den anderen in vielfacher Hinsicht unterscheidet. Treten Sie dann mit einzelnen Personen der Gruppe in Kontakt und verzichten Sie auf den Anspruch, sich bei allen wohlfühlen und von

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