Raus aus dem Schneckenhaus
Schauspielerin? Wenn Sie jede Blöße erfolgreich vermeiden und Sie auch noch stolz darauf sind, dass Sie sich verstellen können, bestätigen Sie sich fatalerweise jedes Mal, wie gefährlich es wäre, Ihr wahres Gesicht zu zeigen.
In sozialen Situationen ist es unmöglich, nicht zu kommunizieren. Wegzuschauen oder großen Abstand zu halten ist genauso eine Stellungnahme wie nichts zu sagen. Normalerweise stimmen verbale und nonverbale Botschaften überein: Ihr nonverbales Verhalten bestätigt und unterstreicht Ihre Worte. Bei sozial ängstlichen Menschen trifft oft das Gegenteil zu. Doch wenn verbale und nonverbale Botschaften nicht übereinstimmen, glauben wir eher dem, was wir sehen, als dem, was wir hören.
Bei den folgenden Hilfestellungen geht es nicht darum, Sie zur ständigen körperlichen Selbstbeobachtung anzuleiten – dies wäre kontraproduktiv. Wir möchten Sie vielmehr nur dazu anregen, Ihr nonverbales Verhalten gezielt zu nutzen, um Ihre Kontaktbereitschaft zu stärken und Ihre Kontaktaufnahmen möglichst erfolgreich zu gestalten. Übernehmen Sie von unseren Vorschlägen nur das, was sich im Rahmen Ihrer Experimente bewährt. Sie sollen keine perfekte Rolle spielen, sondern Ihre eigene Persönlichkeit besser präsentieren lernen. Achten Sie bei allen Übungen auf Ihre Echtheit und studieren Sie kein Rollenverhalten ein, das nicht zu Ihnen passt. Alle Experimente sollen durch Ihre Spontaneität eine persönliche Note erhalten. Nach einiger Zeit des gezielten Trainings werden Sie Ihr einmaliges Wesen wirkungsvoller zum Ausdruck bringen können, ohne ständig irgendwelche Richtlinien beachten zu müssen.
Der Blickkontakt umfasst zweierlei: Sie können andere ansehen, und Sie können sich von anderen ansehen lassen. Wie gut können Sie anderen Menschen in die Augen schauen? Wie durchdringend erleben Sie die Blicke der anderen? Fühlen Sie sich von den anderen durchschaut und in Ihrer Unsicherheit ertappt? Sozial ängstliche Menschen weichen demAugenkontakt gerne aus und blicken anderswohin (auf den Boden, zur Seite, über die Köpfe hinweg) oder sie schauen im Vergleich zu nichtängstlichen Personen zu wenig auf Augen, Nase und Mund des Gegenübers, sondern eher auf das ganze Gesicht, ohne dabei direkten Augenkontakt zu wagen. Üben Sie einmal ganz bewusst den Blickkontakt, zuerst am besten mit einer Ihnen vertrauten oder sympathischen Person. Durch den Augenkontakt können Sie zu anderen bereits eine gewisse Nähe herstellen, bevor Sie zum ersten Wort ansetzen. Achten Sie darauf, dass Sie zuerst einmal den gegenseitigen Blickkontakt aushalten, bevor Sie in verbalen Kontakt treten. Sie müssen sich anfangs dabei nicht unbedingt wohlfühlen, vor allem wenn Sie den Eindruck haben, aufdringlich zu wirken. Blicken Sie andere Menschen beim Sprechen an und schauen Sie ihnen immer wieder kurz in die Augen, fixieren Sie diese jedoch nicht. Üben Sie dies in Straßenbahnen, Bussen, Zügen und Lokalen, ohne dabei um die Länge des Blickkontakts zu kämpfen, sondern überprüfen Sie nur die Wirkung eines direkten, verlängerten Blicks.
Die Mimik zeigt an, wie angespannt oder entspannt Ihre Gesichtsmuskulatur ist. Wie verbissen schauen Sie drein? Wie angespannt sind Ihre Gesichtszüge, Ihre Lippen und Ihre Kiefermuskulatur? Wie verschreckt oder ängstlich-verspannt wirkt Ihr Gesicht? Wagen Sie es öfter ganz bewusst, Ihre Gefühle in Ihrer Mimik auszudrücken, ohne sich durch ein Pokerface zu schützen. Ein freundlicher, entspannter und zugewandter Gesichtsausdruck, vor allem in Form des Lächelns, ist neben dem Blickkontakt das wichtigste nonverbale Signal Ihrer Kontaktbereitschaft. Echtes Lächeln entspannt Ihr Gesicht, nicht aber ein Schutz- oder Verlegenheitsgrinsen. Fällt es Ihnen schwer, unbekannte Menschen anzulächeln? Testen Sie die Wirkung: Lächeln Sie andere an, und Sie werden erleben, dass viele Menschen tatsächlich zurücklächeln. Lächeln Sie vor allem auch einmal einer sympathischen Person des anderen Geschlechts zu. Lächeln wirkt ansteckend: Wenn Sie ein Lächeln aussenden, werden Sie eher ein freundliches Gegenüber antreffen, als wenn Sie andere Menschen finster und misstrauisch anblicken.
Die Entdeckung der sogenannten Spiegelneurone (Spiegelnervenzellen) im Gehirn liefert die wissenschaftliche Erklärung für die altbekannte Tatsache, dass wir beim Beobachten und Hören anderer diese unbewusst nachahmen und in uns dieselben Reaktionen entstehen wie bei ihnen. Das gilt auch umgekehrt von
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