Raus mit der Sprache
vorzittern.
Ich will absichtlich einmal stottern und so tun, als hätte ich den Faden verloren. Dann wird sich zeigen, ob meine Kommilitonen tatsächlich so abfällig reagieren, wie ich das bisher denke.
Beim letzten Referat habe ich schon so viel Angst gehabt. Diesmal werde ich sie noch steigern, um der Redeängstlichste unter der Sonne zu werden.
Selbstverständlich steckt in den Formulierungen ein gehöriger Schuss Übertreibung. Aber wenn es Ihnen gelingt, Ihre Angst nicht mehr ganz so ernst zu nehmen, dann sind Sie einen entscheidenden Schritt weitergekommen.
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|63| 5. Übungen zum Redeverhalten - In kleinen Schritten zum Ziel
Was jetzt noch fehlt, ist die direkte Erfahrung beim Reden. Diese ist durch nichts zu ersetzen. Je häufiger Sie sich mit Fragen, Beiträgen und schließlich Referaten beteiligen, desto vertrauter werden Sie allmählich mit diesen Situationen: Sie können Ihr eigenes Verhalten besser einschätzen und auch die Reaktionen der anderen.
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Üben allein und in der Gruppe
Da Redeangst überwiegend in Gruppen auftritt, lässt sich das Ziel, in Gruppen reden zu können, auch am besten in einer solchen einüben. Schauen Sie im Vorlesungsverzeichnis nach, ob Ihre Hochschule solche Redetrainings anbietet. Als Veranstalter kommen in Betracht die Psychologische Beratung und Studienberatung, die Frauenbeauftragte, die Psychologischen oder Erziehungswissenschaftlichen Institute. Außerhalb der Hochschule bieten gelegentlich Volkshochschulen und andere Einrichtungen der Erwachsenenbildung derartige Kurse an.
Sollten Sie auf kein geeignetes Angebot stoßen, fände ich es gut, wenn Sie ein, zwei oder drei Leute aus Ihrem Semester in Ihr Vorhaben einweihen. Es sollte mich wundern, wenn Sie dabei nicht erfahren, dass diese vor ähnlichen Schwierigkeiten stehen. Es ist sehr entlastend mitzubekommen, dass es anderen |64| genauso geht wie einem selbst. Sie können sich gegenseitig unterstützen und Rückmeldung geben.
Es ist nicht so schwer, einige andere zu finden, die ebenfalls Redeangst haben und auch etwas dagegen tun möchten. Das Hauptproblem ist vielmehr, dass Sie sich überwinden und andere ansprechen und auch nicht gleich aufgeben, wenn Sie den einen oder anderen Korb erhalten. Wer schon beim ersten Korb aufgibt, kann nicht die Erfahrung machen, dass es bei der fünften oder vielleicht auch erst bei der zwanzigsten Anfrage klappt.
Sollte die Gruppenbildung mit Kommilitonen trotz allem nicht erfolgreich sein, dann überlegen Sie, ob Sie in Ihrer WG, im Freundeskreis oder im Rahmen Ihrer sonstigen sozialen Kontakte Partner finden, die ähnliche Probleme haben und mit Ihnen eine Gruppe bilden wollen. Es kommt in erster Linie auf die Bereitschaft an, das Problem mit den anderen zu besprechen.
Schließlich bleibt noch immer der Weg, dass ein Familienangehöriger, ein Freund, eine Freundin sich bereit erklärt, die Rolle des Zuhörers und Rückmelders zu übernehmen. Zur Not können Sie sich manches auch ohne ein Gegenüber aneignen und Hilfsmittel wie den Spiegel oder Kassettenrekorder zum Üben benutzen.
Es ist grundsätzlich besser, mit kleinen Schritten anzufangen und diese auch auszuführen, anstatt sich mit überhöhten Ansprüchen zu überfordern und zu entmutigen.
Gehen Sie noch einmal die Faktoren durch, die Redeangst bei Ihnen auslösen (siehe Kapitel 2 – Die Auslöser), und – falls Sie es nicht schon gemacht haben – erstellen Sie jetzt nach Ihren persönlichen Gegebenheiten eine Hierarchie von Situationen mit steigendem Schwierigkeitsgrad. Notieren Sie zuerst die Situation, die Ihnen vergleichsweise leicht erscheint und dann der Reihenfolge nach die weiteren Situationen bis hin zur schwierigsten.
1. ...............................................................................................................
2. ...............................................................................................................
3. ...............................................................................................................
usw. ..........................................................................................................
|65| Lesen Sie erst weiter, wenn Sie die Situationen der Schwierigkeit nach festgelegt haben, in denen Sie entgegen Ihren bisherigen Gewohnheiten etwas sagen wollen.
Für manche Menschen ist es leichter, im Freundeskreis etwas zu sagen, anderen ist wohler, wenn man sich nicht so gut kennt.
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