Raus mit der Sprache
auslösende Wirkung beseitigt. Sie können dann noch ein Übriges tun und diesen durch ein subvocales (innerlich gesprochenes) »Stopp!« unterbrochenen Gedanken durch Selbstverstärkungen ersetzen, etwa im Sinne von: »Auch bei guter Vorbereitung kann ich nicht ausschließen, dass mir ein Fehler unterläuft. Wenn das passiert, ist es unangenehm, aber nicht schlimm. Indem ich dem Fehler auf den Grund gehe, lerne ich dazu.«
Es ist schon erstaunlich und manchmal ergreifend, was für ein absolut negatives Image so ein einzelner Fehler haben kann.
Vermutlich rührt es daher, dass in den ersten Schulheften, bei Diktaten und Rechenarbeiten, die Fehler rot markiert wurden, und wenn es im Heft von Rot wimmelte, sahen auch Vater oder Mutter, oder sogar beide, rot. Das bleibt hängen. Dabei gehört ein Fehler zum Lernen genauso dazu wie das Üben.
Sie könnten es also künftig auch so sehen: Anstatt sich den Fehler anzukreiden, nehmen Sie ihn an, denn Sie haben durch ihn gelernt, wie es richtig ist. Auf die kurze Formel gebracht: Ohne Fehler keine Fortschritte.
Üben Sie sich darin,
Katastrophengedanken nicht mehr zuzulassen/zu verbannen, weil ja auch das Wenigste, von dem wir annehmen, dass es eine Katastrophe sei, tatsächlich eine ist;
sich mit Selbstvorwürfen zu verschonen, weil sie rein gar nichts nützen; es ist so, wie es ist, und hier ist wieder Akzeptieren gefragt;
wegen eines nicht ganz geglückten oder auch schief gegangenen Ereignisses nicht im Rundumschlag Selbstabwertung zu |61| betreiben, weil das, was Sie ausmacht, nicht ein großes Minus ist, sondern viele kleine Plusse und Minusse. Begehen Sie nicht den schweren Irrtum, ein Ereignis für das Ganze zu nehmen, während dieses eine unglückselige Ereignis nur eins unter vielen positiven und negativen Merkmalen ist, die Sie als Person ausmachen;
überhöhte Ansprüche an die eigene Leistung zu drosseln, weil es gnadenlos ist, von sich immer nur Höchstleistungen zu verlangen, und weil es sich mit den Leistungen verhält wie mit dem Wetter: mal schön, mal mittelmäßig, mal schlecht;
Kritik und Ablehnung nicht so sehr zu fürchten, weil die Kritik ebenso wie der Fehler ein hilfreiches Element für die eigene Entwicklung ist, und die Verknüpfung Kritik = Ablehnung im eigenen Kopf passiert: Sie selbst und nicht die anderen sind es, der/die sich dafür ablehnt, dass nicht alles rund und unanfechtbar war.
Sie können feststellen, mit welchen der fünf Denkmuster Sie sich am meisten drangsalieren und das Leben/Studieren schwer machen, und Sie sind nun hoffentlich ausreichend überzeugt, dass es sich lohnt, sich davon zu befreien.
3. Paradoxe Intention
Die Methode der paradoxen Intention geht auf den Wiener Psychiater Frankl (1968) zurück. Der grundlegende Gedanke ist, dass viele psychische Probleme durch den Mechanismus der Erwartungsangst entstehen und aufrecht erhalten werden. Die Angst vor dem Auftreten eines Symptoms führt meist dazu, dass das Befürchtete tatsächlich eintritt. Hier ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung am Werk – auch eine Art Teufelskreis.
Außerdem hat Frankl beobachtet, dass spontan ablaufende Vorgänge verhindert werden, wenn man sie absichtlich herbeiführen will. Dem folgte die Überlegung, dass man das befürchtete Symptom verhindern könnte, wenn man es sich möglichst intensiv herbeiwünscht.
|62| Die Wirksamkeit der paradoxen Intention habe ich in meiner Beratungspraxis unter anderem an folgendem Beispiel erlebt:
Ein Jurastudent fühlt sich gerüstet für den »Freischuss« (= vorzeitiger Antritt zum Examen, dessen negativer Ausgang nicht gewertet wird). Das einzige, was ihm im Wege steht, ist sein Rotwerden beim Reden. Sobald er das registriert, hakt es in seinem Kopf aus, und er ist nur noch damit beschäftigt, wie dies zu verhindern sei.
Er bekam die Anweisung, sein Rotwerden, das ja offensichtlich nicht zu verhindern war, zu akzeptieren und sich darüber hinaus intensiv vorzunehmen, nicht nur rot, sondern knallrot zu werden.
Bereits zur zweiten Sitzung erschien er sichtlich erleichtert und berichtete von einer deutlichen Verbesserung.
Außerdem verändert sich die Qualität eines Beitrags oder einer Antwort im Prüfungsgespräch nicht mit der Gesichtsfarbe.
Sie können also mit Hilfe der paradoxen Intention den Angstmechanismus unterbrechen, indem Sie sich das, was Sie befürchten, ganz intensiv wünschen, etwa so:
Heute werde ich mit dem Zittergras konkurrieren und denen im Seminar kräftig eins
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