Raus mit der Sprache
so, wie Sie es gerade für B4 gelesen haben. Sie werden leicht nachvollziehen können, dass sich – rational gedacht – die erwünschten Gefühle einstellen.
Irrationaler Gedanke
Rationale Alternative
B1 Mein Beitrag ist banal.
B2 Die andern werden mich dann für dumm halten.
B3 Es ist schrecklich, so im Mittelpunkt zu stehen, und alle schauen mich an.
Noch einmal zusammengefasst: Starke unerwünschte Gefühle ( C ) als Reaktion auf einen Auslöser ( A ) signalisieren mit großer Wahrscheinlichkeit, dass Sie auf Ihre Bewertungsmuster ( B ) aufpassen müssen. Sie können Ihre Aufregung, Anspannung, Nervosität als Signal dafür nehmen, dass in Ihnen ein bis jetzt |58| vermutlich noch unentdeckter ›Schrottgedanke‹ herumgeistert und schleunigst debattiert und rational umformuliert gehört.
Es braucht Zeit und ständiges Üben, damit lange praktizierte Gewohnheiten, emotional zu reagieren und sich zu verhalten, verändert werden. Sie können Ihr Denken leichter verändern als Ihre Gefühle. Deshalb werden Sie am Anfang auch bemerken, dass Sie zwar rational denken, die alten unangenehmen Gefühle aber immer noch da sind. Das wird sich ändern, wenn Sie lange genug geübt haben, rational zu denken und zu handeln, um dann auch die entsprechenden Gefühle zu haben.
Es ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass Einsicht allein nichts bewirkt. Nur wenn der Einsicht auch ein anderes Verhalten folgt (beispielsweise mit Angst etwas zu sagen, statt zu schweigen), kommt es langfristig zu einer Veränderung. Notwendig ist also die Kombination von drei Faktoren: Einsicht + anderes Verhalten + langfristige Übung.
Und denken Sie daran: Sich selbst ändern ist schwierig.
Aber es ist nur schwierig – nicht unmöglich!
Vergewissern Sie sich jetzt noch einmal, ob Sie vollständig akzeptiert haben, dass Sie nicht der coole Redner bzw. die coole Rednerin sind. Dann werden Sie bei sich die Bereitschaft entdecken, sich trotz Ihrer Unsicherheit und Ihren Unzulänglichkeiten mit Fragen und Diskussionsbeiträgen in die Öffentlichkeit zu wagen. Das ist jetzt schon die Überleitung zu den Redeübungen. Bevor Sie aber zum nächsten Kapitel weitergehen, möchte ich anregen, dass Sie das, was Sie über RET, Akzeptieren, RSA gelesen haben, erst noch einmal durcharbeiten und vertiefen, um es dann in der Praxis anzuwenden.
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|59| Zusätzliche Methoden
1. Mentales Training – Vorstellungsübungen
Wir haben gesehen, wie Sie mit Horrorphantasien bestimmte Rede- oder Vortragssituationen zu schier unüberwindbaren Problemen aufschaukeln können. Nun kann man auf den nahe liegenden Gedanken kommen, dass das, was in die Versagensrichtung möglich ist, auch in die Erfolgsrichtung möglich sein müsste. Merkwürdigerweise beherrschen die meisten Menschen die Negativ-Indoktrination aus dem Effeff, wohingegen sie die Möglichkeiten der positiven Selbstbeeinflussung nur begrenzt nutzen.
Beim mentalen Training üben Sie in Ihrer Phantasie, wie Sie sich künftig in einer bestimmten Situation verhalten wollen. Dazu stellen Sie sich die Situation in Einzelheiten vor, stimmen sich positiv darauf ein und überlegen, wie Sie mit erwarteten Schwierigkeiten umgehen wollen. Wenn diese dann tatsächlich eintreten, sind Sie in der Lage zu handeln.
Wenn Sie zum Beispiel in der Diskussion zu Ihrem Referat eine Frage nicht beantworten können, ist das kein Weltuntergang: Sie haben die Möglichkeit, sie an die Gruppe weiterzugeben, vielleicht kann sie jemand von den Teilnehmern beantworten, und es geht weiter. Andernfalls sagen Sie, dass Sie nachschauen und in der nächsten Sitzung die Antwort liefern werden. Auch dann wird es weitergehen.
Oder wenn Sie Kritik zu Ihrem Beitrag erwarten, dann können Sie sich ausmalen, dass Sie diese erst einmal ruhig anhören, dass Sie berechtigte Kritik annehmen und aus ihr lernen und unsachliche Kritik zurückweisen. Und denken Sie daran, dass Meinung neben Meinung stehen bleiben kann, dass es zwar angenehm ist, wenn man übereinstimmt, dass es aber keine Übereinstimmung geben muss.
|60| 2. Gedankenstopp
Diese Methode ist bekannt aus der Verhaltenstherapie (Wolpe, 1958). Sich ständig wiederholende selbstabwertende Gedanken, die Angst auslösend und unproduktiv sind, werden durch ein artikuliertes »Stopp!« unterbrochen und dadurch in ihrem Wiederauftreten gehemmt.
Wenn Sie beispielsweise den Gedanken, »Ich darf keinen Fehler machen, sonst bin ich blamiert«, stoppen, dann ist seine Angst
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