Rausfliegen mit Erfolg
über den Inhalt jedes Kunden-Manuals hinausgehen muss;
interne Arbeitsabläufe, die mangels Abdeckung um die vom System umfassten Prozesse herum gebaut wurden und daher stark personenabhängig sind;
die Organisation mit den einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in keiner Personalunterlage dokumentiert ist.
Natürlich plädieren Betreiber von Blitzkündigungen vehement für die Möglichkeit einer frischen Arbeitskraft, völlig unbelastet an die neue Aufgabe heranzugehen. Denn Erfahrung kann ja auch belastend sein und in weiterer Folge auf eine falsche Fährte führen.
Apropos Fährte, wechseln wir zur Erläuterung dieser Aussage doch mal die âBrancheâ. Stellen Sie sich vor, ein Kommissar im Morddezernat wird von seinem aktuellen Fall abgezogen, weil er sich auf der Suche nach der richtigen Spur scheinbar verlaufen hat. Oder weil sein Vorgesetzter mit seiner respektlosen, rüden Art nicht zurechtkommt. Sie kennen diese Szene aus Film und Fernsehen. Gehen wir weiter davon aus, dass der Geschasste in Folge nicht Hauptdarsteller eines Helden-Epos wird, weil er auf eigene Faust weiter recherchiert, sondern dass er wirklich seinen Arbeitsplatz verlässt. Wäre es wirklich sinnvoll, alle bisher gewonnenen Erkenntnisse zu ignorieren? Eine komplette Neuorientierung ohne Kenntnis der Vergangenheit kostet Zeit. Haben Sie so viel davon? Sie sind dazu verdammt, das Rad neu zu erfinden. Wenn Sie glauben, dass alles gut dokumentiert ist, dann unterschätzen Sie die Situation gewaltig. Es ist durchaus ein Unterschied, ob ein Mitarbeiter geplant seine Funktion abgibt und selbst Vorsorge für die reibungslose Ãbergabe trifft oder ob er von seiner Kündigung überrascht wird. Das ist wie der Unterschied zwischen geplantem Urlaub und Krankheit. In einem Fall haben Sie als Vertretung vorab sicherlich die Möglichkeit eines Orientierungsgesprächs verbunden mit einer Einweisung in die vorhandenen Unterlagen. Im anderen Fall sind Sie unter Umständen gezwungen, nach erfolgloser Suche von Unterlagen mit einem stark fiebernden, vor sich hin hustenden Grippekranken zu telefonieren, um sich zurechtzufinden. Im Zeitalter der kombinierten Ablage â sprich Papier und elektronisch â kann die Suche nach Unterlagen mangels klar formulierter und hart exekutierter Firmenrichtlinien zum wahren Alptraum werden. Viele Vorgesetzte denken, dass sie den Arbeitsbereich all ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis ins Detail kennen. Sie werden meist dann eines Besseren belehrt, wenn sie kurzfristig ein Mitglied ihres Teams vertreten müssen. Meist funktioniert die Stellvertretung durch Personen, die eine Hierarchiestufe niedriger arbeiten noch besser, als wenn der Chef selbst die Vertretung übernimmt. Das hat nicht zuletzt auch etwas mit Eigenmotivation zu tun.
Gehen wir einen Schritt weiter und beleuchten wir die Organisation selbst, also die Menschen, die ein Unternehmen zu einem Unternehmen machen. Eventuell das Team der Abteilung, für das Sie künftig verantwortlich sein sollen. Wie fühlen Sie sich, wenn sie keinerlei Briefing erhalten? Natürlich, Sie machen sich gerne persönlich ein Bild und führen mit jedem einzelnen Orientierungsgespräche. So kann sich jedes Team-Mitglied präsentieren und einen ersten Eindruck vermitteln. Glauben Sie, dass Sie das Briefing davon abhält, sich selbst eine Meinung zu bilden? Und welche Variante geht schneller? Auch wenn Sie ein Problemlöser erster Güte sind, es wäre doch nett, über das Problem als solches schon Bescheid zu wissen, als es erst lokalisieren zu müssen, oder?
In jedem Fall bleibt Arbeit liegen.
Denn ein Personenwechsel in einer Funktion ist keine Urlaubsvertretung. Die Kollegen werden sich hüten, etwas anzurühren. SchlieÃlich weià man nicht, wie es âder Neueâ denn so anlegen möchte bzw. wie sein Vorgesetzter gerne hätte, dass die Funktion künftig auszufüllen ist. Sollten Sie aufgrund des Abgangs Ihres Chefs das Pech haben, interimistisch dessen Funktion zu übernehmen, bis ein âwürdigerâ Nachfolger gefunden ist, werden Sie Ihren Arbeitsaufwand auf das nötige Minimum reduzieren. Sie werden sich hüten, neue Impulse zu setzen. Das zahlt sich für die kurze Zeit nicht wirklich aus. Das Team, das Sie in einer derartigen LückenbüÃer-Rolle führen, sieht es übrigens genauso. Was lohnt es, sich für einen Chef ins
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