Rausfliegen mit Erfolg

Büro gelegen. Er rechnete mir vor, wie toll er beim Tausch seiner großen, alten Eigentumswohnung gegen eine kleinere, aber supermoderne Maisonette in der City ausgestiegen sei. Die Kaution und die neue Einrichtung konnte er exakt aus dem Verkaufserlös finanzieren. Eigentlich wollte er ja keine neuen Möbel, die alten waren noch gut erhalten, aber sie passten einfach nicht rein. Die Käufer seiner Wohnung hatten ihr eigenes Mobiliar. In der kurzen Zeit, schließlich wollte er so früh wie möglich umziehen, hat er leider keinen Abnehmer für das Inventar gefunden. Naja, die Entsorgung war jetzt nicht so rasend teuer. Natürlich seien jetzt, abgesehen vom monatlich fälligen Mietzins, auch die Betriebskosten etwas höher, aber dafür spare er beim Benzin und gehe zu Fuß in die Arbeit. Allerdings leiste er sich jetzt eine Garage, denn Parkplätze seien ja bekanntlich Mangelware in der City. Besonders groß sei der Wohlfühlfaktor durch die wunderschöne Dachterrasse. Der eigens bestellte Gärtner hat echt einen tollen Job gemacht. Ein kleines Problem hat Rolf jetzt allerdings mit seinem Hund. Denn die Nachbarn, die tagsüber aufgepasst haben, sind natürlich nicht mitgezogen. Was soll’s, ein Hundesitter kostet nicht die Welt.
    Kürzlich traf ich ihn wieder, meinen Freund Rolf. Er wirkte irgendwie bedrückt. Wegen der hohen Fixkosten hatte er ziemlich Druck gemacht bei seinem Chef. Schließlich war er ein toller Mitarbeiter und wollte entsprechend entlohnt werden. Die Beförderung stand auch noch aus. Sein Chef erfüllte ihm seine Wünsche und überraschte ihn mit einer super Idee: Die Leitung des neuen Verkaufsbüros am Stadtrand, mit dem Fahrrad fünf Minuten von seiner alten Eigentumswohnung entfernt …
    Haben Sie eigentlich jemals eine Vollkostenrechnung für die Freisetzung von Mitarbeitern erstellt? Lassen Sie uns gemeinsam die einzelnen Kostenblöcke aufeinander stapeln:
Abfertigung
Natürlich, der gesetzlich geregelte Anspruch findet sich rückgestellt in Ihren Büchern wieder. Aber die freiwillige Abfertigung ist ja durchaus ein ebensolcher Kostenfaktor. Sie bewegt sich im besten Fall für Sie als Arbeitgeber bei einem schnöden Monatsgehalt und – je nach Alter, Familienstand und Hierarchieebene – einigen Jahresgehältern. Würden Sie diese Kosten nicht außerordentlich verbuchen, sondern die nächsten Jahre auf die Abteilungskosten aufschlagen, wäre der oft zitierte Kostenvorteil bei Einstellung einer billigeren Arbeitskraft mehr als aufgebraucht.
Opportunitätskosten
Besonders großzügige Unternehmen beschenken ehemalige Mitarbeiter zusätzlich mit Firmenwägen, Mobiltelefonen und Dienstwohnungen. Das muss jetzt nicht zur Gänze sein, aber eine günstige Überlassung des einen oder anderen durch den Arbeitnehmer genutzten Firmengutes – ein Entgegenkommen, das in der Verhandlungsphase gerne zur positiven Gestaltung des Gesprächsklimas herangezogen wird – kann unterm Strich durchaus ins Geld gehen. Selbst sparsamere Arbeitgeber, die sich alles zurückgeben lassen, aber aufgrund der Einsparung des Arbeitsplatzes nichts mehr damit anfangen können, sehen sich mit erklecklichen Ausstiegskosten bei laufenden Verträgen (Leasing, Miete,…) konfrontiert. Da derartige Aufwendungen in den seltensten Fällen individuellen Personen zugeordnet sind, werden sie in einer Gesamtbetrachtung nur allzu gerne vernachlässigt.
Beschaffungskosten
Egal ob Sie selbst neues Personal rekrutieren oder diese Aufgabe in die Hände eines Dienstleistungsunternehmens legen, Sie kalkulieren in den seltensten Fällen die damit entstehenden zeitlichen und kostenmäßigen Aufwendungen ein. Oft verschwinden Personalbeschaffungskosten im Abteilungsbudget der Personalabteilung, die im Zuge der jährlichen Budgetplanung wohlweislich dafür vorgesorgt hat. Dass sich Projektgruppen mit hochrangigen Managern monatelang der Selektion eines geeigneten Service-Anbieters widmen, dass zum anschließenden Aushandeln des Service-Level-Agreements in allen Details höchstwahrscheinlich Anwälte und weitere Rechtsberater herangezogen werden, wird in den seltensten Fällen in der Wirtschaftlichkeitsrechnung des Restrukturierungsprojektes reflektiert.
Schulungs-/Einarbeitungskosten
Umschulungen ebenso wie Einschulungen binden Kapazitäten, zeitlich wie monetär. Denn leider verschwindet mit