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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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durchtrennst?«, erkundigte sich Raven erregt.
    Boraas lächelte, doch diesmal ohne jede Boshaftigkeit.
    »Dann haben die schwarzen Kügelchen niemals existiert«, sagte er leise, während er Ravens Reittier wenige Schritte vor dem drohend über ihren Köpfen schwebenden Dämonenkokon zügelte. »Zugleich wird alles, was sie angerichtet haben, niemals gewesen sein.« Er fing Ravens ungläubigen Blick auf und nickte bestätigend. »Ja, ich kann all das ungeschehen machen, was auf Ihrer Ebene an Grauenvollem passiert ist. Nur leider ist der Preis dafür sehr hoch.« Er griff nach Raven, hob ihn von der Echsenbestie herunter und schwang sich an seiner Stelle selbst in den Sattel.
    »Und worin besteht dieser Preis?«, erkundigte sich Raven, zu dem riesigen Schattenreiter hinaufstarrend.
    »Wenn ich die Fasern durchtrenne, erfährt Yrdef von meiner Anwesenheit«, sagte Boraas schlicht. »Dann wird er seinen Kokon sprengen und sich zum Kampf stellen. Und wahrscheinlich wird er diesen Kampf gewinnen.« Er hielt inne und blickte Raven bittend an. »Befehlen Sie mir trotzdem ...«
    Der Privatdetektiv dachte an Card, an Sir Anthony, an Jeff Target und an all die anderen. Vor allen Dingen aber dachte er an Janice.
    »Und wenn du den Kampf gewinnst?«, fragte er. »Wenn du Yrdef vernichtest?«
    »Sind deine Freunde wieder frei.«
    »Und die anderen sechs Thul Saduum?«
    »Werden zusammen mit Yrdef vergehen, denn noch muss er sie mit seiner Kraft unterstützen.« Boraas sah Raven sekundenlang an. »Soll ich es tun?«
    »Ja, Boraas«, sagte der Geisterdetektiv leise.
    »So sei es.« Bei diesen Worten verneigte sich der Schattenreiter kurz vom Sattel herab vor Raven. Dann riss er mit einem jähen Ruck den Krummsäbel aus der Scheide, trieb sein Reittier in gewaltigen Sprüngen vorwärts und begann, systematisch alle Fasern durchzuhacken, die er eben erreichen konnte.
    Er hatte vielleicht die Hälfte zertrennt, als der Kokon mit einem unirdischen Geräusch aufplatzte.
    Raven hatte noch nie in seinem Leben einen Thul Saduum gesehen. Er kannte den Anblick dieser Dämonenrasse nur aus den Erinnerungen Sören Anderssons, des wiedergeborenen Magiers von Maronar, gegen den er auf der Schäre Godsby gekämpft und mit dem er bei dieser Gelegenheit für kurze Zeit eins geworden war - eine Erfahrung, an die er sich auch heute noch nur mit Schaudern erinnerte. Obwohl schon diese bloßen Erinnerungsbilder grässlich genug gewesen waren, reichten sie doch bei Weitem nicht an das heran, was Raven jetzt erblickte. Selbst die Begegnung mit Sothon und Barlaam, den Gestaltwandler-Halblingen, die in einer ihrer beiden körperlichen Manifestationen ja immerhin einem Thul Saduum ähnelten, hatten den Privatdetektiv nicht auf diese entsetzliche Erscheinung vorbereitet.
    Yrdef, der nun die Überreste des Kokons von sich abschüttelte, war ein wahrer Riese, der es an Körpergröße leicht mit Boraas aufnehmen konnte. Auf seinem unförmigen Rumpf, aus dessen oberer Hälfte eine nicht genau bestimmbare Anzahl peitschendünner, mit Saugnäpfen besetzter Tentakel spross, saß übergangslos, ohne jeden Nackenansatz, ein klobiger, missgestalteter Kopf, der von einem schleimtriefenden roten Zyklopenauge und einem scharfkantigen Papageienschnabel beherrscht wurde, der pausenlos Nerven zerfetzend klickte. Die nebelhafte Haut war mit grünlichen Schuppen übersät, und an den Spitzen der sich schlangengleich windenden Tentakel saßen nadelfeine Stacheln, auf denen ölige Flüssigkeitströpfchen - wahrscheinlich ein tödliches Gift - glitzerten.
    Und diese Scheußlichkeit, dieses Grauen erregende Etwas griff Boraas nun mit der Wildheit eines gereizten Elefantenbullen an!
    Der Schattenreiter, der seinen Widersacher heranstürmen sah, riss sein Reittier herum, rammte ihm die Sporen in die Weichen und trieb es zu einem frontalen Angriff auf Yrdef an. Vielleicht hoffte er, den Thul Saduum einfach niederreiten zu können, aber dieser schlichte Plan ging nicht auf.
    Mit einer Behändigkeit, die Raven ihm angesichts seiner gewaltigen Masse nicht zugetraut hätte, sprang Yrdef zur Seite. Dann stemmte er seine schuppigen Säulenbeine fest in den grauen, staubtrockenen Boden und reckte seine vorderen Tentakel dem Schattenreiterpferd entgegen. Wie durch ein Wunder waren sie plötzlich nicht mehr geschmeidig und biegsam, sondern starr wie Lanzen.
    Raven stieß einen Laut des Entsetzens aus, als er sah, wie die nadelfeinen Stacheln an den Tentakelenden die Flanke der Echsenbestie

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