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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Raven alle Hände voll zu tun hatte, um nicht gleich wieder den Sattel mit der staubigen Ebene einige Meter tiefer zu vertauschen. Es dauerte eine ganze Zeit, bis er es riskierte, den Blick zur Seite zu richten.
    Was er sah, verblüffte ihn zutiefst.
    Boraas rannte neben dem dahinstürmenden Schattenreiterpferd her, die Zügel in der Hand, und grinste fröhlich zu ihm hinauf. Er schien nicht die geringste Mühe zu haben, mit seinem Reittier Schritt zu halten, ja, seine Augen blitzten sogar, als bereite ihm der rasende Lauf gewaltiges Vergnügen!
    »Wir haben Glück«, rief er Raven zu. »Die anderen sechs Thul Saduum haben Yrdef allein in seinem Kokon zurückgelassen, um so schnell wie möglich an einer anderen, besser dafür geeigneten Stelle eine ihrer üblen Schattenwerkstätten zu errichten. Dort werden sie ein neues Kraftpotential aufbauen, selbst Macht erlangen, damit sie auch ohne Yrdef existieren können. Denn noch sind sie von ihm abhängig. Er ist der Mächtigste unter ihnen und vereint ihre Magie in sich.«
    »Ohne Yrdef können sie nicht existieren?«
    »Noch nicht.«
    »Wieso?«, fragte Raven verwirrt.
    »Das hat mit ihrem jahrmillionenlangen Schlaf zu tun und mit ihrer dämonischen Magie. Es wäre zu kompliziert und zu langwierig, Ihnen das jetzt und hier zu erklären, Raven.«
    »Du scheinst ja eine Menge über die Thul Saduum zu wissen«, sagte Raven. Es bereitete ihm erhebliche Mühe, seine Stimme so weit zu heben, dass sie über dem orkanartigen Wind verständlich blieb, der ihnen bei ihrem wilden Galopp entgegenwehte. »Woher hast du diese Informationen? Von Yrdef vielleicht?« Plötzliches Misstrauen erfüllte ihn. Wenn Boraas versuchte, ihn in eine Falle zu locken ...
    Der Schattenreiter lachte, bis er nicht mehr konnte. »Von Yrdef?«, keuchte er. »Von einem Thul Saduum? Das ist wirklich zu komisch, Raven. Wenn Yrdef meine Existenz nur ahnen würde, würde er mich auf der Stelle vernichten. Nein, ich mache nicht mit ihm gemeinsame Sache, wenn es das ist, was Sie denken. Aber ich bin hierher gekommen, weil die Flucht der Thul Saduum auch in unseren Ebenen - den Seinsebenen der Dämonen - erheblichen Aufruhr ausgelöst hat. Ein Zaubersiegel wie das unter Stonehenge zerbricht nicht ohne verheerende magische Turbulenzen, Raven!«
    Er hielt einen Augenblick inne und wurde dann mit einem Schlag ernst.
    »Wäre ich nicht aus freien Stücken bereits hier gewesen, hätte ich Sie übrigens niemals rechtzeitig vor dem Zugriff der Sklaven des Dämonen-Eis retten können. Auch wir Dämonen benötigen nämlich Zeit, um Entfernungen zu überwinden.«
    »Ich habe mich schon gewundert, dass du überhaupt gekommen bist, Boraas«, presste Raven hervor. Er war halb besinnungslos von dem aberwitzigen Ritt, und seine Hände brannten wie Feuer, weil er mit ihnen den Sattelknauf wie mit einer Schraubzwinge umklammerte, damit er den Halt nicht verlor. »Schließlich war unser Handel seinerzeit beendet, und du hattest verkündet, dass wir dich nie wiedersehen würden.«
    »Ah«, sagte Boraas, »aber Sie haben doch meinen wirklichen Namen genannt, Raven. Was zählen da Dinge, die ich früher einmal gesagt habe? Nein, ich musste Ihnen zu Hilfe kommen - aber Sie können mir glauben, dass ich es freiwillig nie getan hätte. Und wenn ich den Kampf mit Yrdef überlebe, werde ich Ihnen das feierliche Versprechen abnehmen, dass Sie mich nie wieder anrufen, gleich, unter welchen Umständen.« Er wies mit einer ausgestreckten, schattenhaften Hand voraus. »Sehen Sie - das ist der Schattenkokon Yrdefs!«
    In der Tat hatten sie sich während ihrer Unterhaltung der ersten Unregelmäßigkeit in der grauen Einöde ringsumher genähert, die Raven bisher hatte bemerken können. Es handelte sich um ein mehrere Meter durchmessendes, eiförmiges Gebilde, das scheinbar frei über der staubigen Ebene schwebte. Von den verschiedensten Punkten seiner glatten, wie poliert schimmernden Hülle gingen eine Art rauchiger schwarzer Fasern aus, die nach oben führten und im unendlichen Bleigrau der Himmelskuppel verschwanden. Auch der Schattenkokon selbst war schwarz wie die Nacht.
    Ravens Atem stockte, als er zu erahnen begann, welche Funktion die Fasern hatten.
    »Ja«, bestätigte Boraas auf Ravens Frage hin, »diese Fasern verbinden die Sklaven des Dämonen-Eis mit Yrdef und verleihen ihnen ihr gespenstisches Leben. Aber nicht nur das. Sie geben den schwarzen Kügelchen aus dem Dämonen-Ei überhaupt erst Realität!«
    »Und wenn du die Fasern

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