Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
auf ihrer ganzen Länge aufrissen. Aber sein Stöhnen ging in dem gequälten Schrei der Bestie unter, die, kaum dass sie den Thul Saduum passiert hatte, einen torkelnden Satz machte und dann in den doppelten Kniegelenken einknickte, als habe ein Blitzstrahl sie getroffen.
    Sekundenbruchteile später kippte sie wild strampelnd und mit blutigem Schaum vor dem Maul zur Seite, und Boraas blieb nichts anderes übrig, als aus dem Sattel zu springen und sich mit einem übermenschlichen Satz aus der Reichweite der auf den Boden trommelnden Hufe zu retten. Bevor er wieder auf den Füßen war, neigte sich der Todeskampf der Echsenbestie bereits seinem Ende zu. Das Gift aus den Tentakelnadeln des Thul Saduum hatte sein Werk mit grauenhafter Schnelligkeit getan.
    Yrdef gab ein zufriedenes Grollen von sich und trottete mit seltsam wiegendem Gang an dem Kadaver des Schattenreiterpferdes vorbei, um sich nun seinem eigentlichen Gegner zu widmen. Aber diesmal war Boraas der Schnellere. In der nach dem Todesschrei der Echsenbestie jäh einsetzenden Stille hatte er den stampfenden Schritt des Thul Saduum gehört und wirbelte wie ein wahnsinniger Derwisch herum, den Krummsäbel in der ausgestreckten Hand. Einem Kreisel gleich tanzte er auf Yrdef zu, und seine schwarze Klinge wob ein dichtes, tödliches Netz aus Schatten rings um ihn.
    Bevor der verwirrte Yrdef reagieren konnte, hatte die Klinge schon ihr Ziel gefunden. Abgetrennte Tentakel flogen nach allen Richtungen davon und landeten im Staub. Aus den Stümpfen schoss grünes, schleimiges Blut. Im Nu waren die beiden Kontrahenten von Kopf bis Fuß damit besudelt.
    Yrdef schrie und hieb ziellos nach seinem Gegenspieler. Der aber hatte sich, immer noch wie ein Kreisel rotierend, längst wieder aus der Reichweite der umherpeitschenden Tentakel entfernt. Zu Ravens Überraschung verfolgte Yrdef ihn nicht, sondern zog sich ebenfalls ein Stück zurück.
    Der Grund dafür wurde bald offensichtlich. Während die Dämonen einander noch belauerten, begannen die abgehackten Tentakel Yrdefs nachzuwachsen. Ein triumphierender Ausdruck erschien auf dem Gesicht des Thul Saduum, als er drohend mit den neu gebildeten Gliedmaßen zu Boraas hinüberwedelte.
    Aber der Schattenreiter lachte nur schallend und stützte sich herausfordernd auf seinen Säbel. Raven, der dieses Verhalten nicht begriff, schüttelte verwirrt den Kopf. Aber dann sah er, dass Boraas in der Tat allen Grund hatte, so vergnügt zu sein.
    Mit einem Male begannen sich die soeben frisch nachgewachsenen Tentakel brandig zu verfärben. Augenblicke später waren sie schon zu dünnen schwarzen Fäden verdorrt, die so brüchig waren, dass der aufkommende Wind sie zu feiner Asche zerstieben ließ.
    Ungläubig starrte der Thul Saduum auf die Überreste dessen, was einmal seine gefährlichsten Waffen gewesen waren. Langsam schien es ihm in seinem vom Kampfrausch umnebelten Gehirn zu dämmern, dass der Krummsäbel des Schattenreiters mehr war als eine gewöhnliche Klinge. Und er begann darüber nachzugrübeln, was das für eine Magie sein mochte, die da in dem Säbel steckte.
    Diesen Moment der Unaufmerksamkeit nutzte Boraas für seinen nächsten Angriff. Wieder versetzte er sich in die gleiche kreiselnde Bewegung, auf die Yrdef schon zuvor keine Verteidigung gewusst hatte, und rotierte mit wahnsinniger Geschwindigkeit auf den Thul Saduum zu. Sein schattenhafter Krummsäbel hackte nach dem nicht vorhandenen Hals des Dämonen, traf aber nur die breite Schulter Yrdefs und spaltete sie bis hinunter zur Brust.
    Yrdef begann in unmenschlichem Zorn zu brüllen und versuchte, mit den ihm noch verbliebenen Tentakeln Boraas den Krummsäbel zu entreißen, aber wieder war der Schattenreiter schneller. Er zog die Klinge aus der Wunde, die jeden anderen als einen Dämonen auf der Stelle getötet hätte, und hieb erneut zu. Diesmal biss sich der Krummsäbel in die rechte Hüfte des Thul Saduum und durchtrennte sie regelrecht.
    Gleich darauf waren die beiden Kontrahenten wieder auseinander getaumelt und standen sich auf geringe Distanz keuchend gegenüber. Während Boraas nach wie vor keine Verletzungen aufwies, sondern nur seinen gehörnten Helm verloren hatte, blutete Yrdef nun schon aus zwei Wunden. Bei jedem Atemzug trat ihm blutiger Schaum aus dem hornigen Schnabel. Aber Raven zweifelte nicht daran, dass er selbst in diesem Zustand immer noch gefährlicher war als alle anderen Geschöpfe des Jenseits, auf die er während seiner zahlreichen Begegnungen mit

Weitere Kostenlose Bücher