Raven - Schattenreiter (6 Romane)
umklammert hielt. »Was soll das alles, Mister? Was wird hier gespielt?«
Raven trat einen Schritt auf ihn zu. Der Mann zuckte zusammen, sah sich angstvoll nach einem Fluchtweg um und wich einen Schritt zu seinem Wagen zurück.
»Hören Sie, Mister«, stammelte er. »Ich - ich will gar nicht wissen, was hier los ist. Ich verspreche Ihnen, nichts zu erzählen. Ich ...«
Raven lächelte kalt. Der Reaktion auf dem Gesicht des Mannes nach zu schließen, musste seine - Ravens - Grimasse Furcht einflößend wirken.
»Bitte, Mister. Ich ...«
»Können Sie die Kiste hier wenden?« Raven deutete mit einer Kopfbewegung auf den Sattelzug, der mit leise tuckerndem Motor am Straßenrand stand.
Der Mann nickte abgehackt. »Ja, aber ...«
Raven unterbrach ihn mit einer befehlenden Geste. Die Spitze seines Säbels richtete sich wie rein zufällig direkt auf den Magen des Mannes. »Dann tun Sie es! Und stellen Sie keine Fragen!«
»Bestimmt nicht. Ich ...«
»Sie können später gern die Polizei rufen«, sagte Raven sanft. »Aber zuerst bringen Sie mich zu einem Ort auf der anderen Seite der Insel.«
Der Mann schluckte trocken. »Ich - ich tue alles, was Sie wollen, Mister. Bitte, ich ...«
Raven deutete auf den Lastzug. »Gehen wir.«
Das Gebäude erhob sich als drohender schwarzer Umriss gegen den trübgrauen Himmel. In einem Zimmer in der ersten Etage brannte Licht, aber die gelbe Helligkeit verstärkte den drohenden Eindruck noch.
Raven gab dem Fahrer ein Zeichen. »Halten Sie an!«
Der Truck kam mit einem harten Ruck zum Stehen. Der Fahrer schaltete den Motor aus und sah Raven aus angstvoll geweiteten Augen an. Seine Lippen bebten.
Ravens Hand tastete nach dem Türgriff. Eine Welle eisiger, kalter Luft drang in die Fahrerkabine, als er die Tür öffnete.
»Sie fahren jetzt zurück und melden alles, was Sie erlebt haben, der Polizei«, sagte Raven.
Der Mann nickte stumm.
»Verlangen Sie ein Gespräch mit Scotland Yard in London«, fuhr Raven fort. »Fragen Sie nach Inspektor Card! Er dürfte der Einzige sein, der Ihnen glaubt. Erzählen Sie genau alles, was Sie erlebt haben. Sagen Sie ihm, dass Belders tot ist und ich Janice zu befreien versuche! Können Sie sich das merken?«
»Ich - denke schon. Inspektor Card anrufen, sagen, dass Belders tot ist und ...«
Raven nickte. »So ungefähr. Vergessen Sie den Namen nicht: Card.«
Er packte seine Waffe fester, sprang aus dem Führerhaus und warf die Tür hinter sich zu. Der Motor erwachte zu dröhnendem Leben, kaum dass er sich ein paar Schritte von dem Lastzug entfernt hatte.
Raven wartete, bis der Lkw verschwunden war. Dann ging er langsam und fast entspannt auf die Pension zu. Er wusste, dass die Dämonen hier waren. An dem Überfall auf ihn und Belders waren nur sechs Schattenreiter beteiligt gewesen - und er hatte vom ersten Augenblick an gewusst, wo die andere Hälfte der Horror-Armee zu suchen war. Sie wollten nicht nur ihn töten. Sie würden auch versuchen, Janice in ihre Gewalt zu bringen. Und sei es nur, um ein Druckmittel gegen ihn in die Hand zu bekommen, falls der Anschlag fehlschlug.
Und die Rechnung der Dämonen war aufgegangen. Raven war sich durchaus im Klaren, dass er offenen Auges in eine Falle lief. Aber er hatte keine andere Wahl.
Er überquerte die Straße, trat auf die kiesbestreute Zufahrt zum Haus und näherte sich vorsichtig der Eingangstür. Seine Augen suchten unablässig die Umgebung des Hauses ab. Seine Schritte knirschten überlaut auf dem lockeren Kies.
Er erreichte das Haus, blieb einen Herzschlag lang vor dem Eingang stehen und drückte schließlich mit einer entschlossenen Bewegung die Klinke herunter. Die Tür schwang quietschend auf. Raven betrat das Haus.
Er konnte die Anwesenheit der Schattenreiter spüren. Ihre Gegenwart hing wie ein übler Geruch in der Luft, durchdrang das Haus und ließ ihn schaudern. Sie waren hier. Und sie warteten auf ihn.
Ravens Hand schloss sich mit einer kraftvollen Bewegung um den Schwertgriff. Seine Sinne waren bis zum Zerreißen gespannt. Er trat in den Aufenthaltsraum, drehte sich einmal um seine Achse und hielt nach dem Feind Ausschau.
Unter dem Durchgang zur Küche bewegte sich etwas. Raven zuckte zusammen, machte einen Schritt und blieb abrupt stehen.
Unter dem bogenförmigen Durchgang erschien die über sechs Fuß hohe Gestalt eines Schattenreiters. Das silberne Metall seines Säbels hob sich deutlich von der schwarzen Struktur seines Körpers ab.
»Willkommen, Raven«, sagte der
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