Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
seufzte entsagungsvoll, als der Streifenwagen nun seinerseits aus der Schlange ausscherte.
    Aber zu seiner Verwunderung blieb das gefürchtete Stopp-Zeichen aus. Der Polizeiwagen raste an ihm vorbei, beschleunigte weiter und verschwand mit quietschenden Reifen um die nächste Straßenbiegung.
    Raven atmete erleichtert auf und fuhr jetzt langsamer weiter. Er hatte noch einmal Glück gehabt, mehr, als er eigentlich erwarten durfte. Ein zweites Mal würde er kaum so glimpflich davonkommen. Die Londoner Polizei griff bei Geschwindigkeitsüberschreitungen recht rabiat durch. Und wie Raven schon mehr als einmal hatte erfahren müssen, schien die Hälfte des Bußgeldes in einem geheimnisvollen Zusammenhang zur Größe des jeweiligen Wagens zu stehen ...
    Er schob den Gedanken mit einem Achselzucken beiseite und konzentrierte sich mit einem kleinen Teil seines Bewusstseins auf den Straßenverkehr und mit dem Rest auf seinen neuesten »Fall«. Im Grunde war er selten mit einer so einfachen Aufgabe betraut worden - aber er war auch noch nie so hilflos gewesen wie diesmal. Er wusste einfach nicht, wie er vorgehen sollte. Sicher, es gab eine winzige Chance, dass Card das Buch noch in seinem Besitz hatte, aber Raven war realistisch genug, sich lieber nicht darauf zu verlassen.
    Card war ein sehr gewissenhafter Beamter. Höchstwahrscheinlich hatte er das Buch längst zurückgegeben, und dann ... ja, dann wurde es kompliziert. In einer düsteren Vision sah er sich bereits an Wilburns Seite wie ein Einbrecher in das leer stehende Haus des Professors eindringen, um im Schein einer Taschenlampe Biggs' gewaltige Büchersammlung durchzusehen.
    Aber so weit war es noch nicht. Vielleicht hatte Wilburn ja noch etwas in Erfahrung gebracht.
    Raven fuhr zusammen, als erneut Sirenengeheul in seine Gedanken drang. Für einen Moment fürchtete er fast, der Streifenwagen könnte über Funk einen Kollegen verständigt haben, sodass er nun doch noch für seine Raserei zur Verantwortung gezogen wurde. Aber dann sah er im Rückspiegel, dass es sich diesmal gleich um eine ganze Kolonne von Feuerwehr- und Sanitätsfahrzeugen handelte, die, angeführt von einem Polizeimotorrad, in gewagtem Zickzack durch den dichten Verkehr heranraste. Irgendwo im Süden der Stadt musste es zu einem größeren Unglück gekommen sein.
    Er blinkte kurz, beschleunigte noch einmal mit allem, was der Motor hergab, und verschwand von der Hauptstraße, ehe die Kolonne heran war. Es war nicht mehr weit bis zu der Straße, in der Wilburn wohnte, und er hatte absolut keine Lust, in einer Schar Neugieriger zu stehen und nicht weiterzukommen.
    Aber das Sirenengeheul blieb nicht hinter ihm zurück. Im Gegenteil. Wiederjagte ein Streifenwagen an ihm vorbei, und der Verkehr wurde jetzt auch hier zunehmend zähflüssiger und kam schließlich ganz zum Erliegen, als die Fahrer ihre Wagen rechts und links an den Straßenrand lenkten, um den Einsatzfahrzeugen Platz zu machen.
    Raven fluchte leise, parkte seinen Maserati verbotswidrig vor einem Hydranten und stieg aus, um die letzten paar hundert Meter zu Fuß zu gehen. Der Menge der Feuerwehrfahrzeuge nach zu schließen, die an ihm vorüberjagten, musste die halbe Stadt in Flammen stehen. Er legte den Kopf in den Nacken und suchte den Himmel nach Rauch oder anderen Anzeichen des Unglücks ab, konnte aber nichts erkennen.
    Raven zuckte die Achseln und ging eiligen Schrittes weiter. Er gehörte nicht zu den Typen, die bei jedem Unglücksfall hinlaufen und neugierig gaffen müssen. Außerdem hatte er im Moment andere Sorgen.
    Er beschleunigte seine Schritte noch weiter, bog um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen.
    Die Straße war ein einziges Chaos. Ein halbes Dutzend Polizeifahrzeuge stand mit eingeschalteten Blaulichtern quer zur Fahrbahn und ließ nur eine schmale Lücke für die immer noch heranrasenden Feuerwehr- und Krankenwagen. Das Schrillen von einem Dutzend Sirenen erfüllte die Luft, und auf dem Gehweg und der Fahrbahn hatten sich weit über hundert Schaulustige eingefunden.
    Nur von einem Feuer war keine Spur zu entdecken ...
    Raven schüttelte verwundert den Kopf und ging weiter. Er kannte die Gegend nicht sonderlich gut, aber Wilburn hatte ihm das Haus, in dem er wohnte, so detailliert beschrieben, dass er es wahrscheinlich auch im Dunkeln und mit verbundenen Augen gefunden hätte. Eine dichte Menschenmauer versperrte ihm den Weg, aber er schob sich energisch hindurch, ohne auf die Knuffe und Stöße zu achten, die er

Weitere Kostenlose Bücher