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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Gedanken gekommen, ihrer Mutter in Gegenwart eines Dienstboten offen zu widersprechen. Aber sie wusste auch genauso gut, dass Coco hinter der ersten Treppe auf sie warten und stinksauer werden würde, wenn sie ihn versetzte.
    »Das bisschen Regen wird mich schon nicht gleich umbringen«, sagte sie ruhig. »Es sind doch nur ein paar Schritte.«
    Lady Cynthia seufzte hörbar, wandte den Kopf und sah durch den strömenden Regen zu der breiten, steil in die Tiefe führenden Treppe hinunter. Das blaue Schild mit dem großen weißen U und der stilisierten Treppe darauf war hinter den Regenschleiern kaum zu erkennen.
    »Es geht nicht um den Regen«, antwortete sie, wenn auch in einem Tonfall, der deutlich machte, dass sie um die Nutzlosigkeit ihrer Bemühungen wusste, »sondern um diese schreckliche Untergrundbahn.«
    So, wie sie das Wort aussprach, hätte man denken können, es handele sich um etwas Anstößiges.
    »Überleg doch, Kind«, sagte sie geduldig. »All diese Leute dort unten! Und all der Schmutz und die schlechte Luft. Wie leicht kann dir etwas zustoßen! Außerdem ist die Vorstellung, dass eine Tochter des Hauses Gifford ...«
    »... sich unter den gemeinen Pöbel mischen und mit ihm U-Bahn fahren könnte, schrecklich!«, vollendete Hillary den Satz.
    Ihrer Mutter entging der sarkastische Unterton in ihrer Stimme keineswegs, aber sie zog es vor, nicht darauf zu reagieren. »Du könntest den jungen Mann herholen und ihn bitten, mit uns zu fahren. George wird euch gerne zu dieser Party chauffieren.«
    Auf Hillarys Gesicht erschien ein Ausdruck, als hätte ihre Mutter allen Ernstes von ihr verlangt, an einem Sonntagvormittag nackt in den Buckingham-Palast zu stolzieren (obwohl sie das vielleicht noch getan hätte). Sie schluckte. »Coco?«, keuchte sie. »Coco und in einen Bentley steigen? Das meinst du doch nicht wirklich, wie? Ausgerechnet Coco, der die Attribute der aristokratischen Ausbeuterklasse hasst wie kein anderer?«
    Der Satz hörte sich ein wenig auswendig gelernt an, und tatsächlich war er es auch. Zum Entsetzen ihrer Eltern lernte Hillary in letzter Zeit mehr und mehr solcher Sätze auswendig.
    »Papperlapapp«, entgegnete ihre Mutter. »George wird hinübergehen und den jungen Mann rufen. Und auch, wenn er Bentleys nicht mag, wird er dieses kleine Opfer in Kauf nehmen, wenn er dich wirklich liebt.«
    Diesmal war das Entsetzen auf Hillarys Zügen nicht mehr gespielt. »Liebt?«, wiederholte sie. »Aber ich nehme doch an, dass ...«, begann Lady Cynthia, kam aber nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden.
    »Wie kommst du auf die Idee, dass er mich liebt?«, fragte Hillary schockiert. »Aber ihr werdet doch darüber gesprochen haben, oder?«
    »Darüber gesprochen?«, keuchte Hillary. »Ich bin doch nicht verrückt - Coco ist ein irrer Typ, und er steht auf mich, aber er würde doch glatt denken, ich wäre stoned, wenn ich plötzlich anfangen würde, von Liebe zu quatschen. Herrgott, Mutter, wir leben doch nicht mehr im achtzehnten Jahrhundert!«
    Sie schüttelte noch einmal den Kopf, öffnete die Tür und stieg ohne viel Federlesens aus dem Wagen. Regen peitschte in ihr Gesicht und begann ihr schwarzes, schulterlanges Haar zu nassen Strähnen zu verkleben.
    »Mach dir bloß keine Sorgen um mich«, sagte sie zum Abschied. »Ich kann ganz gut auf mich allein aufpassen. Außerdem ist Coco ja bei mir. Er wird mich schon beschützen.« Sie nickte, warf die Tür ins Schloss und lief mit gesenktem Kopf zur U-Bahn-Station hinüber.
    Lady Cynthia sah ihr wortlos nach, bis sie in der Tiefe verschwunden war. Dann seufzte sie, beugte sich im Sitz vor und tippte gegen die Trennscheibe, die die hinteren Sitzbänke des Wagens von der Chauffeurkabine trennte. »Schalten Sie die Heizung ein, George«, sagte sie. »Es ist kalt geworden.«
    George nickte gehorsam, streckte die Hand nach dem Armaturenbrett aus und schaltete nacheinander Heizung, Scheibenwischer und Motor des Bentley ein. Aber er fuhr noch nicht los.
    »Coco«, murmelte Lady Cynthia kopfschüttelnd. »Und was bedeutet überhaupt dieses Wort: Stoned? Wissen Sie, was dieses Wort bedeutet, George?«
    George wusste es sehr gut, aber er hütete sich, es zuzugeben. »Ich fürchte, nein, Mylady«, antwortete er.
    Lady Cynthia nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet. »Ich werde Sir Anthony danach fragen müssen«, sagte sie. »Gleich heute Abend. Erinnern Sie mich daran, George.«
    George nickte. »Sehr wohl, Mylady. Soll ich jetzt - losfahren? Sie

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