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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wieder auf. Wir haben die Sache damals geheim gehalten, um nicht für unnötigen Wirbel zu sorgen. Jedenfalls wurde sofort ein Suchtrupp zusammengestellt.« Er legte eine kurze Pause ein und tauschte einen raschen Blick mit Gifford. Der Diplomat nickte fast unmerklich. »Dieser Suchtrupp«, fuhr Card fort, »verschwand ebenfalls. Zumindest für eine Zeit. Und nun kommt Hillary ins Spiel. Zur gleichen Zeit, als die Männer verschwanden, befand sich Sir Anthonys Tochter in Begleitung eines Freundes auf dem U-Bahnhof Winchester Street.«
    »Meine Tochter«, fügte Gifford seufzend ein, »legt bei der Auswahl ihrer Freunde recht - lockere Maßstäbe an den Tag.«
    Card lächelte flüchtig. »Ich will es kurz machen, Raven. Ich traf die beiden zufällig in der Station. Der junge Mann stand ganz offensichtlich unter Drogen. Oder er war betrunken, das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Jedenfalls flohen sie, als sie merkten, dass ich von der Polizei bin. Eldrigde - Jefferson Eldridge, Hillarys Freund - schlug einen Schalterbeamten nieder und floh zusammen mit Hillary Gifford.«
    »Und?«, fragte Raven, als Card nicht weitersprach.
    Card verschränkte die Hände über dem Bauch und seufzte hörbar. »Nichts und«, gestand er. »Ich fürchte, ich habe mich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die beiden konnten in einen stillgelegten U-Bahn-Schacht entkommen. Von dort liefen sie weiter in die tiefer liegenden Etagen. Es gibt ein ganzes System von Gängen und ...«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Raven ungeduldig. »Sie sind also entkommen.«
    Card nickte betrübt. »Nicht nur das«, gestand er. »Sie verschwanden. Genau wie vorher der Bautrupp und die Suchmannschaft. Natürlich haben wir sofort eine groß angelegte Suchaktion gestartet - besser gesagt, wir wollten es.«
    »Und warum haben Sie es nicht getan?«
    »Weil es nicht mehr notwendig war«, antwortete Gifford an Cards Stelle. »Sie tauchten wieder auf, zwar Stunden, nachdem sie geflohen waren, aber gesund und unverletzt. Sie und die Suchmannschaft.«
    Raven runzelte die Stirn. »Aber dann ist doch alles in Ordnung.«
    »Eben nicht«, seufzte Gifford. »Wir haben Hillary für zwei Tage in die Klinik geschickt, um sie gründlich untersuchen zu lassen. Körperlich fehlt ihr nichts, ebenso wenig wie Coco oder einem Mitglied der Suchmannschaft, aber ...«
    »Coco?«
    »Eldridge«, sagte Card. »Er nennt sich so.«
    »Körperlich sind sie alle okay«, fuhr Gifford unbeeindruckt fort. »Und trotzdem stimmt etwas nicht. Keiner von ihnen scheint sich erinnern zu können, was dort unten geschah.«
    »Was heißt das?«, fragte Raven.
    »Das möchten wir selbst gerne wissen«, murmelte Card. »Sehen Sie, Raven, diese Menschen waren zwischen vier und elf Stunden dort unten, aber sie schwören jeden Eid, nur wenige Minuten fort gewesen zu sein. Entweder können sie sich wirklich nicht daran erinnern, was dort unten geschah - oder sie wollen nicht.«
    »Was heißt das - was dort unten geschah?«, fragte Raven lauernd.
    »Ich weiß es nicht«, seufzte Gifford. »Aber irgendetwas muss dort geschehen sein. Ich - ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber irgendetwas ist dort unten passiert. Hillary ist seitdem - anders.«
    »Nun, der Schock ...«
    Gifford schüttelte unwillig den Kopf. »Nein. Das ist es nicht. Hillary ist alles andere als ein furchtsames Mädchen. Ich sage ja, es ist schwer zu erklären, aber - aber manchmal habe ich den Eindruck, dass dieses Mädchen nicht mehr meine Tochter ist. Nicht mehr die Hillary, die ich kenne. Sie ist es, natürlich, aber es ist ...« Er brach ab, suchte einen Moment vergeblich nach Worten und seufzte wieder. »Es ist, als ob man einen Roboter sieht«, sagte er hilflos. »Verstehen Sie, was ich meine? Sie ist perfekt, jede Einzelheit stimmt, sie redet wie immer, benimmt sich wie immer, und doch - stimmt irgendetwas nicht. Ich spüre es einfach.«
    Raven schwieg einen Moment.
    »Vielleicht«, begann er, »hat sie einfach Kummer. Wenn Sie sagen, dass dieser junge Mann ...«
    »Das ist es nicht, Raven«, unterbrach ihn Card. »Ich habe Nachforschungen anstellen lassen, als Sir Anthony gestern Vormittag zu mir kam. Hillary ist kein Einzelfall. Es geht den anderen Leuten ebenso. Coco, den Männern der Suchmannschaft - es ist überall das Gleiche. Irgendetwas ist mit all diesen Menschen dort unten passiert, Raven.«
    Card brach ab und starrte ihn durchdringend an. Die Stille schien mit einem Mal etwas Bedrohliches zu haben.
    »Und ich soll

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