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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Er war mit seiner Kraft fast am Ende, als er den grünen Maserati erreichte und sich hinter das Steuer sinken ließ. Sein linker Arm fühlte sich kraftlos an und schien allmählich abzusterben, und die Hand, auf die ihn einer der beiden Gangster getreten hatte, war mittlerweile unförmig angeschwollen und blau.
    Raven blieb sekundenlang reglos sitzen, um Kraft zu sammeln, startete dann den Motor und fuhr los. Auf dem Armaturenbrett begann die rote Warnlampe des Tankanzeigers zu blinken. Aber bis zu dem Apartmenthaus, in dem er wohnte, waren es nur wenige Meilen, und so weit würde der Sprit schon noch reichen. Jedenfalls hoffte er es.
    Er fuhr vorsichtiger als sonst. Trotzdem wäre er kaum heil zu Hause angekommen, wenn die Straßen nicht fast ausgestorben gewesen wären.
    Der Nachtwächter, der in der Eingangshalle hinter seinem Tresen hockte und vor sich hin döste, fuhr erschrocken auf, als Raven das Haus betrat. Raven winkte, rang sich ein Lächeln ab und stürmte mit gesenktem Kopf auf die Liftkabinen zu. Er hatte Glück, einer der Fahrstühle war unten, und die Tür glitt augenblicklich auf, als er den Knopf drückte. Zumindest blieb er so vor den neugierigen Fragen des Nachtportiers verschont.
    Er hatte nicht mehr die Kraft, den Schlüssel aus der Tasche zu nehmen und seine Wohnungstür aufzuschließen. Er ließ sich gegen die Wand sinken, presste den Finger auf den Klingelknopf und wartete. Es war fast drei, und Janice würde sicher schon seit Stunden im Bett sein. Aber schließlich war sie als seine Verlobte und gleichzeitig Assistentin Kummer gewöhnt.
    Die Tür wurde nach überraschend kurzer Zeit geöffnet. Ein dreieckiger gelber Lichtkeil fiel auf den Gang hinaus, und Janice trat, ein halb volles Whiskyglas in der Linken, auf den Flur. »Du bist schon zurück?«, sagte sie. »Ich hatte ...«
    Sie brach mitten im Satz ab. Die Überraschung auf ihrem Gesicht wich plötzlichem Schrecken, dann Angst.
    »Um Gottes willen?«, keuchte sie. »Was ist denn passiert? Du siehst aus, als ob ...«
    »Ich weiß, wie ich aussehe«, unterbrach sie Raven. »Jedenfalls weiß ich, wie ich mich fühle, und wenn ich genauso aussehe, dann muss ich schrecklich aussehen. Also sei ein Schatz und lass mich rein. Oder hast du gerade Herrenbesuch? Ich kann auch später wiederkommen.«
    Janice runzelte ärgerlich die Stirn, trat zur Seite und nahm ihm die Lufthansatasche mit der Kamera und der Decke ab, als er an ihr vorbei in die Wohnung taumelte.
    Aus dem Wohnzimmer drang Licht und die gedämpften Stimmen von zwei, vielleicht drei Männern. Raven schob die Tür hinter sich ins Schloss, lehnte sich aufatmend dagegen und sah Janice vorwurfsvoll an. »Ich hatte also Recht«, sagte er. »Du hast Herrenbesuch.«
    »Selbstverständlich«, sagte Janice ungerührt. »Und gleich zwei Mann. Wenn schon, soll es sich auch lohnen.«
    »Wer ist es?«
    »Das geht dich nichts an«, gab Janice spitz zurück. »Verrate mir lieber, was mit dir passiert ist. Hat man dich überfallen?«
    Raven schüttelte den Kopf, seufzte und ging mit einem unterdrückten Schmerzenslaut auf die Badezimmertür zu. »Ich erzähle es dir später«, murmelte er. »Sei so lieb und leg mir ein paar frische Sachen raus. Ich versuche eben, mich zurechtzumachen. Schließlich soll dein Herrenbesuch keinen allzu schlechten Eindruck von mir haben.«
    Er wankte ins Bad, schaltete das Licht ein und drehte ungeschickt an der Mischbatterie, während er bereits mit der Linken die Krawatte löste.
    Das warme Wasser tat gut. Er duschte fast zehn Minuten, und der unerträgliche Schmerz in seinen Rippen wurde zu einem quälenden Pochen, schlimm, aber nicht mehr zu schlimm. Sein Gesicht war ein größeres Problem. Die linke Augenbraue war aufgeplatzt, und seine Lippen begannen anzuschwellen. Wahrscheinlich würde er spätestens morgen Schwierigkeiten mit dem Sprechen haben.
    Er säuberte sich vorsichtig, betrachtete sein Gesicht sekundenlang im Spiegel und wandte sich schließlich mit einem resignierenden Seufzer um. Die beiden hatten nicht übertrieben, als sie von einem Denkzettel gesprochen hatten.
    Janice wartete mit einer Garnitur frischer Wäsche und seinem Hausmantel vor der Tür. Er zog sich an, lächelte dankbar und deutete mit einer Kopfbewegung zum Wohnzimmer. »Wer ist es?«
    »Card«, antwortete Janice. »Er hat noch jemanden mitgebracht. Sie warten auf dich.«
    Raven blinzelte irritiert. »Sie warten? Hast du ihnen nicht gesagt, dass ...«
    »Doch«, unterbrach ihn Janice,

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