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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in das schwammige Gesicht, ohne die geringste Wirkung zu zeigen.
    Schließlich hörte Kardens Gegenwehr auf. Sein Gesicht verzerrte sich. Seine Arme sanken herab, der Kopf fiel auf die Seite, als hätten seine Muskeln nicht mehr die Kraft, sein Gewicht zu tragen. Dann erschlaffte er.
    Das Wesen blieb noch einen Moment reglos stehen. Seine Arme öffneten sich. Der Leichnam fiel polternd zu Boden. Dann wandte es sich um, hob die Hand und winkte.
    Coco setzte sich langsam in Bewegung. Seine Schritte wirkten steif und ungelenk wie die einer Marionette, und der Blick seiner Augen war leer.
    Der junge Farbige war längst nicht mehr Herr seines Willens. Steif wie eine Puppe, ein menschlicher Roboter, der stur dem einmal erteilten Befehl folgte, ging er hinter dem Wesen aus dem Raum.
    Unten im Treppenhaus warteten andere auf sie.
    Und es würden noch mehr werden, bevor die Nacht vorbei war.
    Raven kam in dieser Nacht nicht mehr zum Schlafen. Gifford und der Inspektor blieben noch mehr als zwei Stunden, aber selbst, als sie endlich gegangen waren, fand er keine Ruhe.
    Jetzt, als die Anspannung vorbei war, spürte er die Schmerzen erst richtig; sein Körper fühlte sich an, als wäre eine ganze Hundertschaft römischer Legionäre zwei Dutzend Mal über ihn hinweggetrampelt, und jedes Mal, wenn er Luft holte, hatte er das Gefühl, dass sein Brustkorb kurz vorm Zerspringen sei. Er war heilfroh, dass es draußen hell wurde und sich der kleine Zeiger der Uhr der Acht näherte. Irgendwie hatte er das Gefühl, die ganze Sache erst dann abschließen zu können, wenn er Perkins angerufen und ihm mitgeteilt hatte, dass er den Auftrag nicht annehmen konnte.
    Er duschte noch einmal und ausgiebiger, zog sich um und ließ sich hinter seinen Schreibtisch sinken. Zehn, fünfzehn Sekunden lang starrte er den Telefonhörer an, ehe er abhob und zögernd Anthony Perkins' Nummer wählte. Im Grunde konnte er es sich nicht leisten, den Auftrag abzugeben, Gelders' Gorillas hin oder her. Zu behaupten, dass seine Detektei schlecht ginge, wäre geschmeichelt. Perkins war seit Wochen der erste Klient gewesen, der sich in sein Büro verirrt hatte. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich unbezahlte Rechnungen und Mahnbriefe, und der einzige Besucher, der mit schöner Regelmäßigkeit kam, war der Gerichtsvollzieher.
    Trotzdem wählte er die Nummer tapfer zu Ende und wartete, bis am anderen Ende der Leitung abgehoben wurde. Er hatte keine Lust, sich wegen der paar Pfund alle Knochen im Leibe brechen zu lassen. Gelders' Schläger würden ihre Drohung wahr machen, daran zweifelte er keine Sekunde.
    Das Gespräch wurde sehr lang und sehr hektisch. Perkins war alles andere als erfreut, und er gab sich nicht die geringste Mühe, dies zu verbergen. Vor allem nicht, als ihm Raven schonend beizubringen versuchte, dass er die Anzahlung nicht zurückgeben konnte.
    Janice kam mit einem Tablett Kaffee und belegter Brote aus der Küche, als er endlich fertig war und auflegte. Sie wirkte übernächtigt und müde, aber sie lächelte, als sie ihre Last vor ihm ablud und sich seufzend in einen freien Sessel sinken ließ.
    »Wer war das?«, fragte sie mit einer Kopfbewegung auf das Telefon.
    Raven zog eine Grimasse. »Ich habe soeben unseren letzten Klienten vergrault«, erklärte er. »Du weißt doch, dass ich mich mit solchen Kleinigkeiten nicht mehr abgebe.«
    Janice seufzte. »Natürlich nicht. Jetzt, wo du Kunden in Adelskreisen hast ...« Sie schüttelte den Kopf, griff nach einem Sandwich und biss herzhaft hinein. »Seid wann kneifst du vor ein paar dahergelaufenen Schlägern?«, fragte sie kauend. »Wenn man dich normalerweise reden hört, nimmst du es doch mit jedem auf. Bruce Lee, King Kong und Superman eingeschlossen.«
    »Es waren keine dahergelaufenen Schläger«, antwortete Raven sauertöpfisch. »Die beiden waren Profis. Und ich habe kein Interesse daran, mich mit zwei Killern anzulegen, nur weil irgendjemand wissen möchte, mit wem seine Frau ihre Nächte verbringt. Zum Schluss vertragen sich die beiden doch wieder, und ich habe die halbe Londoner Unterwelt auf dem Hals.« Er schüttelte den Kopf, nippte an seinem Kaffee und verzog zufrieden das Gesicht. »Wenigstens ist der Kaffee gut.«
    »Ist dieser Gelders denn ein so großes Tier?«
    Raven zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich habe den Namen noch nie zuvor gehört. Und ich will ihn auch nicht wieder hören. Die Sache ist für mich erledigt. Ich werde mich lieber auf Giffords verwöhntes Töchterchen

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